THROANE

Ein Interview mit einer ausgesprochen kreativen Seele

THROANE haben im Oktober letzten Jahres mit „Plus Une Maine A Mordre“ ein herausragendes Album via Debemur Morti Productions veröffentlicht. Das war Grund genug, um Dehn Sora, dem Mann, der hinter THROANE steckt, ein paar Fragen zu stellen.

Hallo Dehn, zuerst einmal möchte ich mich vorab dafür bedanken, dass Du Dir die Zeit nimmst, meine Fragen zu beantworten.

Der Dank ist auf meiner Seite, denn das Interview bedeutet mir sehr viel.

Wärst Du bitte so freundlich und würdest THROANE kurz vorstellen? Ist es immer noch ein Ein-Mann-Projekt oder hast Du mittlerweile Mitstreiter an Deiner Seite?

THROANE entstand 2016. Ich war mit sehr emotionalen Dingen konfrontiert, es war wohl eine der schwierigsten Zeiten in meinem bisherigen Leben. Genau aus dieser Situation heraus entstand THROANE. Instrumente in die Hand zu nehmen, ist für mich der einzige Ausweg, um mich aus einer scheinbar aussichtslosen Situation zu retten. Das ist eine automatische Reaktion von mir. Es ist für mich ein Weg, um endlich wieder ans sichere Ufer zu gelangen.

THROANE ist immer noch ein Ein-Mann-Projekt. Enge Freunde helfen mir zwar bei der Studioproduktion und unterstützen mich bei Live-Auftritten, aber letztendlich ist THROANE etwas, was aus meiner Persönlichkeit und meinem Schaffen resultiert und das wird auch so bleiben.

Was bedeutet der Name THROANE eigentlich? Ich habe in einem älteren Interview gelesen, dass es eine Kombination der Wörter „throne“ (Thron) und „throat“ (Kehle) ist.

Das ist richtig. „Throat is the Throne of every knots“ ist eine Phrase, die mir in den Sinn kam, als ich über den passenden Namen für dieses Projekt nachdachte. Im Nachhinein habe ich gelernt, dass „Throane“ im niederländischen Dialekt „eine Träne“ bedeutet.

Dein letztes Album „Plus Une Main A Mordre“ hat mich sehr beeindruckt. Die Musik und auch der Gesang sind vom einer immensen Intensität. Es fühlt sich an, als ob Du eine Menge Schmerz und negative Gefühle in die Songs verpackt hast.

Danke für Deine Worte!

Oh ja, es ist tatsächlich viel Schmerz in das Album geflossen. Eigentlich hat genau diese Art von Seelenpein dazu geführt, dass ich THROANE ins Leben gerufen habe. Das Projekt hat mir dabei geholfen, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Zu dem Zeitpunkt, als das erste Album entstanden ist, habe ich mich mit unglaublich vielen Gefühlen herumgeschlagen und sah nur einen Ausweg, nämlich meine Emotionen in Musik zu verarbeiten. Die zweite Scheibe schrieb ich zu einem Zeitpunkt, als ich annehmen konnte, was damals geschehen war und es mir auch wieder möglich war, in die Offensive zu gehen.

Wie würdest Du die Musik beschreiben, die Du mit THROANE kreierst? Black Metal? Ambient? Oder befasst Du Dich mit solchen Kategorisierungen gar nicht?

Da ich das Gefühl habe, musikalisch sowieso nie in ein bestimmtes Schema zu passen und dadurch konstant in der Außenseiterrolle bin, beschäftige ich mich mit diesem Thema eigentlich nicht wirklich. Ich mache einfach, was aus mir heraus fließt und gebe damit meinen Gefühlen eine Ausdrucksform. Darüber nachzudenken, wie ich Songs schreiben muss, damit ich sie in ein Genre einordnen kann, würde mir niemals in den Sinn kommen.

Du schreibst also das komplette Songmaterial alleine. Oder gibt es doch jemanden, der Dich in welcher Form auch immer unterstützt?

Nein, ich schreibe alle Songs alleine, denn THROANE ist im ganzen Konzept eine Art einsames Projekt. Für die Liveshows werden die Nummern ein wenig anders arrangiert, damit sich auch die Freunde, die mich live unterstützen, in den Songs wiederfinden können. Ich denke, wir gehen bei Konzerten direkter an die Stücke heran.

