COLOSSEUM Bread & Circuses, Tomorrow’s Blues, Time On Our Side, The Reunion Concerts 1994

Repertoire Records

Überaus willkommene Neuauflagen in bewährter Qualität

Zu allererst gilt es der Repertoire-Mannschaft wieder mal Lob und großen Dank auszusprechen! Nebst vielerlei anderer wertiger (Re-) Releases genießen COLOSSEUM seit Jahren oberste Priorität, so wurden 2020 in Abstimmung mit Jon Hiseman’s Witwe diverse Live-Mitschnitte aus den frühen Jahren inspiziert und, wenn für gut befunden, vom Haus und Hof-Tonmeister Eroc liebevollst restauriert und remastert.

Man munkelte nun seit einiger Zeit von einem neuen Studioalbum, das dann doch ziemlich überrschend Ende April in die Läden kam – im Zuge der Veröffentlichung von “Restauration” (Rezension folgt in Kürze) hat Repertoire auch die drei Reunion-Werke im wertigen Digipack-Format neu aufgelegt.

“Bread & Circuses” sorgte 1997 bei den Fans für einhellige Begeisterung. Nicht nur weil die Legenden-Band mit Chris Farlowe, Jon Hiseman, Clem Clempson, Dick Heckstall-Smith, Dave Greenslade und Mark Clarke im Orignal-Lineup der Erfolgsjahre an den Start ging, auch weil die Herrschaften trotz einer Pause von sage und schreibe 27 Jahren mit 11 Songs aufwarten konnten, die die seinerzeitgen Prog Rock-Roots mit einem exposiven Jazz/Blues/Rock/Fusion-Cocktail verquickten. Wenn die Presse-Info von Farlowe’s “take-no-prisoners vocals” spricht weiß man ohne Zweifel was gemeint ist …  Die standout-tracks “Watching Your Every Move” und “Storms Behind The Breeze” sprechen für sich.

Auch “Tomorrow’s Blues” (2003) bestach durch ungetrübten Esprit der illustren Herrschaften, stilistisch ging’s hier allerdings, wie der Opener und Titeltrack vermuten lassen konnte, vermehrt in Richtung Blues und Rock. Man hatte das Gefühl dass Chris Farlowe im direkten Vergleich zum Vorgänger hier völlig von der Leine gelassen wurde und auch Clem Clempson dürfte den Gain seines Gitarrenamps deutlich hochgefahren haben, letzteres jedoch keineswegs zu Lasten der gewohnten kollektiven Finesse, wie auf den beiden kongenialen Instrumentals “Arena In The Sun” und “The Net Man” aus Dave Greenslade's Feder unmissverständlich dokumentiert.

“Time On Our Side” von 2014 hatte mit einem Besetzungswechsel aufzuwarten – der schrullige, einzigartige Dick Heckstall-Smith war 2004 verstorben und seinen Platz hatte die gleichermaßen grandiose Barbara Thompson eingenommen, die dem COLOSSEUM-Sound auch nachhaltig ihren Stempel aufzudrücken vermochte. Da kamen mächtiges Grooves daher, vertrackte Tempi-Wechsel und ausuferende Soli, man konnte es als nötige Rundereneuerung bezeichnen. Der Opener “Safe As Houses” legte die Latte schon mal ziemlich hoch, dass die Mannschaft auch in Sachen Blues keine Gefangenen nahm zeigt “Blues To Music”, auf dem sich Mr. Farlowe prächtigst mit der jungen Ana Gracey duettiert, und beim Shuffle “City Of Love” geraten Daumen und Mittlefinger wie von selbst ins verzückte Schnippen. Kommt mit dem Bonus Track “Morning Glory”. “Rocky, jazzy rhythms, vocals with intelligent words and improvised solos” kommentierte damals Jon Hiseman. Absolut auf den Punkt gebracht.

Und obendrauf, quasi als Dessert, gibt’s dann noch “The Reunion Concerts 1994”. Aus dem Kölner E-Werk, Insidern bereits als Single-CD, zusammengestoppelt aus drastisch reduzierter Setlist, und dem inofiziellen CD-Doppler “Time For A Reunion” bekannt. Die Neuauflage hat neben maßgeblicher klanglicher Optimierung mit “Those About To Die” und “Stormy Monday Blues” noch zwei Songs vom Zelt-Musik-Festival in Freiburg von Sommer des selben Jahres zu bieten, dazu noch den Bildträger mit der kompletten Show, den es auch schon irgendwann mal mit ebenfalls extrem beschnittener Songauswahl gab. Sebstredend wurden alle Audioaufnahmen von Eroc remastert und das edle Digipack mit einem fetten, reich bebilderten Booklet ausgestattet, das dazu noch aktuelle exclusive Interviews mit allen Prostagonisten in petto hat.

Feine Sache. Da kommt richtig Freude auf, Herrschaften!

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