Als diese Dokumentation vergangenes Jahr in einer Handvoll Londoner Kinos gezeigt wurde, war ich nahe daran spontan ein Flugticket zu erstehen. Ging sich dann zeitlich nicht aus, doch jetzt erscheint “Beside Bowie” als Blu-ray/DVD. Hallelujah!
Für den Regisseur und Produzenten Jon Brewer ein Herzensprojekt, hatte er doch David Bowie in der Ziggy Stadust-Ära als Manager unter seinen Fittichen und empfand, dass Mick Ronson nie die gebührende Anerkennung für seinen maßgeblichen Beitrag zum globalen Triumph der Kunstfigur Ziggy (und auch weiterer Alter-Egos) zuteil wurde.
Mick hatte nach mäßigen Erfolgen mit Bands wie THE VOICE und THE RATS sowie Session-Jobs für u.a. Michael Chapman und Elton John die Lust am Musizieren verloren und hielt sich mit Gartenarbeit im heimatlichen Hull über Wasser als ihn sein ehemaliger Bandkollege John Cambridge aufsuchte um ihn für David Bowie’s Band zu rekrutieren. Nach anfänglichem Zögern fuhr Mick nach London, traf David zu einer kurzen Audition und der Rest ist Geschichte…
… die hier chronologisch, anhand von Interviews mit Zeitzeugen, Wegbegleitern und natürlich mit dem Mann himself sowie jeder Menge archivarischem Bildmaterial und großartigen, begleitenden Voice-Overs von David Bowie penibel aufgearbeitet wird. So kommen BBC 2-Legende Bob Harris, Mick’s Witwe Suzie und seine Schwester Maggie über die Anfangszeiten der SPIDERS FROM MARS zu Wort, Dana Gillespie (die ebenfalls beim Mainman-Management unter Vertrag war), der langjährige Haus- und Hof-Produzent Tony Visconti sowie David’s Ex-Frau Angie, die leidenschaftlich ihre oft detaillierten Erinnerungen an die Musiker-Kommune Haddon Hall und weitere Begebenheiten preisgibt. DEF LEPPARD’S Joe Elliott, in frühen Jahren Fan und später mit Mick und David eng befreundet, steuert interessante Storys bei, Rick Wakeman schwärmt von Mick’s herausragendem Talent als Arranger und Starfotograf Mick Rock hat auch ein paar schmackhafte Details in petto. Ian Hunter erzählt über die gemeinsame Zeit bei MOTT THE HOOPLE und später bei der HUNTER/RONSON BAND und man erfährt von der Zusammenarbeit mit Künstlern wie Bob Dylan, Glen Matlock (Ex-Sex Pistols, Rich Kids), John Mellencamp (damals noch als John Cougar zugange), Morrissey und Lisa Dalbello und der nicht von Erfolg gekrönten Solo-Karriere. Zum Abschluss gibt’s den Auftritt mit David, Ian, Joe und QUEEN mit “All The Young Dudes” auf dem Freddy Mercury Tribute-Konzert zu sehen – spektakulär aber gleichzeitig erschütternd da Mick bereits sichtlich von der Krebserkrankung gezeichnet war, die dem Ausnahmemusiker im April 1993 das Leben kostete.
Spannend und berührend, muss man gesehen haben!