SATAN Eine Entschuldigung an Mutter Erde

Gitarrist Steve Ramsey hat zum neuen Album "Earth Infernal", aber auch zu anderen Themen einiges zu berichten

 

 

Eingeschworene Fans dieser Band sind felsenfest davon überzeugt, dass SATAN eigentlich viel größer und bekannter sein müssten. Da es jedoch schon bald nach dem erfolgreichen 83er Debüt "Court In The Act" erste Unstimmigkeiten im Line-Up gab, und die Formation daraufhin den Bandnamen (BLIND FURY), die musikalische Ausrichtung sowie den Sänger wechselte, sollte es nicht verwundern, dass der 1987 aufgelegte Zweitling unter dem ursprünglichen Banner vielerorts eher kritisch betrachtet wurde. Da es in ähnlicher Manier, jedoch als PARIAH weiterging, hatten wohl viele Fans der ersten Stunde überhaupt nicht mehr damit gerechnet, jemals wieder ein Album von SATAN zu hören zu bekommen, auf dem die Originalbesetzung zu hören sein würde.

Doch 2013 war es tatsächlich so weit, und SATAN lieferten mit "Life Sentence" ein wirklich feines Album. Eingespielt in der der ursprünglichen Besetzung, in der sich das Quintett aus der nordenglischen Metropole Newcastle zwei Jahre zuvor wieder zusammengetan hatte. In dieser ist man seit damals auch zusammengeblieben, und beliefert die Fans in regelmäßigen Abständen mit frischem Material. Obwohl einige der Herren auch andere Projekte betreiben, mangelt es ihnen weder an Ideen noch an Motivation. Ebenso unverändert geblieben ist in der letzten Dekade leider auch die Situation unseres Planeten, weshalb der brandneue Dreher "Earth Infernal" (Metal Blade Records) von noch kritischeren Kommentaren dazu geprägt ist, wie uns Gitarrist Steve Ramsey im anberaumten Interview-Termin wissen hat lassen:

Inwiefern steht denn euer aktuelles Album in einem direkten Zusammenhang mit seinen Vorgängern? Zumindest die Artworks scheinen sich aufeinander zu beziehen, oder?

Auf jeden Fall! Mit dem Cover von "Life Sentence" wollten wir die Fans direkt an unser Debüt erinnern. Nach dem Motto: Wir sind wieder da. In alter Besetzung, und in alter Frische. Das ist uns gelungen, und daher haben wir diesen Weg auch beibehalten. Für "Earth Infernal" gab es lediglich die Vorgabe, auf den ersten Blick klarzustellen, dass es von den Texten her unser bislang düsterstes Werk überhaupt ist. Das wurde verdammt gut umgesetzt. Die Farbgestaltung und der Titel ergänzen sich wunderbar. Ich denke, man hat eine Idee, was da auf einen zukommt.

Mit Sicherheit. Abgesehen davon, scheint ihr auch musikalisch dieses Mal experimentierfreudiger als üblich gewesen zu sein. Zumindest was die Gitarren betrifft. Stimmt‘s?

Cool, dass man es bemerkt! Russ Tippins kam damit an, und ich war sofort davon angetan. Wir überzeugten unsere Kollegen recht bald, dass nicht immer nur mit Harmonie-Gitarren gearbeitet werden muss.

Versteht uns bitte nicht falsch, es gibt jede Menge der für uns typischen Passagen und Soli auf dem Album zu hören, doch wir wollten definitiv auch einmal etwas anderes probieren. Das Rad neu zu erfinden, stand natürlich auch nicht auf unserer Agenda, und auch für echte "Experimente" bestand kein Bedarf. Aber unisono klingende Lead-Gitarren gab es bei uns noch nie. Deshalb haben wir damit ein wenig herumprobiert, und sind zum Entschluss gekommen, dass so etwas bei einigen Songs das Klangbild aufwertet. Ich denke, im Metal-Bereich ist das immer noch unüblich, im Classic Rock, speziell im Southern Rock, dagegen kommt es immer wieder mal vor.

Der Härtegrad wurde dadurch aber nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil, die Scheibe wirkt sogar deutlich heftiger als die letzten beiden. War das Absicht, oder sind die Tracks im Laufe der Zeit einfach immer härter geworden?

