ARCTIC MONKEYS Tranquility Base Hotel & Casino

(Domino/Goodtogo)

Klavier-Jazz-Swing-Crooner-Album der ehemaligen Teenager-Garage-Rock-Band.

Die ARCTIC MONKEYS waren eine der ersten Bands, deren Ruhm der Selbstermächtigung durch das Internet zugeschrieben wird. Bzw. der virtuellen „Mund-zu-Mund“-Propaganda durch die Fans. Damals, wir sind in etwa im Jahr 2004, hieß das Zauberwort „Myspace“. Mit bald folgendem Plattenvertrag und dem offiziellen Debütalbum „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“ (2006) war die Bubenband im zarten Teenageralter eine Sensation. Und vor allem tolle Pressestory: Teenager klimpern mit der ersten E-Gitarre vom Weihnachtsmann herum, Fans laden das Demo in dieses Internet hoch, Megawelthype, ein feuchter Traum! Erstaunlicherweise hat sich diese Band nicht als Eintagsfliege erwiesen, haben sie sich nicht nach zwei normalen plus zwei von Managern erzwungenen Alben endgültig aufgelöst, ist noch niemand drogentot oder durch zu verfrühten Ruhm ins Irrenhaus überstellt worden. Sogar schweres Gegenteil. Die Band hat sich als künstlerisch herausragend, integer, experimentierfreundig, innovativ und hochkreativ erwiesen. Der schnell und gern angenommene Zeitgeist-Indie-Rock / Post-Punk / Garage-Rock wurde in der ersten Experimentierphase auf Album Nr. 3 „Humbug“ (2009) von Josh Homme zu „richtiger“ Rockmusik verführt. Am fünften Album „AM“ (2013) ließen sie Hip Hop-Beats und R’n’B einfließen.

Der hier vorliegende Nachfolger macht erneut einen radikalen Schritt. Der Großteil des Ausgangsmaterials wurde von Sänger und Mastermind Alex Turner am Klavier produziert, ein Instrument, welches man im Sounduniversum der ARCTIC MONKEYS bislang mit der Lupe suchen musste. Dementsprechend weit weg sind wir hier vom Rock sondern finden uns eher im astreinen Nostalgie-Pop wieder. Alex Turner’s Stimme und ausufernde Melodieführung erinnert schon mal an jazzige Crooner- & Swing-Musik der 50er Jahre. Dann fühlt man sich wieder in die R’n’B- & Soul-Ära der 60er entführt. Oder an David Bowie’s sophisticated Pop zwischen Massenappeal und Avantgarde. Sogar von Robbie Williams’ Swinghommage „Swing When Your Winning“ aus dem Jahr 2001 verschuldete Speicherelemente in meinem Kopf wurden aktiviert, was sicherlich daran liegen mag, dass ich für die Originalsounds zu spät geboren und auch nie damit sozialisiert wurde. Erstaunliches Phänomen eigentlich diese ARCTIC MONKEYS. Wer hätte das 2006 gedacht. Ob da noch alle jungen Partyfans von damals mitziehen müsste bezweifelt werden. Die Band ist allerdings erfolgreich wie eh und jeh. Also werden Fans mit ihnen älter, reifer und interessierter und scheint die Band auch neue Leute ansprechen zu können.

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