Nach der kurzzeitigen Verunsicherung, ob es denn in diesem Jahr überhaupt ein Festival geben würde, gaben die Veranstalter bald nach dem letzten Festival bekannt, dass es eine weitere Ausgabe geben werden und konnten sogar noch vor dem Jahresende einen großen Teil der verpflichteten Bands präsentieren. Diese versprachen ein abwechslungsreiches Programm während der drei Festival-Tage und dieser Plan sollte für die Veranstalter auch erneut aufgehen. Leider erwies sich zwar auch die Wetterlage alles andere als „eindimensional“, zu Unterbrechungen oder gar Absagen war die Crew aber trotz mehrerer, zum Teil wirklich heftiger Gewitter nicht gezwungen.
Los ging es bereits am Mittwoch mit der inzwischen traditionellen „Warm-Up“-Show in der „Volksbank Messehalle“ direkt am Gelände. Augenzeugen zur Folge sollen dabei vor allem BATTLE BEAST abgeräumt haben, aber auch GRAVE DIGGER gut angekommen sein. Auf den Nachhauseweg geschickt wurden die Anwesenden erst kurz nach 02:00 morgens.
Petrus scheint darum "not amused" gewesen zu sein, denn er entlädt seinen „Unmut“ in Form von dunklen Wolken und ersten Schauern bereits am Vormittag über der schwäbischen Alb. Die Teutonen-Metaller STORWARRIOR und auch die Epic Doomer SORCERER aus Schweden müssen deshalb vor sehr spärlicher Kulisse loslegen, können sich aber zumindest auf die Unterstützung ihrer eingeschworenen Fans im Publikum verlassen.
Deutlich mehr los ist danach bei AUDREY HORNE. Nicht zuletzt, weil die von Aktivposten „Toschie“ am Mikro angeführten Norweger mit ihrem Breitwand-Hard Rock-Sound den Nerv des Publikums treffen. LOgisch also, dass bei Nummern wie ‚Blackout‘ oder ‚Out Of The City‘ die ersten Publikums-Chöre zu vernehmen sind. So etwas ist für BRAINSTORM längst Usus, speziell dann, wenn ein Heimspiel auf der Agenda steht. Zwar wären bei den zum Teil in schwäbischer Mundart gehaltenen Ansagen von Sänger Andy durchaus Untertitel angebracht gewesen, am Umstand, dass die fünf einheitlich in schwarz-weiß gekleideten Herrschaften mit Hymnen wie ‚Worlds Are Comin‘ Through‘ oder ‚Shiva’s Tears‘ einen Heimsieg nach Maß feiern dürfen, ändert das aber nichts.
Ganz offensichtlich gut unterhalten fühlt sich die inzwischen gehörig angewachsene Zusehermenge auch von THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA, wobei die von Björn Strid angeführte achtköpfige Formation ihre Zeitreise in die 80er Jahre auch optisch zu untermauern versteht und für Hingucker wie auch für Schmunzeln sorgt. Wer es zu jenem Zeitpunkt noch nicht mitbekommen hat, dass HARDCORE SUPERSTAR (die von ihrer Fluglinie im Stich gelassen wurden und ohne ihr Equipment in Deutschland gelandet sind!) und DREAM EVIL die Plätze in der Running Order tauschen, dürfte überrascht sein, eben nicht die schwedischen Spaß-Bomben auf der Open-Air-Bühnezu sehen, sondern ihre Landsleute rund um Star-Produzent Fredrik Nordström. Die sorgen zwar mit programmatischen Titeln wie ’The Book Of Heavy Metal‘ oder ‚Heavy Metal In The Night‘ für durchaus gute Stimmung, verfügen aber einfach nicht über den Party-Faktor der Kollegen.
