BOB DYLAN Springtime In New York: The Bootleg Series Vol. 16 1980 -1985

Sony Music

Starke Stücke aus einer eher schwächlichen Phase

Die “Bootleg Series” sind längst zu einem eigenen Dylan’schen Universum geworden, wo ad acta gelegte Ideen und als obsolet erachtete Takes plötzlich zu oft unerwartet neuen Ehren kommen.

Die Vorankündigung auf “Springtime in New York” lieferte der Community schon reichlich Diskussions-Zündstoff, zählte doch die erste Hälfte der 80er nicht unbedingt zu des Meisters kreativsten Phasen. Er erging sich auf “Shot Of Love” seiner religösen Berufung, die Songs waren – bis auf “Lenny Bruce” und “Heart Of Mine” – mittelmäßig und eigentlich zu vergessen. Zum Glück verstand er’s mit den darauf folgenden Longplayern “Infidels” (feat. Mark Knopfler) und “Empire Burlesque” (mit diversen Musikern von Tom Petty’s HEARTBREAKERS sowie der STONES-Fraktion Mick Taylor / Ron Wood) den leicht zerdepschten Ruf wieder instandzusetzen. Zwar waren beide Scheiben nicht die großen Heuler, aber sie bewiesen dass “His Bobness” immer noch imstande war klasse Songs zu schreiben.

“Springtime in New York” versteht es diese Periode intensiv und detailliert zu beleuchten, schafft es tatsächlich ausreichend Outtakes, Live-Aufnahmen und andere unveröffentlichte Darbietungen zusammenzutragen um das 5 CD-Boxset rechtzufertigen. Und die sind jenseits aller Erwartungen richtig gut: Da wären zum Beispiel “New Danville Girl” und “Dark Eye” von den “Empire Burlesque”-Sessions, die qualitätsmäßig mindestens auf Augenhöhe mit den tatsächlichen Album-Tracks sind. Die alternate takes von “Jokerman” und “”Don’t Fall Apart On Me Tonight”, beide auf “Infidels”, sind eine Klasse für sich und bei “Angelina”, “Price Of Love” und “I Wish It Would Rain”, aufgenommen während der “Shot Of Love”-Sessions, stellt sich definitv die Frage warum es diese Versionen nicht auf den endgültigen Release geschafft hatten.

Natürlich finden sich hier auch Kuriositäten – ungewohnte Cover-Exkursionen wie “Let It be me”, “Cold, Cold Heart”, “Abraham, Martin And John” oder “Sweet Caroline” belegen die Tatsache dass Bob Dylan sich immer wieder an Klassiker herantastete, obwohl er nach “Self Portrait” nur mehr auf Eigenkompositionen gesetzt hatte. Die Live-Version von “Licence To Kill” von eine Dave Letterman-Show hat trotz etwas befangener Darbietung durchaus ihren Reiz und die zahlreichen work in progress-Mitschnitte erlauben einen spannenden Einblick in Dylan’s kreatives Schaffen.

Wie bei vorangegangen “Bootleg”-Boxen ist auch hier ein beeindruckendes Hardcover-Buch mit essentiellen Details, raren Fotos und Studio-Notizen enhalten. Für eingeschworene Dylan-Afficiondos ist’s zweifellos ein weiterer heiliger Gral, auch der etwas unbedarftere Fan wird das Teil vermutlich seiner Sammlung einverleiben wollen.

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