Ich habe bei der Produktion meiner beiden Alben mit Samuel und Greg von CORTEZ zusammen gearbeitet. Grundsätzlich nehme ich alles im Alleingang auf, aber Greg spielt dann die Drums noch einmal ein, damit es sich ein wenig lebendiger anhört. Ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie meine Alben klingen sollen und Samuel verpasst den Songs am Ende exakt diesen Sound. Auf „Plus Une Maine a Mordre“ haben mich auch enge Freunde beim Gesang unterstützt, das hat zu dem Zeitpunkt gut für mich gepasst.

Wovon handeln Deine Texte? Bauen Deine Alben auf einem Konzept auf oder erzählt jeder Song seine eigene Story?

Die meisten Texte sind innerhalb von einer Stunde entstanden. Das geschieht irgendwie ganz von selbst, damit ich meine Gefühle und Gedanken wieder in den Griff bekomme. Mir ist bewusst, dass die meisten Leute die Wörter sowieso nicht verstehen werden, weil sie in der Musik untergehen. Mir ist es aber auch nicht so wichtig, dass meine Texte gut verständlich sind. Mir geht es darum, das Gefühl zu vermitteln, das ich hatte, als die Lyrics entstanden sind.

Die Namen der Alben lauten „Behind Us, The Light“ und „No Hand Left To Bite“. Das waren so Phrasen, die mir damals im Kopf herum gegangen sind. Flüchtige Gedanken, in denen das Wort „Ich“ nicht vorgekommen ist. Das Selbst wurde dadurch austauschbar.

Wirst Du auf Tour gehen, um „Plus Maine A Mordre“ live zu präsentieren oder bleibt es bei ausgewählten einzelnen Shows?

Ich glaube nicht, dass ich besonders viele Liveshows mit THROANE spielen werde. Das ist zumindest meine momentane Einstellung, ich kann nicht sagen, ob sich das ändern wird. Es ist hart für mich, mein Ich wieder mit den Gefühlen zu konfrontieren, die ich während dem Entstehen der Songs hatte. Ich habe mich geändert, ich bin zorniger geworden. Damals war ich extrem verzweifelt. Die Ausdrucksform für meine Emotionen hat sich geändert, die Gefühle selbst allerdings sind jedoch ähnlich wie früher.

Du bist Mitglied der CHURCH OF RA, einem Kollektiv, dem auch AMENRA und einige andere Bands bzw. Künstler angehören. Kannst Du mir ein bisschen etwas darüber erzählen? Was war eigentlich der Anlass, der zur Gründung der CHURCH OF RA geführt hat?

Die CHURCH OF RA entstand durch die Initiative der AMENRA Musiker. Es ist ein Zusammenschluss von Freunden, die einander die Hand reichen und sich gegenseitig motivieren. Da sind Musiker, Fotografen, Designer oder Tänzer mit dabei. Es gibt keine genauen Aufzeichnungen, wer Mitglied der CHURCH OF RA ist. Wir sind Individuen, die einander helfen, die jeweiligen Ideen umzusetzen. Ich sehe die anderen Mitglieder als eine Art Geschwister, wir sind zum Teil keine richtigen Freunde, gehören aber doch der gleichen Familie an.

Du arbeitest auch als Grafiker. Machst Du das nur für Bands oder beschäftigst Du Dich auch mit komplett anderen Projekten?

Meine grafischen Arbeiten stehen in enger Verbindung mit Musik, Bands oder Plattenfirmen, denn das ist ein Bereich, indem es viel Luft nach oben gibt. Hier kann ich experimentieren und einen Teil der Geschichte der jeweiligen Person mitgestalten. Mein tägliches Brot verdiene ich ebenfalls im grafischen Bereich, ich bin Art Direktor in einem Studio, das sich auf Videomapping spezialisiert hat. Du siehst, ich bewege mich den ganzen Tag lang in vielen verschiedenen Sphären, das hält mein Gehirn in Schwung.

Wie bist Du zu Deinen ganzen Jobs gekommen? Hast Du Grafikdesign bzw. Kunst studiert oder bist Du Autodidakt?

