AIRFORCE Acts Of Madness

Rock Of Angels Records / ROAR / Reigning Phoenix Music

Solide Vorstellung der Briten

 

Diese Formation steht für traditionelle britische Metal-Kost, und das schon seit Jahren. Durchaus zu Recht, schließlich hat man mit dem ehemaligen IRON MAIDEN-Drummer Doug Sampson sogar einen Mann im Line-Up, der nicht nur als Zeitzeuge, sondern definitiv auch als "Influencer" an der Entwicklung der NWOBHM beteiligt war.

Doug ist seit 2010 abermals bei AIRFORCE aktiv, sein erstes Engagement in der Band bleibt allerdings sehr häufig unerwähnt. Wohl auch, weil die erste Existenzphase der Briten ohne offizielle Veröffentlichung beendet wurde. Für viele Metal-Fans galt die Truppe deshalb als Newcomer, als sie 2016 das Debüt "Judgement Day" unters Volk zu streuen versuchte.

Dem war aber keineswegs so, dennoch hat sich erst ab diesem Zeitpunkt wirklich etwas getan im Lager der Band. So folgte zunächst der portugiesische Sänger Flavio Lino dem Lockruf der Herren um den Nachfolger "Strike Hard" einzusingen und sich in weiterer Folge längerfristig AIRFORCE als Frontmann anzuschließen. Darauf gab es reichlich positive Resonanz, weshalb die Band im Jahr 2021 unter anderem einen Auftritt bei einem Radiosender in Polen absolvieren durfte.

"Live Locked ‚N Loaded", so der Titel dieser Aufnahmen, die auch als CD veröffentlicht wurden, stellte auch den Einstand der Briten bei ihrem aktuellen Label dar. Selbiges kümmert sich nun auch um "Acts Of Madness", das sowohl als CD als auch in Form einer limitierten Vinyl-Edition aufgelegt wird. Die Trackliste ist ident, lediglich der Song 'Obliterated' ist nur auf der CD verewigt worden. Das klingt nicht wirklich spektakulär, ich weiß. Ist aber auf jeden Fall erwähnenswert, hat doch ein schwerer Schicksalsschlag die Fertigstellung des Drehers massiv beeinflusst. Ein Teil der Original-Aufnahmen ging nämlich kurzfristig verloren, da der ursprünglich für die Produktion vorgesehene Pete Franklin (ein langjähriger Freund der Band, der als Musiker bei CHARIOT und DEEDS mitgewirkt hat) diese verwahrt hatte, völlig unerwartet während des Entstehungsprozesses verstarb.

Mit Jezz Coad wurde zum Glück kurzfristig Ersatz gefunden und das Album finalisiert. Jezz hat vor allem an den Instrumentalpassagen gearbeitet und diese ein Stück weit "modernisiert". Den Rest hat er in Absprache mit der Band aber im Sinne des unvergessenen Bandkumpanen in traditioneller Machart formvollendet. Nicht zuletzt deshalb klingt die Scheibe auch wie der logische Nachfolger des erwähnten "Strike Hard". Die Songs wirken ebenso zeitlos wie traditionsbewusst und leben von der spieltechnischen Kompetenz der Musiker. Allen voran Gitarrist Chop Pitman lässt zudem immer wieder hören, dass er seine Inspiration vorwiegend von den Altvorderen bezieht, aber dennoch durchaus bemüht ist, eine eigene Duftnote zu  versprühen.

Selbiges gilt auch für die Rhythmusfraktion Doug Sampson und Tony Hatton. Deren Spiel kommt zwar vergleichsweise unspektakulär aus den Boxen, an Effizienz mangelt es dem Duo aber dennoch nicht.

Exemplarisch seien hier 'Sniper' und 'Westworld' genannt, die beide ziemlich viel von dem beinhalten, was man von einem ansprechenden NWOBHM-Track erwartet. Das ist auch gut für die Herren, denn es wäre wohl ein gehöriger Bauchklatscher geworden, wenn der an den Schluss gestellte MAIDEN-Klassiker 'Strange World' als einziges Highlight zu betrachten gewesen wäre. Dennoch ist keineswegs alles Gold was glänzt. Speziell was das Vortragstempo betrifft, hätte es ein wenig mehr Abwechslung sein dürfen. Zudem sei auch noch erwähnt, dass es deutlich jüngere, dieser Gangart ebenso frönende Bands gibt, die uns in letzter Zeit mit deutlich zwingenderen Songs die Ehre erwiesen haben.

Doch wie auch immer, NWOBHM-Fans sollten sich die Scheibe definitiv einmal anhören. Schließlich ist eine IRON MAIDEN-Referenz niemals eine üble Sache. Diese hat auf dem aktuellen Dreher übrigens erneut nicht nur Doug allein zu verantworten. Da sich auch Sänger "Lino" immer noch am jungen Bruce Dickinson zu orientieren scheint, trägt er ebenfalls sein Scherflein dazu bei. Das jedoch macht aus "Acts Of Madness" leider auch keinen Knaller, weshalb der Dreher wohl "nur" als grundsolide Vorstellung in Erinnerung bleiben wird.

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