A PERFECT CIRCLE Eat The Elephant

Warner

Eine Laudatio über Maynard’s vernachlässigtes Baby…

Zwar weniger vernachlässigt in der letzten Zeit, aber immerhin standen 15 Jahre zwischen diesem neuen Album und dem letzten Studiowerk mit originalem Material. Das ist tatsächlich länger, als TOOL brauchen, um ein Album im Kasten zu jagen (und das muss man einmal schaffen). In der Zwischenzeit baute sich Maynard James Keenan mehrere Standbeine auf – als Weinhersteller und mit dem Soloprojekt PUSCIFER, das zwischen 2007 und jetzt drei Full-Length Releases und drei EPs auf den Markt brachte. Auch APC-Gründer und Gitarrist Billy Howerdel ließ seine Band im Jahr 2004 zurück, um seine kreativen Ideen mit neuer Band ASHES DIVIDE fort- und umzusetzen. Alles sehr schade – besonders, dass A PERFECT CIRCLE seit Anbeginn immer irgendwie als „Nebenband“ gesehen wurde, überschattet von Maynard’s TOOL und Gitarrist James Iha’s SMASHING PUMPKINS. Die zwei APC-Veröffentlichungen, das Debüt aus 2000 „Mer De Noms“ und das 2003 erschienene „Thirteenth Step“ sind nämlich etwa das Feinste, was Rock nach der Jahrtausendwende zu bieten hat. Beneidenswerte Gitarrenriffs von Howerdel auf „Judith“ oder „The Outsider“, Keenan’s Vocals zum Niederknien auf „3 Libras“ oder „The Hollow“ und einzigartige Beats der Rhythm-Section auf „Pet“ oder „Blue“ sind Musterbeispiele dafür. 2010 wiederbelebt und seitdem sporadisch tourend, fand die Supergroup endlich im Jahr 2017 Kapazitäten für neues Material.

Das vorliegende Endprodukt „Eat The Elephant“ ist alles andere, als das, was man sich erwartet hätte. Das ist zu Beginn auch frustrierend, denn die teilweise überschmalzig klingenden Synth-Melodien wie bei „By And Down The River“, „TalkTalk“ oder „So Long, And Thanks For All The Fish“ kannte man von dem Rock-Outfit gar nicht. Dann gibt es noch ein paar skurille Einlagen wie Maynard’s Vocoder-Rap auf „Hourglass“ und das Goth-Instrumental „DLB“. Die wenigen Songs, die an alte Zeiten erinnern, sind die Lead-Single „The Doomed“ und „Delicious“. Like it or nor, aber A PERFECT CIRCLE haben sich extrem verändert. Die Betonung liegt stark auf Melodie, auf Synth-Arrangements und auf ruhige Passagen. Aber, je länger man sich mit „Eat The Elephant“ auseinandersetzt, desto mehr respektiert man diese 180°-Kehrtwende. Denn die Musik ist in den meisten Fällen sehr interessant und manchmal sogar bezaubernd, während Maynard’s Lyrics in keinster Weise enttäuschen. APC setzen eben auf Weiterentwicklung und täuschen nicht vor, eine Band zu sein, die sie vor 15 Jahren waren… Eine Band, die sie absolut nicht mehr sind.


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