Den haben auch I’LL BE DAMNED nicht unbedingt, die das Tages-Programm in der „Volksbank Messehalle“ eröffnen dürfen. Der furztrocken intonierte Stil-Mix der Dänen, der AC/DC-Anleihen genauso enthält wie derben Stoner Rock und Groove Metal, wird aber zumindest mit Höflichkeitsapplaus bedacht. Das gilt auch für KEEP OF KALESSIN, die danach die Bretter entern und von die Freunden härterer Klänge goutiert werden. Bei weitem aber nicht von allen, da die Band das Problem hat zeitgleich mit SOULFLY spielen zu müssen. Dadurch stehen die Norweger nämlich einem absoluten Publikumsmagneten gegenüber, denn überraschenderweise wissen Max Cavalera und seine Männer nicht nur die Neugierde des Publikums auf sich zu ziehen, sondern dieses auch zum Mitmachen zu animieren. Ein derartiges „Gummiball“-Auditorium wie bei ‚Prophecy‘, ‚Back To The Primitive‘ oder dem Finale ‚Jumpdafuckup‘ (zu dem Max die Zuseher zunächst bittet sich Hinsetzen, um dann dem Titel vollends gerecht zu werden!) hat Balingen nur selten zuvor gesehen! Die Stimmung ist durchwegs bestens, das Publikum am Feiern und Tanzen, selbst als der zottelige Sympath zwischenzeitlich mit seinem Berimbau für eher ruhigere, folkloristische Töne sorgt. Respekt!
Da das Equipment von HARDCORE SUPERSTAR immer noch nicht eingetroffen ist, versucht sich die Band mit geborgter Anlage und Instrumenten an einem improvisierten Hallen-Gig. Leider erfolglos, denn so sehr sich die Truppe auch bemüht, es ist ganz einfach nicht ihr Tag. Nach drei Tracks und einem defekten Elektronik-Teil an einem der Schlagzeug-Mikros müssen die Schweden schließlich endgültig w.o. geben. Schade.
Auf der Open-Air-Bühne dagegen läuft zu diesem Zeitpunkt alles bestens, denn Michael SCHENKER und seine Begleiter laden zu einem wahren, dem Titel gebührenden „FEST“. Neben den drei ehemaligen MSG-Frontleuten Gary Barden, Graham Bonnet und Robin McAuley hat Michael auch Doogie White im Schlepptau. Eine gute Entscheidung, denn von der stimmlichen Verfassung her ist der Schotte seinen Kollegen an diesem Abend sogar überlegen. Das soll die solide Leistung der drei Kollegen aber nicht schmälern, denn mit Ausnahme von Meister Bonnet, der bei seinem ersten Solo-Einsatz bei ‚Dancer‘ doch herzhaft neben der Spur liegt, weiß die Belegschaft mit einem abwechslungsreichen wie gediegenen Programm zu gefallen.
Dieses besteht aus SCORPIONS- (u.a. ‚Holiday‘ vom Namensgeber persönlich gesungen!) und UFO-Tracks (‚Doctor, Doctor‘) ebenso wie aus diversen MSG-, TEMPLE OF ROCK- und eben MICHAEL SCHENKER FEST-Nummern. Auch am Programm-Aufbau gibt es nichts zu meckern, denn der Meister persönlich geleitet mit diversen Anektdoten und Erklärungen durch das Programm und liefert als „Übergang“ vor den jeweiligen Sängerwechseln seine feinsten Instrumentalnummern. Als besonders feiner Zug erweist sich auch die Tatsache, die Show den beiden in diesem Jahr verstorbenen Ex-Kollegen Ted McKenna und Paul Raymond zu widmen. Lediglich die Tatsache, dass Michael bei einem „Quasi-Heimspiel“ in Balingen auf die englische Sprache setzt, sorgt für Irritationen. Das ist jedoch Jammern auf höchstem Niveau, denn musikalisch betrachtet, ist dieses „FEST“ eine Headliner-Show par excellence!
Das müssen auch VENOM INC. zur Kenntnis nehmen, die im Laufe ihrer Show in der „Volksbank Messehalle“ nur wenig Zuwachs vermelden können und eher ein Set für ihre „Die Hard“-Fans spielen. Das Gegenteil davon ist danach beim Tagesabschluss mit VISIONS OF ATLANTIS zu bemerken. Das Interesse an der Show der inzwischen multinational besetzten Steirer gemeinsam mit dem "Bohemian Symphony Orchestra Prague" ist nämlich gewaltig und sorgt dafür, dass es nicht nur auf der Bühne verdammt eng ist, sondern in der gesamten „Volksbank Messehalle“.
