Auf seinem ersten Solo-Outing “Prefectamundo” von 2015 servierte der Rauschebart afro-kubanische Klänge – nicht jedermanns Sache, da waren sich Kritiker und Fans mal ziemlich einig. Da auf den letzten ZZ TOP-Tourneen gelegentlich Stimmen laut wurden, dass bei manchen Shows die Würze in der Kürze läge, und die drei Herren ja schon auf die Siebzig zugehen war meine Erwartungshaltung bei “Big Bad Blues” etwas schaumgebremst …
… doch schon anhand des Openers “Missin’ Yo’ Kissin’” wurde ich eines Besseren belehrt: Das perfide Riff-Intro erinnert an frühe Großtaten wie “Waitin’ For The Bus” und Billy’s Vocals vermitteln nach wie vor den Eindruck, dass der Mann morgens mit Stacheldraht gurgelt. Hier regiert der Blues, der elektrische, mit einer Prise ZZ Top’scher Soundtechnologie, die den Songs erst richtig Schmackes verleiht. Hier ist nichts mit poliert, “Big Bad Blues” ist “gritty” bis zum Abwinken und die Affinität zu vergangenen Blues-Größen ist nicht nur anhand der Covers von “Standing Around Crying” und “Rollin’ And Tumblin’” (Muddy Waters) oder “Bring It To Jerome” und “Crackin’ Up” (Bo Diddley) unschwer zu erkennen. “Billy besitzt ein unglaubliches Wissen in Sachen großer Blues Tradition und hat diese Tradition über all die Jahre in seiner Musik fortgesetzt” so Concord-Boss John Burk – dem ist nichts hinzuzufügen, jeder einzelne der 11 Songs auf dem Album spricht für sich. Ein Hammerscheibe ohne Wenn und Aber. Muss man haben!