BLACKFINGER When Colors Fade Away

M-Theory Audio / CMM GmbH

Eric Wagner in großer Form

Durch seinen Umzug von Chicago nach Pittsburgh musste man befürchten, der frühere TROUBLE-Frontmann würde sich zunächst für längere Zeit vorwiegend privaten Themen widmen müssen. Doch es sollte zum Glück nicht allzu lange dauern, ehe er bei BLACKFINGER als Sänger mitmischte. Nicht nur dort, denn 2014 erschien nicht nur deren selbstbetiteltes Erstlingswerk, sondern auch "For Those Which Are Asleep", das bislang erste und einzige Langeisen des TROUBLE-Ablegers THE SKULL, weshalb kurzzeitig nicht wirklich klar gewesen ist, welche dieser beiden Bands für Eric Wagner nun Priorität besitzen würde.

Dass sich an diesem Umstand bis heute nicht wirklich etwas geändert hat, soll nicht weiter stören. Viel mehr sollten wir uns einfach darüber freuen, dass der End-50er die Motivation, die Kraft und Muse hat im Moment zwei parallel existierende Formationen als Frontmann anzuführen. Mit "When Colors Fade Away" kredenzt er mit BLACKFINGER dieser Tage sein zweites Album, wobei zunächst auffällig ist, dass wir es eigentlich mit einer völlig anderen Band zu tun haben, denn als einzig verbliebenes Mitglied ist Eric im Line-Up zu finden.

Die Scheibe ist aber allein deshalb schon nicht wirklich großartig anders als das Debüt, da sich weder an der Ausdruckskraft seiner Stimme, noch an seinem charismatischen Vortrag etwas geändert hat, und etwas anderes als feinsten Down-Tempo-Stoff von einer Band mit Eric Wagner am Mikro dürfte wohl ohnehin niemand erwarten. Dennoch wird mit "When Colors Fade Away" (der Titel suggeriert bereits die auch lyrisch entsprechend umgesetzte aufwühlend-bedrückende Kost) weder ein THE SKULL-, und erst recht kein TROUBLE-Plagiat aufgetischt, sondern ein noch mehr von der großartigen Performance des Sängers geprägtes tiefschürfendes, melancholisches Teil, dem eine gehörige Psychedelic-Schlagseite verabreicht wurde, die im Prinzip die gesamte Spielzeit über zu vernehmen ist.

Trotz des Umstandes, dass mit Terry Weston (DREAM DEATH, PENANCE) ein begnadeter Doom Metal-Gitarrist die musikalischen Fäden zieht, wird auf diesem Dreher jedoch verhältnismäßig selten dem Doom in traditionell-metallischer Form gefrönt. Stattdessen bekommt man des Öfteren riff-technisch deutlich reduzierte, keineswegs aber weniger bewegende Kost geboten. Die lässt mitunter - wie etwa im an sich eher fragil wirkenden "Can I Get A Witness", das durch seine sägenden Gitarrenmelodien aber dennoch überaus heftig rüberkommt - an eine Doom-Variante von Singer/Songwriter-Stoff denken und lebt zudem von der gefühlvollen, verspielten und selbst bei dezent jazzigen Untertönen durchwegs bedrückenden Darbietung des Fünfers.

Diese Scheibe hat ihre Höhepunkte im ergreifenden und mitreißenden Mörder-Hammer von Titelsong mit die Scheibe mit einem Paukenschlag eröffnet wird, dem tief unter die Haut gehenden "All My Sorrow" sowie dem einem Seelen-Striptease von Eric gleichkommenden "My Old Soul" und dem hoffentlich von BLACKFINGER programmatisch betitelten Finale "Till We Meet Again". Letzteres wollen wir doch stark hoffen, und zwar nicht nur auf Tonträger, sondern auch auf den hiesigen Bühnen.

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