Da es auch für den zweiten Festival-Morgen leider keine sonderlich euphorisierenden Wettervorhersagen gibt, erfreuen sich im Laufe des Tages lediglich sämtliche Merchandiser, die Regenschutz im Angebot haben, über unvorhergesehene Einnahmen. Der Rest dagegen nimmt's wie es kommt, selbst wenn es nass von oben ist......
Wie beim Startschuss der Lokalmatadore TRAITOR, der nicht gerade trocken ausfällt. Ihr brachialer Thrash dagegen sehr wohl, denn es geht mit einer Granate los! Nicht ganz so heftig, dafür mit jeder Menge klassischer Tracks, reichlich Routine und unverminderter Spielfreude ackert sich die holländische Legende PICTURE danach durch ihr Set. Das wird vom Publikum auch entsprechend honoriert, weshalb die in Ehren ergrauten Herren auch mit breitem Grinsen von den Brettern stapfen.
Danach darf wieder der Nachwuchs ran. Das ist jedoch nur im direkten Vergleich zu sehen, denn die Schweden ENFORCER sind längst in der Szene etabliert sind und stellen heir und heute die Klasse der Songs ihres aktuellen Drehers "Zenith" unter Beweis. Offenbar dermaßen überzeugend, dass sich sogar Petrus für eine längere Pause entscheidet. Die nutzen viele Zuseher um sich ein wenig körperlich zu betätigen. Leichtes Spiel für EKTOMORF, die mehrfach zum "Hüpfen" und "Herumtollen" (nicht ganz so neumodischer Ausdruck für "Circle Pit") auffordern und auf mehr als nur respektable Resonanz stoßen. Nicht zuletzt, weil Frontmann Zoltan Farkas seine Ansagen überdacht hat und nur noch selten das berüchtigte "F"-Vokabel ins Auditorium schmettert. Stattdessen setzt er nun auf sehr persönliche und ergreifende Statements und wird dafür auch gebührend honoriert. Dennoch regiert bei den Magyaren Härte und Brachialität und das in Form von hammerharten Riffs, vom Opener ('The Prophet Of Doom') bis zum Finale 'Outcast' . Der "Pit" rotiert!
Für kontroverse Diskussionen in selbsternannten „Szene-Kenner-Kreisen“ sorgt allein, dass man die Musik von BEAST IN BLACK als "Metal" bezeichnet, schließlich hätte die Formation ja auch jede Menge Pop und fröhliche Melodien anzubieten. Und, weida? An der überaus ambitionierten, professionellen Show ändert ohnehin wenig, ebenso nicht am Umstand, dass die Jungs mit ihrer Setlist, in der sich vernehmlich Tracks ihres aktuellen Drehers "From Hell With Love" befinden, bei den jüngeren Besuchern verdammt gut ankommen und für gepflegte Unterhaltung sorgen. Ein etwas eigenwilliger Beigeschmack bleibt aber trotzdem: Man sieht zwar die Saitenfraktion mächtig posen, der Sound jedoch ist von Keyboard- und Synthesizer-Klängen geschwängert, wobei noch nicht einmal ein Tasten-Zauberer aus Fleisch und Blut ist auf der Bühne zu sehen ist….Dennoch: ihre Aufgabe als Entertainer erfüllen Anton Kabanen und Co. aber vorzüglich.
Unterhaltung steht definitiv nicht auf der Agenda von CIRITH UNGOL. Nachvollziehbar allein an der Tatsache, dass es deutlich ruhiger wird im Pulk vor der Bühne als die US-Band aufgeigt. Die Formation hat aber dennoch eine eingeschworene Fanbase vor sich, die findet ihr Glück jedoch eher in andächtigem und hingebungsvollem Lauschen. Irgendwie gewöhnungsbedürftig, aber perfekt zum Klang der Amis passend. Und zumindest bei einigen Refrains wird die Truppe rund um Sänger Tim Baker dann doch lautstark unterstützt. Da diese Band seit Dekaden als „Kult“ gilt, ist der Publikumszuspruch entsprechend riesig, wobei nicht vergessen werden darf, wem schlussendlich das abermals rege Interesse an CIRITH UNGOL zu verdanken ist.. Dem umtriebige NIGHT DEMON-Bassisten Jarvis Leatherby, der seit einiger Zeit auch bei dieser Band die dicken Saiten zupft und sich als Aktivposten auf der Bühne erweist. Der Kerl scheint seinen doch deutlich reiferen Kollegen einen gehörigen Energie-Schub verabreicht zu haben und macht obendrein den Eindruck nicht einfach nur zu spielen, sondern sogar ein Stück vom Glück in seiner zusätzlichen Funktion gefunden zu haben. Danke, ansonsten hätten wir Underground-Klassiker wie ‚Join The Legion‘ oder ‚Paradise Lost‘ womöglich nie wieder live hören dürfen!