Das ist schwer zu beantworten. Zum einen, weil es bei uns eigentlich keinen bestimmten Zeitpunkt gibt, ab dem an einem neuen Album gearbeitet wird. Wir sind eher eine Band, die kontinuierlich Songs schreibt, und diese dann eben bei Bedarf zur Aufnahmereife bringt.

Was aber mit Sicherheit zutrifft, ist dass »Earth Infernal« die düsterste Atmosphäre aller unserer Alben aufweist. Das war definitiv gewollt, denn Sound und Texte sollten eine Einheit bilden. Ob die Scheibe dadurch härter klingt als die anderen? Keine Ahnung, ehrlich nicht.

Kein Thema, zumal wir ja nicht davon sprechen, dass "Earth Infernal" ein für Euch stilistisch aus dem Rahmen fallendes Album geworden wäre. Wesentlich wichtiger erscheinen ohnehin die Texte.

Die stimmen den Zuhörer nachdenklich, und lassen daraus schließen, dass ihr Euch sehr viele Gedanken über die Zukunft des Planeten macht.

Eines gleich vorweg: Wir wollen weder als Prediger dastehen, und schon gar nicht jemandem unsere Meinung zu irgendeinem Thema aufschwatzen! Jemanden zum Nachdenken zu bringen, ist uns aber sehr wohl wichtig. Das ist doch das Mindeste, dass man als Künstler tun muss. Schließlich hat man die Chance mit seiner Kunst, in welcher Form auch immer, mehr Menschen zu erreichen, als es anderen Menschen möglich ist. Leider wird diese Möglichkeit von vielen Leuten aber auch schändlich missbraucht.

Denk' doch nur an all diese Verschwörungstheoretiker! Egal, welchen Humbug sich die auch einfallen lassen, sie finden sofort Gehör und Anhänger. Ich kann nicht erklären, warum das so ist, aber diese Typen sind mittlerweile zu einem großen gesellschaftlichen Problem geworden. In "A Sorrow Unspent" haben wir uns damit ebenso auseinandergesetzt, wie mit dem Umstand, dass auf Grund dieser Verschwörer ein großer Teil der Bevölkerung schön langsam, aber sicher den Glauben an die Wissenschaft verliert. Das Resultat davon wiederum sind die immer mehr werdenden Fake-News, die nicht mehr von der Realität auseinandergehalten werden können. Es ist ein echter Teufelskreis!

Die Songs scheinen thematisch eine in sich geschlossene Angelegenheit zu ergeben. Ein Konzept liegt dem Album aber nicht zugrunde?

Nein, das kann man nicht sagen. Obwohl wir uns in nahezu allen Songs in irgendeiner Weise mit problematischer Thematik beschäftigt haben. Die Nummern stehen aber definitiv für sich selbst, und auch auf irgendwelche Zwischenspiele haben wir verzichtet. Es sind lediglich die Texte, genauer gesagt unsere Ansichten, die sich durch "Earth Infernal" ziehen. Einige Nummern hängen aber sehr wohl direkt miteinander zusammen. So etwa "Twelve Infernal Lords" und "Earth We Bequeath". Darin befassen wir uns mit dem Klimawandel und der Erderwärmung.

Zwei Themen, die zwar in aller Munde sind, aber leider von den dafür eigentlich vorgesehenen Stellen nicht entsprechend behandelt werden. Das trifft übrigens nicht nur auf England zu, das ist leider ein weltweites Problem. "Earth We Bequeath" kann ich mit bestem Gewissen als den Titeltrack anführen. Schließlich handelt es sich dabei um unsere Entschuldigung an Mutter Erde. Die Entschuldigung dafür, was ihr die Menschheit antut.

Wie schätzt Du die Chance ein, dass Musiker von eurem Status diesbezüglich irgendetwas bewirken zu können?

Keine Sorge. Ich bin Realist genug, um zu wissen, dass wir nicht allzu viel erreichen können. Andererseits tut es aber wohl jedem Künstler gut, wenn er zu hören bekommt, was er mit seinem aktuellen Werk ausgelöst hat. Von daher wären wir schon zufrieden, wenn wir von unseren Fans dazu Feedback bekommen würden. Ich bin jedenfalls schon sehr neugierig darauf. Bezüglich der Musik mache ich mir jedenfalls keine Sorgen, denn ich bin davon überzeugt, dass ihnen das Album gefallen wird.

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