THE FLOWER KINGS Waiting For Miracles

Inside Out Music / Universal

Einmal quer durch die Prog-Historie

Auch wenn es den Eindruck macht, diese Formation würde in den letzten Monaten ein wenig überpräsent sein, sei hinzugefügt, dass man einige Fakten differenziert betrachten muss. Zunächst einmal, dass Mastermind Roine Stolt das vermeintlich aktuelle Werk "Manifesto Of An Alchemist" im vergangenen Jahr bewusst unter Banner ROINE STOLT‘S THE FLOWER KING ausliefern hat lassen, da es sich nicht um ein „Band-Album“ im eigentlichen Sinne gehandelt hat. Zum anderen muss auch gesagt werden, dass die letzte Tournee eher als „Vergangenheitsbewältigung“ gesehen worden ist, weshalb die Shows mit dem Titel THE FLOWER KINGS REVISITED über Bühnen gingen und Roine nebst Kollegenschaft dabei keinerlei Wert auf Aktualität legten.

So gesehen ist es also eigentlich doch schon sechs Jahre her, seit "Desolation Rose", das eigentlich "aktuelle" Studioalbum dieser schwedischen Prog Rocker erschienen ist. Seit diesem Zeitpunkt wurde die Band zwar an zwei Positionen verändert, keineswegs jedoch hat sich die Truppe die Freiheit nehmen lassen ein Prog Rock-Album nach ihrem eigenen Geschmack einzuspielen.

Dass es dabei zu einem überaus wilden Ritt quer durch nahezu sämtliche Gangarten der Prog--Historie gekommen ist, scheint Programm zu sein und überrascht nicht wirklich. Ebenso wenig, dass es darauf jede Menge 70er Jahre-Reminiszenzen zu vernehmen gibt. Und auch die Tatsache, dass es den Musikern rund um den umtriebigen Mr. Stolt (der wohl auch in den nächsten Monaten nicht ruhen wird, sondern abermals einen entscheidenden Beitrag zum avisierten, nächsten TRANSATLANTIC-Album beitragen wird) keineswegs an Ideen gemangelt hat, war nicht nur auf Grund der im Endeffekt sogar verdammt langen Veröffentlichungspause zu erwarten. Im Gegenteil, denn von Ideen- oder Inspirationsmangel kann hier keine Rede sein, schließlich musste man "Waiting For Miracles" sogar als Doppel-Album veröffentlichen um sämtliche Songkreationen unterzubringen.

Zu einer bloßen Aneinanderreihung von Kompositionen ist aber dennoch nicht gekommen, das stellt allein die Tatsache unter Beweis, dass der zweite Dreher (der es allerdings nur auf knapp mehr als 20 Minuten Spielzeit bringt) mit einer Reprise des Intros 'House Of Cards' beginnt und so - trotz des notwendigen Wechsels des Tonträgers - eine Fortsetzung des Vortrags suggeriert wird.

Dass es sich bei THE FLOWER KINGS um Meister ihres Faches handelt, muss längst nicht mehr gesondert erwähnt werden, sehr wohl aber die Leichtigkeit mit der durchaus radio-taugliche Tracks im gediegenen Mid-Tempo ('Black Flag') mit verschachtelten und abgefahrenen Nummern ('Miracles For America') zu einem stimmigen Mix verwoben werden konnten, und das ist nun wahrlich nicht alltäglich!

Frickelige Jazz-Passagen als gewieft gesetzte Kontrapunkte werten den Hörgenuss ebenso auf wie pointiert verwendete, knallharte Rock- ('The Rebel Circus') und emotionsgeladene Blues-Zitate ('The Bridge') und lassen die knapp 90 Minuten Gesamtspielzeit zu einem zwar durchaus anspruchsvollen und nicht sofort begreifbaren, dafür aber umso ertragreicheren Vergnügen werden. Als solches entpuppt sich auch die irgendwie aus dem Programm fallende, poppige Hook-Lawine mit dem Titel 'Wicked Old Symphony', mit er es den Herrschaften sogar gelingen könnte sich in diversen Radio-Stationen zu etablieren. Chapeau!

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