Wem der episch angelegte Brachial-Sound der Amis nicht zusagt, kann sich inzwischen in der „Volksbank Messehalle“ mit einer gepflegten Dosis Thrash der zeitgenössischen Version versorgen. Den servieren zeitgleich die Bayern DUST BOLT, denen es offenbar wichtig ist die Songs technisch ansprechend und mit Wucht zu präsentieren. Auch ihr Bühnengehabe wirkt überzeugend, die Freude, bei diesem Festival mit dabei sein zu dürfen, ist der Band nämlich ab den ersten Sekunden anzumerken. Gute Einstellung!
DARK TRANQUILLITY und EVERGREY stammen nicht nur aus derselben Ecke Schwedens, die Bandmitglieder kennen und schätzen einander seit langen Jahren. Nicht zuletzt deshalb hat man auch einen gemeinsamen Nightliner für die Anreise auf die schwäbische Alb gebucht. Blöd, dass man sich aber nicht gegenseitig unterstützen kann, weil man zeitgleich auf die Bretter muss. Mit ihrem Keyboard-unterstützten Melodic Death Metal und Songs wie 'Monochromatic Stains' oder 'Clearing Skies' wissen DARK TRANQUILLITY die Atmosphäre im Freien ein wenig düsterer werden zu lassen, während eingeschworenen Fans im Bereich vor der Bühne dennoch für Alarm sorgen.
Ähnlich sieht es beim "schwedischen Parallel-Slalom" in der „Volksbank Messehalle“ aus: EVERGREY sind nun mal keine Party-Band, sondern sorgen mit ihren progressiven wie melodischen, immerzu jedoch auch melancholischen und nachdenklichen Nummern für zufrieden staunende und lauschende Zuseher. Die wissen vor allem 'Distance' und 'Leave It Behind Us' mit Applaus zu versehen, kein Wunder, lässt uns Tom dabei doch an seinem Seelenleben teilhaben. Viel intensiver geht's kaum!
Völlig konträr geht es danach auf der Open-Air-Bühne weiter. Alles andere als eine fette Party, die Publikum und Band so richtig vereint, wäre dem Anlass aber auch nicht gerecht geworden. Die eidgenössische Legende KROKUS hat nämlich vor geraumer Zeit beschlossen nach ihrer aktuellen "Adios Amigos" -Tournee in "Rocker-Rente" zu gehen. Die Chance Marc Storace, Fernando Von Arb, Chris Von Rohr, Mandy Meyer, Mark Kohler und Flavio Mezzodi ein letztes Mal in Balingen zu sehen, lässt sich daher kaum jemand entgehen, weshalb das gesamte Messegelände voll zu sein scheint. Logisch, dass die Feier-Stimmung durch unsterbliche Klassiker der Eidgenossen wie 'Headhunter', 'Long Stick Goes Boom' oder 'Easy Rocker' weiter befeuert wird. Sentimental wird es, als sich die Formation mit einer gediegenen Version von 'Quinn The Eskimo', dem laut Marc "ersten Song, den wir als Band überhaupt zusammen je gespielt haben" endgültig verabschiedet. Donnernder Applaus und Zugabe-Rufe folgen, Feierstimmung regiert das Gelände. Danke die Herren, es war uns ein Fest!
