ASTRAKHAN Astrakhan’s Superstar Experience

Black Lodge / Sound Pollution

Jesus ein Rocker, Judas eine Rampensau!

An sich ist diese schwedische Formation für lässig intoniertes, bisweilen auch ziemlich Groove-lastig angelegtes Material im Grenzbereich zwischen Classic, Heavy und Progressive Rock bekannt. Ihre bisherigen beiden Alben wurden nicht nur von der Fachpresse positiv aufgenommen, sondern brachten ASTRAKHAN zudem auch einen formidablen Ruf in einschlägigen Fan-Kreisen ein.

Die Truppe, die sich aus (Ex-)Mitgliedern von u.a. PAIN OF SALVATION, HOUSE OF SHAKIRA und ROYAL HUNT zusammensetzt, hat bei Konzerten neben ihren eigenen Songs in der Vergangenheit immer wieder mal ‚Gethsemane‘ aus dem Andrew Lloyd Webber-Musical „Jesus Christ Superstar“ als Zugabe dargeboten und dürfte durch die offenbar überaus positiven Reaktionen darauf auf die Idee gekommen sein, sich noch intensiver damit zu beschäftigen. Das führte zum Ergebnis, dass ASTRAKHAN das Musical stilistisch einigermaßen adaptiert haben und im Jahr 2018 im Rahmen einer ausgedehnten Skandinavien-Tournee zur Aufführung brachten.

Die aufgezeichnete und nun in CD-Format erhältliche Bühnenfassung von ASTRAKHAN ist zwar etwas kürzer ausgefallen als das Original, an der Tatsache, dass sich hier eine professionell agierende und wohl auch überaus ambitionierte Formation mit Bravour an keineswegs alltäglichem „Rock-Stoff“ versucht hat, ändert das jedoch nichts.

„Superstar Experience“ dürfte auch nicht nur Fans der Band zusagen, sondern auf Grund der gelungenen Gratwanderung zwischen Rock- und Metal-Klängen und Musical-Sounds eine breitgefächerte Zielgruppe ansprechen. Unter anderem jene Klientel, die sich für späte SAVATAGE sowie das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA generell begeistern kann, klingt doch so manche Interpretation des Webber-Stoffs dem Oeuvre des unvergessenen Paul O‘Neill nicht unähnlich.

Dass man das Original um zahlreiche Tracks gekürzt hat, fällt kaum ins Gewicht, da am Geschehen selbst nichts Essentielles weggelassen wurde. Zudem erhält als Zuhörer den Eindruck, es wurden bewusst bevorzugterweise die „Rock-tauglichen“ Kompositionen ausgewählt. Unter anderem das bereits erwähnte ‚‚Gethsemane‘, ‚Poor Jerusalem‘, ‚The Last Supper‘, ‚Judas Death‘ sowie das eigentliche Titelstück ‚Superstar‘.

Die Band selbst erweist sich nicht nur als über jeden Zweifel erhaben, vor allem die offenbar perfekt harmonierende Rhythmus-Abteilung, bestehend aus Per Schelander am Bass und Martin Larsson hinter der Schießbude versteht es immer wieder für exquisite Wendungen und für eine absolut reibungslosen Ablauf des Geschehens zu sorgen. Diese wird aber dennoch von den Gesangsdarbietungen dominiert.

Als „Jesus“ gibt sich ASTRAKHAN-Fronter Alexander Lycke nicht nur überraschend pathos-befreit, sondern lässt zur Begeisterung der Zuseher immer wieder auch den Rocker heraushängen. Auch die beiden weibliche Hauptrollen Karolina Karner und Teresa Perrelli machen als Maria und Maria Magdalena gute Figur ab, werden aber ebenso wie der „rockende Jesus“ von einem in Überform zu vernehmenden Mats Leven überstrahlt. Der „Mikro-Leginoär“ hat zwar schon zig-fach bewiesen, dass er so ziemlich alles von Hard Rock bis Doom Metal auf intensive Manier zu intonieren versteht, seine hingebungsvolle und aufopfernde Vorstellung als „Judas“ stellt aber definitiv eines der absoluten Highlights der letzten Karriere-Jahre des Sängers dar. Ob es eventuell durch Stellen in der Bibel bereits so zu interpretieren wäre, weiß ich ehrlich gesagt nicht ganz genau, Fakt ist, aber, dass „Judas“ gemäß der Interpretation von Mats eine wahre Rampensau vor dem Herrn gewesen sein muss!
 

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