BRÖSELMASCHINE Indian Camel

MIG

Krautrock deluxe

NAMM 2018: Wer die mittlerweile wichtigste Musikmesse der Welt im kalifornischen Anahaeim kennt wird wissen, dass sich da – speziell am Wochenende – die US-Musikerelite ein Stelldichein gibt. Aufgrund extremer Termindichte bekam ich davon herzlich wenig mit (nur Doug Aldrich fuhr mit mir Rolltreppe), allerdings ergab sich die Gelegenheit, eine deutsche Musikerlegende mal persönlich kennenzulernen.

Als Chefredakteur des drums&percussion-Magazins war mir Manni Von Bohr schon auf so mancher Messe begegnet, diesmal wurden wir einander hochoffiziell vorgestellt. Da ich mal bekennender BIRTH CONTROL-Fan war und ziemlich alle Scheiben des fulminanten Hendrix-Interpreten Randy Hansen im Schrank habe ging’s bald in medias res und so erfuhr ich, dass der Mann nicht nur mit beiden Bands nach wie vor zugange ist sondern auch seit Jahren bei der Krautrocklegende BRÖSELMASCHINE hinter der Schießbude sitzt. Und ganz zufällig hatte er auch deren ersten Longplayer seit 32 Jahren im Gepäck…

Nicht dass die Formation um Gründungsmitglied Peter Bursch (jawohl, der mit den Gitarren-Lehrbüchern) zwischenzeitlich untätig gewesen ware, man ging zwar immer wieder mal auf Tour aber 2017 dann endlich auch ins Studio. Neben Peter und Manni waren Liz Blue (voc), Detlef Wiederhöft (bs), Tom Plötzer (keys) und Michael Pommers (guit) mit von der Partie, als “additional musicians & friends” fungierten Percussion-Legende Nippy Noya, Lulo Reinhardt, Großneffe des unvergessenen Django Reinhardt, an der Akustischen und – last not least – Helge Schneider, der schon in früheren Jahren mit der Band sein Können am Saxophon zur Schau stellte.

Stilistisch ist “Indian Camel” ein spannender Schmelztiegel aus diversen Stilrichtungen, von Sitar-geschwängerten indischen Klängen über jazzige Sprengsel und knarzigen Bluesrock bis zu den altgewohnten, aber unvermindert fessendeln Psychedelic-Krautrock-Eskapaden.

Highlight ist definitiv der von hypnotischen Tabla-Rhytmen getragene, 12-minütige instrumentale Titeltrack, auf dem sich spacige Sitar-Klänge mit schwebenden Synthesizer-Passagen verweben und dazwischen Lulo dezent Ravel’s “Bolero” zitiert. Das darauf folgende “Stacey” ist für Bröselmaschine-Standards fast als poppig zu bezeichnen, besticht jedoch durch eine exquisite Gesangsperformance von Liz Blue, die gleichermaßen das gelungene, rockige Cover von Marc Bolan’s “Children Of The Revolution” veredelt.

Überaus gelungenes Comeback!

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