Dass man dabei regelrecht darauf vergisst, dass es inzwischen wieder wie aus Kübeln gießt, verwundert wenig. Und auch der überaus rege Zustrom in die „Volksbank Messehalle“ ist keineswegs nur dem miesen Wetter geschuldet. Viel mehr ist es die Vorfreude auf EXHORDER, die nach ATTIC übernehmen. Deren schwer von KING DIAMOND und MERCYFUL FATE inspirierter Sound ist bisher eher als Liebhaber-Thema bekannt und lockt in erster Linie die "Die-Hard"-Fraktion an, ein klein wenig Hilfe dürfte Petrus von oben aber doch geschickt haben, denn mit einem derart regen Zustrom gegen Ende war nicht zu rechnen.
Sehr wohl bei EXHORDER, schließlich hat die Band ihren x-ten Reunion-Versuch endlich erfolgreich zu Enden bringen können. Zudem ist seit einigen Monaten schon von bejubelten Shows der wiedererstarkten Groove Thrasher aus New Orleans zu hören, weshalb die Spannung förmlich in der Luft liegt. Kein Thema für die reifen Herren rund um den aktuellen TROUBLE(!)-Sänger Kyle Thomas, die mit einer Coolness auf die Bretter stapfen, als hätten sie in den letzten Jahrzehnten überhaupt nie irgendwas anderes gemacht als die Songs ihrer beiden Scheiben "Slaughter In The Vatican" und "The Law" runterzurotzen. Den allermeisten Jubel entern EXHORDER jedoch für die Info, dass im September die erste Scheibe seit 27 Jahren in die Läden kommen wird. Und wenn das daraus vorgestellte 'My Time' repräsentativ ist, dann dürfen wir tatsächlich einen brachialen Nackenbrecher nach Fasson der erwähnten Klassiker erwarten! Hammer!
STEEL PANTHER stehen zeitgleich (logischerweise aber ein wenig länger, schließlich haben die Herrschaften den Ehrenplatz im Billing am zweiten Festival-Tag zugesprochen bekommen) auf der Bühne und zeigen was man anno 2019 unter "Rock-Party" versteht. Die Herren liefern einmal ihr quietschbuntes, überdrehtes und stellenweise auch an die Grenze des guten Geschmacks gehendes Theater und beziehen auch das Publikum immer wieder gerne mit ein. Doch bei allem Schmäh, mit dem die Amis auffahren, darf eines nicht unerwähnt bleiben: STEEL PANTHER sind sehr wohl auch grandiose (und erfahrenen) Musiker, die aus Überzeugung zu VAN HALEN vom Band auf die Bühne marschieren und Randy Rhoads huldigen.
Zwar hat man im Publikum auch schon zufriedenere Gesichter nach einem Headliner-Gig gesehen, über mangelnden Unterhaltungswert wird sich aber niemand beschwert haben. MANTAR ist so etwas selbstredend völlig schnuppe. Die beiden Norddeutschen sind nämlich so gar nicht lustig, sondern zermalmen mit ihrem eigenwilligen Extrem-Sound als Duo alles und jeden. Gute Nacht!
Die Hoffnung auf den prognostizierten, ersten Festival-Tag ohne Regen scheint am Samstag deutlich mehr Fans anzulocken. Das ist vor allem in den frühen Nachmittagsstunden bemerkbar, wobei sich die Frage stellt, ob es nicht doch eher am wirklich überzeugenden Line-Up liegt. Fakt ist jedenfalls, dass Fans aus nahezu allen Lagern an diesem Tag auf ihre Kosten kommen.
Nach einem gelungenen Start in mit dem Schweden-Doppel SCREAMER und RAM, das aus den Vorbildern MAIDEN (SCREAMER), MERCYFUL FATE und PRIEST (RAM) erst gar kein Hehl macht, sondern diese regelrecht offenbart, geht es mit US Thrash der gepflegten Sorte von FLOTSAM & JETSAM weiter.
Das Quintett hat nicht nur einen verdammt guten Tag und schäumt vor Spielfreude regelrecht über, auch die Setlist hat es in sich. Neben Ur-Alt-Klassikern wie 'Hammerhead' oder 'I Live You Die' gibt es auch 'Demolition Man' vom aktuellen Dreher "The End Of Chaos" zu hören und - zur Überraschung vieler Fans - 'Suffer The Masses' vom ansonsten eher wenig beachteten dritten Album "When The Storm Comes Down". Sänger Eric ist zudem bester Laune und hat so manche Anekdote zu erzählen. Nicht erwähnen müssen hätte er dagegen, dass 'Iron Maiden' ein Tribut an die gemeinsame Lieblingsband der Arizona-Boys darstellt. Dafür muss man lediglich bei den Instrumentalpassagen hinhören und Michael Gilbert und seinem Kollegen Steve Conley zusehen. Ein gelungener und entsprechend umjubelter Auftritt, der ein erstes Tageshighlight darstellt!
