Nachdem die Never-Ending Tour 2020 und 2021 aufgrund der COVID-19-Lockdowns zum ersten Mal seit 1988 zum Stillstand kam, inszenierte Bob Dylan vor circa zwei Jahren ein überraschendes Originalkonzert im „Shadow Kingdom“ – eine Live-Show im Studio, präsentiert in einem schwarz-weiß Film-Noir-Stil.
Überraschend war auch die Songauswahl im Rahmen dieses Internet-Konzerts: „Shadow Kingdom“ war vollgepackt mit Dylan-Klassikern wie „Queen Jane Approximately“, „Tombstone Blues“, „Forever Young“ oder „It’s All Over Now, Baby Blue“ – Hits und Fan Favorites, die Bob Dylan bei seinen aktuellen Live-Shows niemals aufführen würde. Knapp zwei Jahre später erscheint nun das Album zum Konzertfilm. Aber auch ohne die bemerkenswerten Visuals klingen die alten Stücke einmalig. Der Schlüssel zu „Shadow Kingdom“ liegt darin, dass er keine dieser Nummern so interpretiert, wie er es ursprünglich tat. Jeder Track erhält einfallsreiche Arrangements – ganz im Sinne der pan-amerikanischen Roadhouse-Musik, mit der sich Dylan seit Beginn des 21. Jahrhunderts auseinandersetzt. Blues und Rockabilly, Soul und Country, Standards, die dafür gedacht sind in einem Saloon gesungen werden etc. Dylan spielt mit seiner Gesangsphrasierung und verlässt sich dabei auf alle Tricks, die er in seinen stolzen 80 Jahren gelernt hat.
Das Ergebnis ist überraschend und einzigartig und offenbart neue Wendungen in Songs, die vor Jahrzehnten in Stein gemeißelt zu sein schienen.