AWAKEN Out Of The Shadows

Eigenproduktion / Pure Steel Records

Eine Perle aus dem Underground

Beeindruckend: Das "Out Of The Shadow"“ betitelte, zweite Album der aus Somers im Bundesstaat New York stammenden Band AWAKEN ist ein Doppel-Album mit gut 90 Minuten Spielzeit geworden. An Ideen und Mut dürfte es der seit knapp mehr als zehn Jahren existierende Formation also nicht mangeln. An Selbstvertrauen auch nicht, schließlich kam "Out Of The Shadows" ursprünglich im Eigenverlag auf den Markt und das in Zeiten, in denen fantastische Absatzzahlen in der Musikbranche längst Vergangenheit sind.

Da es die Truppe inzwischen aber geschafft hat das auf Edel-Perlen spezialisierte Label Pure Steel Records auf ihre Seite zu ziehen, ist das Album ab sofort zumindest einmal weltweit verfügbar. Kein schlechter Anfang, auch wenn es sich eigentlich gar nicht um den Szene-Einsteig von AWAKEN handelt. Die Band hat nämlich bereits 2012 ihr selbstbetiteltes Erstlingswerk über ein Label veröffentlichen dürfen, konnte sich damit aber nur bei Underground-Spezialisten einen Namen machen.

Ein Grund dafür dürfte im nicht gerade angesagten Stil zu suchen sein, der zwar grob als Prog/Power/Melodic Metal-Mixtur zu betrachten ist, jedoch wesentlich eigenständiger und in gewisser Weise auch  "eigenbrötlerisch" dargeboten wird als man es gewohnt ist. Generell lässt sich festhalten, dass sich AWAKEN an jener Ausführung von Prog Metal-Sounds orientieren, wie sie gegen Ende der 80er bis Mitte der 90er relativ häufig zu finden war.

Allerdings musste man schon damals die Untiefen der Underground-Szene abgrasen, um entsprechende Bands für sich entdecken zu können. Schließlich waren es in jener Zeit noch vorwiegend Demo-Cassetten, mit denen Formationen wie LAST VISION BLACK, INNER STRENGHT oder OPPOSITE EARTH auf sich aufmerksam zu machen versucht haben. Das gelang, wie wir wissen, nicht vielen. Denn selbst wenn die beiden letztgenannten Bands sehr wohl zu CD-Veröffentlichungsehren gekommen sind, blieb ihre Fanbase anzahlmäßig sehr, sehr überschaubar.

Ob es AWAKEN gut 25 Jahre später einfacher haben? Keine Ahnung. Tatsache ist jedenfalls, dass die von Sänger Glenn DaGrossa angeführte, zuvor unter dem Banner LAZARUS aktive Formation mit einer unglaublich facettenreichen Melange an den Start geht, die nahezu sämtliche Härte- und Tempobereiche abdeckt. Wie schon beim Vorgängerunternehmen LAZARUS (Geheimtipp am Rande: checkt mal deren 2007er EP "Episode One"!) ist diese nicht ganz so einfach zu beschreiben, zumal es mitunter binnen kurzer Zeit querbeet durch unterschiedliche Stilrichtungen geht.

So kommt es etwa vor, dass symphonisch angelegter Prog Metal von lässigen Hard Rock-Zitaten unterfüttert wird ('My Heart Of Darkness'), oder aber, wie in 'City Of Dis', dem dritten Teil des abschließenden, gut 20-minütigen Monumental-Epos 'Nine Circles', Keyboarder Andrew Colyer und Gitarrist Eric Wirsing von an DREAM THEATER erinnernden, harmonischen Klangkaskaden binnen weniger Sekunden in einen Früh-70er inspirierten, blues-infiltrierten "Duell-Modus" wechseln, ehe es erneut geradezu halsbrecherisch filigran und technisch weitergeht.

Das alles funktioniert bei AWAKEN ohne die entstandene Atmosphäre der jeweiligen Nummer zu beeinflussen. Auch, weil Glenn mit seiner Stimme entsprechend umzugehen weiß und er diese ebenso anpassungsfähig einzusetzen weiß. Weing überraschend also, dass sein Vortrag sehr eigenständig klingt.

Weshalb er aber in der einzigen Cover-Version ('Ride Like The Wind') bemüht wirkt wie Biff Byford zu klingen, weiß wohl nur er selbst. Da sich die Band aber ohnehin eher an das Christopher Cross-Original gehalten hat als an die SAXON-Version aus den späten 80ern relativiert sich der Vergleich ohnehin wieder einigermaßen.

Gesondert hervorheben möchte ich zum Schluß noch das kompositorische Highlight der Scheibe. An dem aufwühlend-bedrückenden, fast 15-minütigen 'Dachau Be My Destiny' sollte ab sofort gerne die gesamte "Prog & Beyond-Metal"-Abteilung gemessen werden! Gänsehaut pur!

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