Zum Gesamtsieg reicht es aber dennoch nicht ganz, dafür ist die Konkurrenz einfach zu stark. Allen voran die einmal mehr sensationell groovenden ARMORED SAINT. Die können nicht nur mit röhrenden Gitarren (was für ein Sound!) und lässig-druckvollen Rhythmen punkten, mit John Bush steht der Band ein Frontmann vor, der genau das hat, was man "Charisma" nennt. Er und seine Mannschaft liefern eine überaus souveräne Vorstellung und haben das Publikum vom Opener 'Raising Fear' bis zum Finale 'March Of The Saints' voll im Griff. Da man sich keineswegs als "Nostalgie-Band" sieht, kommt auch der Titeltrack des letzten Scheibchens "Win Hands Down" zur Aufführung. Dieser wird ebenso lautstark gefeiert wie das zum ersten Mal seit über 30 Jahren in die Setlist aufgenommene 'Underdogs'. Der Titel beschreibt zwar leider immer noch den Status von ARMORED SAINT, an der Tatsache eine knappe Stunde lang einer in jeder Hinsicht absoluten Top-Band gelauscht zu haben, ändert das aber auch nichts! (Win) Thumbs Up!
Dass es für CANDLEMASS danach schwer werden würde die Stimmung am Siedepunkt zu halten, war zu erwarten. Nicht jedoch, dass die Schweden sich dermaßen wacker schlagen. So wirkte das Edel-Doom-Kollektiv überaus ambitioniert und souverän und das, obwohl Leif Edling nach seinem "Burn Out" lange Zeit nicht für Live-Auftritte zur Verfügung stehen konnte und somit durchaus die Gefahr bestand, dass der gute Mann aus der Übung gekommen wäre. Keineswegs, der bärtige Sympath fühlt sich ganz offensichtlich pudelwohl und legt zusammen mit seinen Kollegen einen von der Songauswahl her gut ausgewogenen Auftritt auf die Bretter. 'The Well Of Souls' leitet die Stunde ein und macht deutlich wie gut eingespielt das Quintett ist. Noch überraschender erweist sich jedoch der Auftritt von Rückkehrer Johan Längquist, der das legendäre Debüt "Epicus Doomicus Metallicus" eingesungen, bald darauf aber die Band verlassen hatte und erst vor wenigen Monaten zu einer Rückkehr motiviert werden konnte. Seine Bühnenpräsenz lässt weder mangelnde Routine erkennen, noch fällt es ihm schwer die Songs seines Nachfolgers Messiah Marcolin zu intonieren. Mit 'Astorolus - The Great Octopus' wird selbstredend auch das zu Beginn dieses Jahres aufgelegte Comeback-Album "The Door To Doom" vorstellig gemacht, ehe mit 'Solitude' nach knapp 60 Minuten ein überaus solider und atmosphärisch gelungener Auftritt ein viel zu frühes Ende findet. Stark!
Weiter geht es mit METAL CHURCH, die zum bereits zweiten Mal seit der Rückkehr von Mike Howe ans Mikro in Balingen gastieren. Der erweist sich einmal mehr in Top-Verfassung und wuselt emsig wie eh und je über die Bretter. Die Setlist überrascht jedoch einigermaßen, macht man doch ganze drei Songs vom neuen Album "Damned If You Do" vorstellig und quetscht zudem auch noch 'Needle And Suture' vom Howe-Comeback "XI" ins insgesamt zehn Songs umfassende Programm. Mutig, aber durchaus nachvollziehbar, auch wenn die Publikumsreaktionen nach wie vor bei Klassikern wie 'Badlands', 'Start The Fire' oder 'Beyond The Black' am intensivsten ausfallen. Kurzum: Ein Hammer-Gig der nach einem etwas eigenwilligem Anfang zu einer erneuten "Eucharistie"-Feier wird. Amen.