Ich habe schon als Kind sehr viel gezeichnet. Letztendlich habe ich zwei Jahre Multimedia Design studiert, mir jedoch selbst sehr viel beigebracht. Ich habe sechs Jahre lang in einer Druckerei gearbeitet, habe den Job aber vor zwei Jahren aufgegeben, um mir mit Hilfe von Freunden Fähigkeiten im Bereich Motion Design anzueignen. Ich wollte immer in einem kreativen Sektor arbeiten. Es ist jedoch ein Knochenjob, wenn man mit so einer Arbeit sein tägliches Leben finanzieren möchte, aber ich bin in der glücklichen Lage, es geschafft zu haben. Es gibt allerdings schon einen Unterschied zwischen meinem beruflichen Alltag und meinen privaten Arbeiten. Bei letzteren finde ich den nötigen Ausgleich zu den Kompromissen, die ich im regulären Job wegen Geld oder Kundenwünschen eingehen muss.

Kommen wir nochmals auf die Musik zurück. Bist Du auch bei anderen Bands oder Projekten mit dabei?

Mein Hauptprojekt nennt sich TREHA SEKTORI. Ich habe damit bereits einige Alben veröffentlicht, es gab Kollaborationen mit anderen Musikern und ich hatte die Chance, in verschiedenen europäischen Ländern sowie in Russland aufzutreten. Ich bin auch bei SEMBLER DEAH mit am Start, das ist ein Zusammenschluss von AMENRA und OVTRENOIR Musikern, die sowohl enge Freunde als auch Gastmusiker bei THROANE Liveshows sind.

Ist Musik eine Inspiration für Dich? Hast Du es gern ruhig, während Du arbeitest oder hörst Du Musik dabei?

Sobald ich arbeite, höre ich eigentlich kaum noch Musik. Ich schaue dabei jedoch gerne Dokumentationen, denn die Stimmen der Sprecher helfen mir, mich auf meine eigene Arbeit zu konzentrieren. Ich sollte eigentlich mehr Audiobooks hören, eine Zeit lang habe ich das auch schon gemacht. Musik lenkt mich von meiner eigentlichen Tätigkeit ab, denn wenn ich Musik höre, dann kann ich mich nur noch auf das konzentrieren, was die Songs in meinem Kopf auslösen und verliere jeglichen Fokus auf den Job.

Es mag ein wenig seltsam klingen, aber die Musik von THROANE erzeugt ein Bild von Dir, dass dich als sehr zurückgezogene Person zeigt. Ist das richtig?

Ja, ich komme gut damit zurecht, alleine zu sein. Ich bekomme schnell eine Art „soziale Überdosis“, wenn zu viele Menschen um mich herum sind. In Menschenmengen habe ich mich noch nie wohl gefühlt, es kostet mich sehr viel Mühe ruhig zu bleiben und es zieht mich ganz schnell runter. Ich umgebe mich gerne mit wenigen Menschen, denn dann kann ich mich gut auf das konzentrieren, was mir mein Gegenüber zu sagen hat. Ich möchte mich einer Konversation hingeben. Das soziale Interagieren war in der Vergangenheit ein massives Problem für mich, die Livegigs haben mir aber geholfen, diese Sache besser in den Griff zu bekommen. Du hast ja keine andere Wahl, als Deine Sozialphobie aufzugeben, wenn Du vor einer Dir total fremden Menschenmenge auf der Bühne stehst und Deine Musik präsentierst.

Wie schauen Deine nächsten Pläne aus? An welchen Projekten arbeitest Du im Moment?

Ich habe keine Pläne, ich lasse die Dinge auf mich zukommen. Es ist gibt immer irgendetwas, das mich beschäftigt hält.

Gibt es eine reelle Chance, Dich mit THROANE in absehbarer Zeit hier in Österreich live zu sehen?

Ich hoffe doch. Ich bin bereits mit TRHEA SEKTORI in Innsbruck und in Linz aufgetreten und habe das Feeling dort sehr genossen.

Na dann drücken ich mal fest meine Daumen, denn eine THROANE Show steht ganz oben auf meiner Prioritätenliste. Bis dahin wünsche ich Dir erst einmal alles Gute und weiterhin viel Erfolg!

Photo Credits: Dehn Sora & Christiaan Westgeest