Der Titel dieser CD-Box sagt alles. Fragen zu dieser Band sollten ohnehin erst gar nicht aufkommen, ebenso wenig solche zur Klasse dieser Formation. Wer Mitte der 80er ein Faible für melodischen Power/Progressive Metal hatte, kam an CRIMSON GLORY (die an sich schon in den späten 70ern gegründet wurden, zunächst aber als PIERCED ARROW und danach als BEOWULF ihr Glück versuchten) einfach nicht vorbei. Erst recht nicht, wenn man auch für nicht alltägliche Gesangsvorträge empfänglich war. Denn ähnlich wie die immer wieder als Vergleich herangezogenen QUEENSRYCHE, hatte auch diese Band einen nicht nur charismatischen, sondern auch markant und einzigartig klingenden Frontmann in ihren Reihen.
Dazu kam noch das dezent mystisch angehauchte Masken-Image des Fünfer aus Florida, weshalb man wohl auch mit Songs von geringerer Qualität für Aufsehen gesorgt hätte. Dennoch war es das hochklassige Songmaterial des selbstbetitelten ersten Albums, mit dem der Fünfer 1986 die Herzen der Headbanger weltweit eroberte. Tracks wie „Valhalla“, „Queen Of The Masquerade“ oder „Heart Of Steel“ haben auch noch fast 40 Jahren nichts von ihrer Faszination verloren, und lassen jedes Fanherz in einem ungewöhnlich hurtigen Rhythmus schlagen. Und dann war da ja auch die Stimme des leider 2009 verstorbenen John Patrick McDonald, der sich Zeit seiner Karriere „Midnight“ nannte, der diese Band unvergleichlich machte.
Ein nächster Schritt zum Durchbruch war wohl von den Musikern und auch vom Label eingeplant, und es sah in der Tat verdammt gut aus, als „Transcendence“ 1988 nachgereicht wurde. Die Songs waren zwar allesamt eingängiger ausgefallen, „weichgespült“ klangen CRIMSON GLORY aber keineswegs. Im Gegenteil, das Klangspektrum wurde zwar um Nuancen verfeinert, an Hooks und Refrains wurde jedocjh offenbar sehr intensiv gearbeitet. Schließlich enthielt das zweite Album nahezu ausnahmslos potentielle Hits. Beispiele gefällig? Gerne: „Lady Of Winter“, „Red Sharks“, „Painted Skies“, „In Dark Plaeces“, „Lonely“,…. - noch Fragen?
Tourneen mit OZZY, METALLICA, ANTHRAX und QUEENSRYCHE stellten nachhaltig unter Beweis, dass die Truppe weltweit Fans angesprochen haben, und auch die auf MTV sehr häufig gesendete Single ‚Lonely‘ half tatkräftig mit, um die Florida-Gang auf das nächste Level zu hieven.
Das war der Band sicher auch bewusst, doch irgendwie hatten es die Jungs dann doch übertrieben. Ob es 1991 tatsächlich nicht mehr möglich gewesen wäre, mit einem Stil wie jenem, mit dem sich CRIMSON GLORY ihre Fanbase erspielt hatten, lässt sich auch retrospektiv nicht eruieren. Fakt ist allerdings, dass vor allem ihre europäischen Fans mit dem Stilbruch auf „Strange And Beautiful“ nicht viel anzufangen wussten. Als Grund wird bis heute „Kommerzialisierung“ angegeben.
Dass sich die Band jedoch keineswegs vollends von ihren Prog Metal-Roots entfernt hatte, wird leider ebenso gerne vergessen, wie die Tatsache, dass „Midnight“ auch auf diesem Dreher eine mehr als amtliche Leistung bot.
Zugegeben, im direkten Vergleich zu den beiden Vorgänger hielt der Glam/Hair Metal vermehrt Einzug in die Tracks, und auch der Balladenanteil wurde deutlich erhöht. Noch schwerwiegender dürfte für die eingeschworenen Fans aber der „Fehler“ gewesen sein, die kraftstrotzenden Riffs Anteilsmäßig zurückzuschrauben und in den Hintergrund zu mixen.
Da sich weitere Hits aber trotzdem nicht einstellen wollten, bekam sich das ohnehin im Vorfeld der Veröffentlichung schon in Streitigkeiten geratene Line-Up noch weiter in die Haare. Die Folgen sind bekannt: Midnight quittierte noch im selben Jahr seinen Dienst bei CRIMSON GLORY und schon bald darauf wurde die offizielle Auflösung bekannt gegeben.
Zwar ist die Band in runderneuerter Formation (bzw. in der mittlerweile vierten Inkarnation) immer noch aktiv, ob sie jedoch jemals wieder jene Klasse erreichen kann, wie mit ihrem unvergessenen und legendären Frontmann zu Beginn ihrer Karriere, darf bezweifelt werden. Nicht jedoch die Wertigkeit dieser Box, in der sich auch ein reichlich bebildertes Booklet (Bassist Jeff Lords hat sein Archiv geplündert, und offenbar reichlich Stoff besteuern können), für das Darren Sadler die Liner-Notes verfasst und Langzeitbandmitglied Lords interviewt hat.
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