Ein kurzer Abstecher während des METAL CHURCH-Gigs in die „Volksbank Messehalle“ zeigt, dass die Jungs von KICKIN VALENTINA durchaus zu Recht als eine der siegreichen Bands aus dem von der "Souls Of Rock-Foundation" initiierten „United Forces For Rock'n'rRll“-Aktion hervorgegangen sind um sich so einen Startplatz beim Festival erspielen konnten. Leider aber auch, dass der neue Sänger D.K. Revelle seinem Vorgänger Joe Edwards nicht das Wasser reichen kann. Die von Edwards auf Tonträger souverän gemeisterten Passagen klingen in der Live-Umsetzung von D.K. nämlich deutlich angestrengter und irgendwie auch grantig. Da hilft es auch nicht viel, dass die Jungs musikalisch über jeden Zweifel erhaben sind, mächtig einen auf Party machen und sich für ihr Bühnengehabe bei so mancher US-Hard Rock-Ikone einiges abgeschaut haben. Davon ist bei OMNIUM GATHERUM logischerweise nichts zu bemerken, der live her derb als melodisch klingende Death Metal (hätte auch am Sound liegen, der seit jeher nicht ganz optimal in der Well-Blech/Beton-Konstruktion ausfällt) zieht aber auf jeden Fall eine gehöre Anzahl Zuschauer in die „Volksbank Messehalle“.
Der Großteil jedoch verbleibt vor der Open Air-Bühne um sich eine amtliche Portion klassischen US-Hard Rock abzuholen. SKID ROW stehen auf dem Programm und steigen mit 'Slave To Grind' und 'Sweet Little Sister' mit Vollgas ins Geschehen ein. Ergebnis: Jubel! Nicht ganz so euphorisch fällt allerdings die Reaktion auf die Performance von ZP Theart aus. Der frühere DRAGONFORCE-Sänger, der seit gut anderthalb Jahr bei den Amis das Mikro innehat, scheint nämlich jene Höhenregionen anzustreben, für die er bei seiner Ex-Band bekannt war. Ein Glück, dass der gebürtige Südafrikaner im Laufe der Vorstellung deutlich "griffiger" vorträgt und meine Befürchtung, er würde Hits wie '18 And Life' und 'I Remeber You' gar "zer-rippern" unberechtigt ist. Nicht zuletzt deshalb erweist sich das Quintett im Endeffekt sehr wohl als absolut würdiger Co-Headliner, der für beste Stimmung zu sorgen weiß. Der Jubel des vorwiegend eigentlich nicht mehr ganz so jugendlichen Publikums auf die Ansage ZPs, als er zum Finale ein markiges "We Are The 'Youth Gone Wild" ins Auditorium schmettert, macht deutlich, dass SKID ROW ebenso wie ihr Publikum einen gelungenen Auftritt verbuchen können.
Bevor der Tages-Headliner die Bühne betritt, steht ein abermaliger Abstecher in die „Volksbank Messehalle“ auf meiner Agenda, schließlich geben die weiß getünchten, in dunkle Tücher gehüllten Gestalten von TRIBULATION optisch einiges her. Der visuelle Aspekt wird durch reichlich Nebel, das giftgrüne Licht und die erhabenen Bewegungen der Saitenfraktion zusätzlich intensiviert und so verwundert es kaum, dass schon nach dem Hook-lastigen Einstieg 'Lady Death' in Windeseile eine gehörige Anzahl Schaulustiger dem Treiben auf der Bühne folgt. Musikalisch ist die "Geisterbahn-Truppe" zwar nur schwer zu kategorisieren (am ehesten kommt wohl eine Art Mix aus frühen PARADISE LOST, die sich mit gemäßigten Death Metal-Riffs und einem schwer von CELTIC FROST-Mastermind Tom Gabriel inspiriertem Frontmann an THE SISTERS OF MERCY versuchen, hin), mitreißend ist die Chose aber auf jede Fall. Da es der Vierer auch versteht Melodien in die Tracks zu integrieren, erweisen sich neben dem erwähnten Opener auch 'The Lament' und 'The Motherhood Of God' als prägnante Ohrwürmer. Überraschend gut!
