TUESDAY THE SKY The Blurred Horizon

Metal Blade Records

Ein weiteres, überaus hörenswertes Album des immer noch unterschätzten Saitenkünstlers

 

Man kennt Jim Matheos von FATES WARNING, bei denen er seit nunmehr 40 Jahren mit seinem exquisiten Spiel federführend ist. Der Gitarrist hat sich mit erlesenen Klängen der feinen Art aber nicht nur mit seiner Stammband einen Namen gemacht, zusammen mit John Arch, dem legendären ersten Sänger der Truppe, konnte er seine Fans auch unter dem Banner ARCH / MATHEOS euphorisieren. Doch ist der Metal keineswegs seine einzige musikalische Vorliebe. Der gute Mann ist zwar ausnahmslos in progressiven Gefilden beheimatet, verstand es bisher jedoch immer wieder für Überraschungen zu sorgen, da seine Kompositionen vielschichtiger und variantenreicher ausgefallen waren, als man annehmen durfte.

Auch in letzter Zeit haben sich offenbar wieder jede Menge an Songideen angesammelt, die er bei den beiden erwähnten Formationen nachvollziehbarerweise nicht unterzubringen vermochte. Da auch sein Nebenprojekt OSI (mit u.a. Kevin Moore) seit geraumer Zeit (das letzte Album "Fire Make Thunder" wurde bereits 2012 veröffentlicht) auf Eis gelegt worden sein dürfte, er aber auch für ein viertes Solo-Album nicht das entsprechende Liedgut an der Hand hatte, liefert Jim nun unter dem Projektnamen TUESDAY THE SKY mit "The Blurred Horizon" einen Nachfolger zu dem 2017 in die Umlaufbahn katapultierten "Drift".

Da Jim jedoch auch dafür die Songs zum Großteil im Alleingang komponiert, und auch eingespielt hat, ist die Frage, warum nicht doch ein Solo-Album dabei herausgekommen ist, zwar durchaus berechtigt, ein erster Höreindruck sollte die Entscheidung aber unmissverständlich klarstellen.

Der musikalische Vortrag hat nämlich weder mit dem rein akustischen Instrumental-Album "First Impressions" aus dem Jahr 1993 noch mit dem, zwar stilistisch unterschiedlichen, jedoch ähnlich angelegten 1999er Solo-Dreher "Away With Words" viel gemeinsam. Lediglich zum experimentell ausgeführten "Halo Effect" (2014) sind Ähnlichkeiten auszumachen, allerdings unterscheidet sich auch dieses Album speziell durch die etwas unterkühlte Atmosphäre von "The Blurred Horizon".

Diesbezüglich kann man einzig das bereits erwähnte „Drift“ als Referenz heranziehen, auch wenn der Psychedelic Rock-Faktor dieses Mal ebenso verstärkt worden ist, wie die nunmehr zu einem essentiellen Bestandteile gewordenen Post-Rock-Elemente.

Der mit einer einzigen Ausnahme einmal mehr rein instrumental dargebotene Vortrag wird zwar von einer permanent vorhandenen Melancholie und seinem Tiefgang geprägt, die mitunter vergleichsweise perlende Rhythmus-Arbeit sorgt aber immer wieder für Akzente und eine über abwechslungsreiches Hörerlebnis. Es war wohl ein schlauer Schachzug des US-Amerikaners sich zumindest teilweise auf die Hilfe eines professionellen Drummers zu verlassen. Noch dazu, wo der Posten von niemand geringerem als Gavin Harrison eingenommen wird. Der Brite gilt nicht zu Unrecht als einer der ganz Großen seiner Zunft, und prägt auch auch "The Blurred Horizon" - trotz eher dezenten - merklich mit seinem Spiel. Nachzuhören unter anderem im klangtechnisch eher experimentell ausgefallenen "Hypneurotic" oder dem psychedelischen Saiten-Trip "Laudanum Dream".

Aber nicht nur der bereits seit der ersten OSI-Alben von Matheos als Kooperationspartner geschätzte Fellgerber darf als Gast ins Rampenlicht. Auch der in der an den Schluss gestellten Cover-Version von "Everything Is Free" als Sänger geladene Tim Bowness weiß sich in Szene zu setzen und versteht es die im Original von der US-Sängerin Gillian Welch vor 20 Jahren veröffentlichte Nummer stimmig ins Gesamtkonzept zu integrieren. Einmal mehr also ein mehr als nur empfehlenswertes Album des leider immer noch schwerst unterschätzten Gitarristen.

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