KANSAS Wer nicht probt, kann auch nichts!

Sänger Ronnie Platt erzählt uns das Wichtigste zum neuen Album

Da in den 90er und frühen 00er Jahren lediglich Compilation- und Live-Scheiben veröffentlicht wurden, durfte man durchaus der Meinung sein, dass die US-Prog Rock-Legende damit zufrieden wäre, die Konzerthallen in der Heimat zu füllen. Doch die anlässlich des 40-jährigen Band-Jubiläums zusammengestellte und 2015 schlussendlich veröffentlichte CD/DVD "Miracles Out Of Nowhere" dürfte bei KANSAS Geister erweckt haben, von denen man als Fan nicht mal mehr geglaubt hatte, dass diese überhaupt noch existieren. In jener Zeit kam es obendrein zu einem für die Band-Zukunft offenbar überaus einschneidendem Moment.

Seit nämlich der zuvor bei den US-Rockern SHOOTING STAR aktive Ronnie Platt in die unfassbar gigantischen Fußstapfen von Steve Walsh getreten ist, scheint die Formation endlich wieder an der Veröffentlichung von Studio-Alben interessiert zu sein. Mehr noch, die immer noch von den beiden Ur-Mitgliedern Phil Ehart (Dr) und Richard Williams (G) angeführte Truppe dürfte in den letzten Jahren sogar ganz gehörig von der Muse geküsst worden zu sein. So erscheint nach dem umjubelten 2016er Studio-Comeback "The Prelude Implicit" dieser Tage mit "The Absence Of Presence" das mittlerweile 16. Studioalbum der einst als Garagen-Band in Topeka, der Hauptstadt des Bandnamen gebenden Bundesstaates gestarteten Formation.

Das in der Besetzung Ehart, Williams sowie Billy Greer (Bass / Voc.), David Ragsdale (Violine / Voc.), Tom Brislin (Keyboards / Voc.), Zak Rizvi (G) und Ronnie Platt (der nicht nur als Sänger, sondern auch als Keyboarder tätig ist) eingespielte Teil klingt für KANSAS-Verhältnisse überraschend hart und heavy, weiß selbstredend aber auch mit den für die band-typischen Trademarks aufzuwarten. Die Chance den Sänger der Band ans Telefon zu bekommen, konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und löcherten den trotz der aktuellen Krisen-Stimmung entspannt wirkenden und überaus optimistisch in die Zukunft blickenden Ronnie mit unseren Fragen:

Ganz ehrlich: Wann habt ihr Euch denn für "The Absence of Presence" als Albumtitel entschieden? Viel aktueller geht es im Moment ja leider kaum....

Klar wirkt dieser Titel in der momentanen Lage fast wie eine Ironie, aber wir haben uns tatsächlich schon vor fast 12 Monaten auf diesen Titel festgelegt. Allerdings muss ich schon zugeben, dass es durchaus sein kann, dass nicht jeder diesen Ansatz auch so verstehen wird. Eine Änderung kam für uns aber trotzdem nicht in Frage.

Wann habt ihr damit begonnen Songs dafür zu komponieren?

Das lässt sich leider nicht mehr so ganz genau nachvollziehen. Im Prinzip haben wir seit den Aufnahmen zu "The Prelude Implicit" aber auch gar nicht mehr aufgehört neue Songs zu komponieren. Vor allem Zak war sehr kreativ und inspiriert und hat fast permanent an Song-Fragmenten gearbeitet. Egal, ob zu Hause, oder auf Tour. Was genau diesen Lauf ausgemacht hat, weiß ich leider nicht. Ich will ihn aber auf gar keinen Fall stoppen, haha.

Geht denn der vergleichsweise deutliche Heftigkeits-Anstieg des neuen Materials auf seine Kappe?

Zum größten Teil, denn die meisten Grundideen für die Songs stammen von ihm. Bei Zak läuft es momentan einfach perfekt. Einige der von ihm eingebrachten Riffs sind ihm zum Beispiel bei den Soundchecks durch den Kopf gegangen. Als er dann etwas davon anspielte, haben wir versucht einzusteigen und ihm musikalisch zu folgen. Manche unserer Soundchecks haben sich also wirklich gelohnt. Denn im Prinzip haben wir dabei das Grundgerüst des Tracks gemeinsam erarbeitet und zudem auch gleich geprobt.

