BOB DYLAN 1970

Columbia/Sony Music

Man fühlt sich dem “Copyright Term Extension Act” zu Dank verpflichtet

Frage des Tages: Wie groß sind eigentlich Bob Dylan’s Archiv-Räumlichkeiten und wie viele (Master-) Bänder sind dort noch gelagert?

Angesichts der nahezu unangekündigten und überraschenden Veröffentlichung dieser Aufnahmen unter dem “Copyright Term Extension Act”, sprich zur gerade noch zeitgerechten Verlängerung der Urheberrechtsschutzes, wächst der Wissensdrang der Fans wieder mal rasant was für Schätze denn da noch unter Verschluß gehalten werden.

George Harrison gastierte bei den Sessions, die “His Bobness” tageweise im Frühjahr/Sommer 1970 in New York abhielt. “1970” zeigt den Künstler im neuerlichen Selbst(er)findungsprozess, mit einem Schwung neuer Eigenkompositionen und jeder Menge Covers, die es dann größtenteils auf “Self  Portrait” und das nachfolgende “New Morning” schafften. Neben George Harrison waren auch illustre Kollegen wie David Bromberg, Al Kooper, Buzzy Feiten, Harvey Brooks und Russ Kunkel zu unterschiedlichen Terminen mit im Studio und obwohl George als “special guest” das Cover ziert ist er genau genommen nur auf einer Handvoll Tracks zu hören, hält sich dabei dezent im Hintergrund und ist vermutlich nur für wahre Kenner herauszuhören. Die “Supergroup”-Implikation ist hier verfehlt, Mr. Harrison’s Präsenz an einem der Tage war überdies aufgrund des erst kürzlich publizierten Splits der BEATLES prekär, die Fans hätten es ihm zu diesem Zeitpunkt vermutlich übel genommen.

"1970” ist als durchaus interessantes Zeit-Dokument betrachten, die wiederholten “work-in-progress”-Takes erlauben feine Einblicke in die Entstehung mancher Songs. Da gibt’s so mache coole und auch heitere Momente, wie die Version von Buffy Sainte- Marie’s “Universal Soldier”, das zuerst ausgelassene und danach schwer Country-angehauchte “Alligator Man” (Jimmy C. Newman) oder “Jamaica Farewell”, ein großer Hit für Harry Belafonte. Man zelebriert zwischendurch genüßlich Kamellen wie “Ghost Riders In The Sky” und “Da Doo Ron Ron” und, ach ja, auch ein Take von “Yesterday” ist hier zu finden.

Die lockere und oft humorvolle Stimmung ist deutlich zu spüren, die Herangehensweise aller Beteiligten an die (neuen) Songs wird nicht nur für eingefleischte Dylan-isten von Interesse sein.

www.bobdylan.com