Auf den ersten Blick ist’s eine sehr ungewöhnliche Paarung: Der 80-jährige Charles Lloyd, der John Coltrane und Lester Young zu seinen Vorbildern zählt und schon in den Sechzigern seine Jazz-Roots mit Rock- und Blues-Einflüssen verquickte, und die eigenwillige Roots Rock- und Country-Singer/Songwriterin Lucinda Williams. Das augenscheinlichste Bindeglied sind die gemeinsamen Southern Roots, auch haben zwei Musiker der MARVELS – Ausnahme-Gitarrist Bill Frisell und Pedal Steel-Player Greg Leisz – zuvor schon mal Williams gearbeitet.
Die Zusammenarbeit hatte sich schon im Vorjahr mit der famosen Version von Bob Dylan’s “Masters Of War” angekündigt, die der ursprünglichen Protest-Message des Lieds neue Bedeutung angedeihen ließ, wie sie hier auch auf dem Instrumental “Defiant” oder auf dem neuen Williams-Song “We’ve Come Too Far To Turn Around” zu vernehmen ist. Die Stimmung variiert wenn die Lady drei ältere Eigenkompositionen (“Dust”, “Ventura” und “Unsuffer Me”) hervorholt, auf letzterem unterstreichen die dräuenden Sax-Parts die Seelenpein, die im Original von Frisell’s Düster-Akkorden akzentuiert werden. Die Version von Jimi Hendrix’s “Angel” hingegen besticht durch die gefühlvolle, nahzu sanfte Gesangsarbietung, die Charles Lloyd ebenfalls stimmig zu begleiten versteht. Die intuitive Versatilität des Altmeisters ist durchwegs admirabel, die Instrumentals “Blues For Langston And La Rue” und “Vanished Gardens”, ein neunminütiger Free Jazz-Grenzgänger, seien als Anspieltipps ans Herz gelegt.