COLOSSEUM LIVE Restauriert und remastert von Eroc

Repertoire Records

Archivschätze galore

Weihnachten ist zwar noch ein Zeitl hin, für COLOSSEUM-Fans gab’s schon vor Kurzem Bescherung: Fünf sensationelle Live-Alben aus den Band-Archiven, ein essentieller Leitfaden durch die frühe Bandhistorie. Das eine oder andere Teil geisterte bereits als Bootleg in zweifelhafter Tonqualität durch’s Netz, um diesem Treiben und damit auch der Fan-Abzocke Einhalt zu gebieten wurden die Tapes in Abstimmung mit Jon Hiseman’s Witwe von GROBSCHNITT-Ikone Eroc liebevoll restauriert und klangtechnisch bestechend optimiert.

“Live At The Boston Tea Party”

Ein Mitschnitt von der ersten USA Tour im August 1969. Die Band debutierte in der Besetzung Jon Hiseman, Tony Reeves, Dave Greenslade, Dick Heckstall-Smith und dem Gitarristen James Litherland in der Boston Tea Party, einer der angesagtesten Live-Venues der Ostküste. Der Set bestand aus drei überlangen Songs, dem “Butty’s Blues” mit überragenden Gitarren-Parts und ebensolchen Vocals des 19-jährigen Litherland, “The Machine Demands A Sacrifice” inklusive rund 10-minütigem Drumsolo und der Greenslade-Komposition “Valentyne-Suite”, die auch in Folge fixer Programmpunkt blieb.

“Live At the Montreaux International Jazz Festival 1969”

COLOSSEUM waren mit ihrem mitreißenden, ausgeklügelten Sound Vorreiter des aufkeimenden britischen Jazz Rock-Szenarios und erfuhren obgrund dieses Rufes die Ehre, zum traditionellen Jazz-Festival nach Montreaux in der Schweiz eingeladen zu werden. Das Booklet vermittlet Dick’s und Dave’s Eindrücke von der außergewöhnlichen Location und der großartigen Atmosphäre, aber auch von Dick’s Kopfsprung direkt und nackig von der Bühne in den Swimming Pool. Man eröffnete mit der “Valentine Suite”, gefolgt von dem mit superben Soli garnierten Instrumental “Mandarin”. “Butty’s Blues” konnte auch hier mit den oben beschriebenen Meriten aufwarten und der obligate Showcase an den Kesseln wurde auf “The Time Machine” nachhaltig zelebriert.

"Live At Ruisrock Festival, Turku, Finland 1970"

Das legendäre finnische Festival, das bis zum heutigen Tage (ok, heuer leider wegen Corona abgesagt aber für 2021 schon programmiert) auf der malerischen Insel Ruissalo abgehalten wird, hatte im Gründungsjahr 1970 unter anderem auch COLOSSEUM in etwas veränderter Besetzung im Programm. Dave “Clem” Clempson, der sich gerade seine ersten Sporen mit BAKERLOO verdient hatte, übernahm den Gitarren- und Lead Singer-Posten von James Litherland und Basser Mark Clarke, nebstbei auch ein äußerts passabler Sänger, sprang für Tony Reeves ein, der sich anstatt des stressigen Touring-Alltags der Session-Arbeit widmen wollte. Hier standen bereits die ultimativen Band-Klassiker “Rope Ladder To The Moon” (mit famosen Keyboard/Sax-Intermezzi), “Lost Angeles” und “Walking In The Park” auf der Setlist, mit “Down Hill And Shadows” lief Clem sowohl gesangstechnisch wie auch mit brillianten Soli zur Höchstform auf und Mark’s ultra-fette Basslines waren ebenfalls eine Klasse für sich. Fast müßig zu erwähnen, dass Jon Hiseman der Crowd auch hier auf “The Machine Demands A Sacrifice” ein üppiges Drum-Oeuvre angedeihen ließ … Detaillierte Reminiszenzen von Dave Greenslade sind im Booklet nachzulesen.

"Live At Piper Club, Rome, Italy 1971"

Hurrah, hier war nun auch Chris Farlowe mit von der Partie! Wer COLOSSEUM jemals in dieser Besetzung live erleben durfte wird diskussionslos unterschreiben, dass das Liedgut durch Herrn Farlowe’s exzeptionelle Stimmakrobatik enorm aufgewertet wurde, von der Bühnenpräsenz ganz zu schweigen. Das legendäre “Live”-Album war gerade erschienen (und bereits hoch in den Charts), die massive italienische Fanbase war ob der neuerlichen Tour entzückt und das Publikum im römischen Piper Club komplett aud dem Häuschen: Von den opulenten Improvisationen des eröffnenden Jack Bruce-Song “Rope Ladder To The Moon”, über das 24-minütige “Skellington” mit einer spontanen Acapella-Einlage von “You Are My Sunshine” bis hin zum Prog- Paradestück “Tanglewood ‘63” blieb definitv kein Auge trocken, das abschließende, obligate “The Time Machine” notierte hier bereits mit satten 21 Minuten.

"Live ‘71"

Dieser Mitschnitt auf zwei CDs fällt etwas aus der Reihe, finden sich hierauf doch neben einer kompletten, unveröffentlichten Show “Live At Canterbury, 1971” von der University Of Kent (Unglaublich aber wahr, ich war dabei! Sprachferien hieß das damals) mit schöner Setlist “Tanglewood ‘69”, “Rope Ladder To The Moon”, “Walking In The Park”, “Skellington”, “The Machine Demands A Sacrifice” (eh klar) und “Lost Angeles” auf dem zweiten Silberling noch weitere Konzertaufnahmen aus dem selben Jahr. “Live In Brighton, 1971” ist hier mit brillianten Takes von “Rope Ladder To The Moon” (11:14) und “Skellington” (14:18) dokumentiert, “Live In Manchester, 1971” kann überraschend mit einer ziemlich divergierenden Songauswahl aufwarten – “I Can’t Live Without You” als Medley mit “The Time Machine Demands A Sacrifice”, jedoch, Obacht, nicht mit dem üblichen Hiseman’schen Alleingang sondern sondern im kontrastreichen Wechselspiel mit Dave Greenslade’s Tastenläufen, sowie einer druckvollen Rendition der “Valentyne Suite”. Wie die Herrschaften dann noch den “Stormy Monday Blues” zelebrierten, ist schlichtweg anbetungswürdig! Für das exzellente Re-Mastering zeichnet hier Eroc gemeinsam mit Clem Clempson verantwortlich, das Booklet kann gegenüber den oben genannten auf 20 Seiten mit zusätzlichen Infos, Linernotes von Chris Welch, Interview-Exzerpten mit Dave Greenslade und einer feinen Auswahl an historischem Bildmaterial aufwarten.

Dass jeder einzelne dieser fünf Tonträger für den gestandenen COLOSSEUM-Fan unverzichtbar sein wird ist eigentlich müßig zu erwähnen. Danke Repertoire!

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