ASTRAKHAN A Slow Ride Towards Death

Melodic Passion Records / Sound Pollution

Wie lange gelten die eigentlich noch als Geheimtipp?

 

 

Schon während der Bearbeitung von "Jesus Christ Superstar" haben die Schweden an neuem, eigenem Material gearbeitet. Im letzten Jahr hatte jedoch zunächst einmal die im Endeffekt exzellent gelungene Umsetzung des Musicals unter dem Titel "Astrakhan’s Superstar Experience" Priorität, weshalb seit dem zweiten Studioalbum "Adrenalin Kiss" mittlerweile satte fünf Jahre ins Land gezogen sind.

Doch diese Formation schert sich seit jeher kaum um etwaige Vorgaben, geschweige denn kann man den Eindruck gewinnen, irgendjemand könnte auf ASTRAKHAN Druck ausüben. Schon gar nicht, was die musikalische Ausrichtung betrifft. Die ist nämlich auf "A Slow Ride Towards Death" abermals ein ganzes Stück weiter in Richtung Eigenständigkeit geraten, als das auf dem letzten Studio-Dreher der Fall gewesen ist.

Die schon darauf deutlich eduzierten, auf dem Debüt "Retrospective" noch im gehörigen Ausmaß enthaltenen, Classic Rock-Anteile sind abermals zurückgeschraubt worden. Stattdessen liefern ASTRAKHAN nunmehr nahezu ausnahmslos Progressive Rock-Sounds, die allerdings sehr wohl von einer überaus prägnanten und effektiven Gitarre leben. Da die Position an der Sechssaitigen bei ASTRAKHAN momentan nicht offiziell besetzt ist, hat man Johan Hallgren von PAIN OF SALVATION für die Aufnahmen verpflichtet. Nachvollziehbar daher, dass man sich mitunter an dessen Hauptbetätigungsfeld erinnert fühlt.

Wesentlich dominanter ist jedoch einmal mehr die unglaublich ausdrucksstarke Stimme von Alexander Lycke. Kein Wunder, dass man diesen Kerl in seiner Heimat für einen der besten seiner Zunft hält. Die durchweg von einer dunklen, bis düsteren Atmosphäre durchzogenen Epen der Formation entfalten durch seine hingebungsvolle Art, noch viel mehr aber durch seine ausdrucksstarke Performance, erst so richtig ihre Wirkung.

Die Dunkelheit zieht sich im Prinzip wie ein roter Faden durch das Album. Das durfte man auf Grund des Titels zwar ohnehin erwarten, die in diesem Zusammenhang ebenso vermutete Tempo-Drosselung findet jedoch nicht statt. Im Gegenteil, ASTRAKHAN hat zwar sehr wohl entspannte und gefühlvoll vorgetragene Prog-Schmankerl ('Lonesome Cry') anzubieten, die Scheibe enthält jedoch auch Orgel-dominierte Achterbahnfahrten im Up-Tempo-Bereich ('What You’ll Resist Will Remain'; Jon LORD-Gedächtnis-Passage inklusive!) sowie nahezu geradlinig nach vorne preschende Exponate, wie das lässige Finale 'M.E 2020'.

Da die gesamte Bandbreite an Sounds auf durch die Bank gediegene, erlesen Weise umgesetzt werden konnte, muss einmal mehr die Frage gestattet sein, weshalb ASTRAKHAN eigentlich noch immer als Geheim-Tipp gehandelt werden?


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