ABBA Voyage

Universal

Fein gestrickte gute Laune-Musik

Das Comeback war minutiös geplant, ein strategisches Meisterwerk bis ins kleinste Detail. Weltweite, gleichzeitgig on air geschaltete Pressekonferenzen Anfang September mit immenser Medienpräsenz und – als Sahnehäubchen – der Veröffentlichung zweier brandneuer Songs. Die Ballade “I Still Have Faith In You” und das in buntem 70er-Geschenkpapier verpackte “Don’t Shut Me Down, das distinktive Reminiszenzen an Schlaghosen und glorreiche Disco-Nächte weckt, sind aus dem Stoff, von dem die darbende ABBA-Fangemeinde seit rund 40 Jahren träumte.

Die übrigen acht neuen Songs wurden bis zum Tag der “Voyage”-Veröffentlichung strengstens unter Verschluss gehalten und in Folge mit einer Vielzahl unterschiedlichster Kritiken bedacht. Aber was hatte man denn a priori erwartet? Dass Björn Ulvaeus, Benny Anderson, Agneta Fältskog und Anni-Frid Lyngstad genau dort anknüpfen wo sie 1982 mit “The Visitors” einen (ursprünglich interimistisch geplanten) Schlußstrich gezogen hatten? Dies tut, wenn überhaupt, “Just A Notion”, das es 1978 unverständlicherweise nicht auf “Voulez-Vous” geschafft hatte und dessen Gesangsspuren nun mit aktueller, gekonnter Instrumentierung unterlegt wurden. Dass die Herrschaften sich bei den restlichen neuen Tunes gelegentlich selbst zitieren ist durchaus legitim – so birgt “Keep An Eye On Dan” gewisse Ähnlichkeiten zu “S.O.S.” und auf “Bumblebee” lassen sich bei genauem Hören Spurenelemente von “Fernando” entdecken. Und wer dem honorigen Komponisten-Duo mangelnde Inspiration unterstellt sollte mal in aller Ruhe in “No Doubt About It” reinhören, das ist großes Kino in allen Belangen.

“Voyage” wird vermutlich noch ein Zeit lang polarisieren, dann werden die für nächstes Jahr geplanten Konzerte mit Avataren und bis dato noch kaum dagewesenen digitalen Großtaten in den Fokus rücken und – eh klar – ausreichend Möglichkeiten für kritischen Disput bieten. Bis dahin möge man bitte einfach die Vorurteile beiseite schieben, das ideologische Genörgel sein lassen und sich an diesem wirklich gelungen Stück Musik erfreuen. Danke für die Aufmerksamkeit!

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