Bei einer Probe sieht man die Band auch im Video zu 'Throwing Mountains', dem schwermütigsten aller neuen Songs. Ich meine es damit sogar mit einer eurer bisher härtesten Nummern überhaupt zu tun zu haben.

Diese Nummer dürfte tatsächlich etwas Besonders an sich haben. Bislang haben wir nämlich nicht nur ausnahmslos positives Feedback darauf erhalten, man hat uns darüber hinaus auch schon mehrfach attestiert, damit so mancher Progressive Metal-Band Konkurrenz machen zu können. Das Video an sich ist gar nicht so spektakulär, zeigt es die Band doch lediglich bei einem Live-Auftritt und beim Einstudieren der Song-Strukturen. Das war der Plan, die Leuten dürfen gerne sehen, dass wir hart für die Band arbeiten. Dazu gehört nun mal auch das Proben, aber da wir es lieben zusammen zu spielen, stört es uns auch nicht, wenn es dafür nur ein kleines Kämmerlein gibt. Wie eben in unserem aktuellen Video, das wir im "Tennessee Theatre" in Knoxville gedreht haben.

Interessant. Von der These "Wer proben muss, der kann nix", haltet ihr demnach nichts, oder?

Überhaupt nichts! Im Gegenteil, bei uns ist vieles nach dem Motto "Wer nicht probt, kann nichts!" ausgerichtet. Ich würde das sogar als Teil der Band-Philosophie sehen. Schon als ich in die Band eingestiegen bin, ist mir aufgefallen, wie wichtig das bei KANSAS ist. Da wir über die halbe USA verteilt leben, ist es uns zwar nicht möglich uns in kurzen Abständen dafür zu treffen, eine gewisse Regelmäßigkeit hat sich aber dennoch eingestellt. Für Aufnahmen kommen wir alle zusammen, weil das Arbeiten dadurch effizienter ist.

Klingt überraschend, aber nachvollziehbar und erklärt für mich auch, weshalb ihr das Album ohne einen Außenstehenden aufgenommen habt.

Stimmt. Außerdem haben wir Zak! Er hat sich vor einiger Zeit ein neues Haus gebaut und ein Studio eingerichtet, das technisch auf dem neuesten Stand ist. Zuvor hatten wir zwar ein Studio in der Gegend von Atlanta angemietet und unser Basic-Tracks eingespielt, danach überließen wir aber Zak die Nummern. Für uns war klar, dass wir auf diese Weise aufnehmen würden, er hat unser vollstes Vertrauen. Auch das gehört zum Arbeits-Ethos von KANSAS, den ich kennen und schätzen gelernt habe. Bei uns läuft alles auf Vertrauensbasis und auf kooperative Weise ab.

Alles klar. Dann habt ihr wohl auch im Kollektiv das Artwork auserkoren. Sorry, aber ich kann das Bild beim besten Willen nicht mit dem Titel in Verbindung bringen.

Das wird schon noch, haha. Auch das ist Teil unserer Band-Philosophie. Wir wollen den Fans ausreichend Interpretationsspielraum bieten. Sei es bei den Texten, oder eben dem Cover. Jeder darf seiner Fantasie freien Lauf lassen.

Eigentlich cool. Nur ist das momentan nicht immer möglich. Etwa beim Thema "Konzerte .....

Das stimmt leider. Auch wir mussten unsere "Point Of Know Return Anniversary"-US-Tour verschieben. Dabei lief die Planung und Vorbereitung dafür verdammt gut. Egal, ändern kann man die Situation ohnehin nicht, deshalb haben wir unser Management damit beauftragt, so schnell wie nur irgendwie möglich, Ersatztermine zu checken. Für unsere Gastspielreise bei Euch in Europa bin ich aber immer noch zuversichtlich. Zwar kann sich von einen Tag auf den anderen alles komplett verändern, noch aber geben wir die Hoffnung nicht auf, von Mitte Oktober an für vier Wochen unseren Fans auf dem europäischen Kontinent eine KANSAS-Show zu genießen.

Wie heißt es doch so schön: die Hoffnung stirbt zuletzt......da schließen wir uns natürlich an!

 

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