Als es auf Open-Air-Bühne für AVANTASIA mit 'Ghost In The Moon' losgeht, ist man zunächst etwas irritiert, was sich denn da so alles auf den Brettern befindet. Während das von einem Zaun umringte und von Bäumen umgebene Schlagzeug auf Anhieb etwas hergibt (auch wenn ein gewisses "Baumarkt"-Flair mitschwingt) , wirken die zahlreichen Stege zunächst noch nicht wirklich sinnvoll. Erst als Projekt-Chef Tobias Sammet zum ersten Mal einen Gast ankündigt, wird klar, dass diese Stege sehr wohl Sinn haben. Nicht zuletzt, weil offenbar mehrfach eine wechselnde Personenanzahl auf den Brettern sein wird und sich diese eben nicht über den Haufen rennen soll.
Der inzwischen zu einem überaus souveränen Frontmann und Entertainer gereifte Tobias versteht es auch wirklich gut die geladene Prominenz in Szene zu setzen, weshalb auch jeder einzelne Beitrag vom Publikum entsprechend goutiert wird. Egal, ob Tobias sein "Idol" Bob Catley für 'Lavender' und 'The Story Ain't Over' ankündigt, er seinem langjährigen Gesangs-Partner Jorn Lande zum ersten Mal bei 'Lucifer' das Spolight überlässt, oder er den schlicht sensationell singenden Geoff Tate ankündigt, das Publikum begrüßt die Künstler allesamt freundlich. Kein Wunder, denn nicht nur der frühere QUEENSRYCHE-Fronter setzt in 'Alchemy' ein Highlight. Der den wieder einsetzenden Regen mit einem Hinweis auf seinen "Absturz" vom Laufsteg beim EDGUY-Gig vor einigen Jahren mit einem sarkastischen"Oh, sind das Regentropfen? Könnte durchaus rutschig werden heute.." kommentierende Tobias hat offenbar Glück heute ausnahmslos Kollegen in guter Form begrüßen zu dürfen. Zudem scheint er auch keine Mühen und Kosten gescheut zu haben, denn selbst Eric Martin ist anwesend und liefert sich mit dem Chef ein überaus gelungenes Duett in der mutigen wie überraschenden, perfekt funktionierenden Coverversion des Disco-Hits 'Maniac'.
Nicht zuletzt durch das abwechslungsreiche Programm vergeht die Spielzeit auch wie im Flug und so kann der wohl auch als "Zirkus-Direktor" überragende Tobias Sammet selbst im Vorfeld eher skeptische Zeitgenossen davon überzeugen, dass AVANTASIA auch bei einem Festival live funktionieren. Und wie! Dermaßen passenden empfand man das traditionelle Feuerwerk seit dem Verklingen des seinerzeitigen, letzten EUROPE-Songs wohl überhaupt noch nie.....
Das Ende des diesjährigen drei-Tages-Spektakel war das aber immer noch nicht, hartgesottene Viking/Black Metal-Fanatiker etwa durften sich in der „Volksbank Messehalle“ während der AVANTASIA-Sause eine Portion EINHERJER einverleiben und nahezu zeitgleich mit dem Feuerwerk darf der frühere MANOWAR-Gitarrist ROSS THE BOSS das Geschehen auf der Nebenbühne mit einem "Best Of"-Set jener Scheiben seiner Ex-Band beenden, die er einest mitkomponiert hatte. Ein würdiges Finale!
Da bereits während des Festival erste Informationen für das 25. Jubiläum des "Bang Your Head!!!"-Festivals im nächsten Jahr die Runde machten, sei zum Abschluss auch noch darauf hingewiesen. Stattfinden wird das Spektakel unter Motto "25 & Alive" vom 16. bis 18. Juli 2020 einmal mehr auf dem Messegelände in Balingen. Bisher bestätigt sind u.a. HARDCORE SUPERSTAR (die dann hoffentlich ihr Equipment dabei haben...), KISSIN' DYNAMITE, UNLEASHED, die beiden deutschen Metal-Legenden TANKARD und RAGE sowie die US-Bands LEATHERWOLF und HEATHEN.