DAETH DAEMON

Die Todesblei-Truppe aus der Garage spricht!

Österreich hat eine neue Death Metal Band namens DEATH DAEMON am Start, deren EP „The Skeleton Spectral“ mich wirklich schwungvoll vom Hocker gehauen hat. Und nachdem wir kurzem mit dem vor Begeisterung überschäumenden Review online gegangen sind, schießen wir hier gleich zackig das Interview hinten nach.

Kannst Du zur Einleitung kurz über die ominösen Ereignisse, die sich im Laufe des Jahres 2019 in der berüchtigten Garage zugetragen haben, berichten? War von Anfang an klar, dass ihr brachialen Death Metal spielen wollt oder hat das erst nach und nach konkrete Formen angenommen? Hat es einen bestimmten Grund, warum ihr nur unter den Initialen eurer Namen agiert oder ist das einfach Jux und Tollerei?

Am Anfang war Death Metal. Das war für mich der Einstieg als Musiker und ich habe noch Proberaum Demos und VHS Tapes von 1989/90, als wir als MAGGOTS und CABALISTIC DESOLATION loslegten. Wir hatten einen schimmeligen Proberaum gleich neben einer Nervenklinik, wo wir unseren Frust raus prügelten. Später, Ende der Neunziger, schafften wir es mit FEYNDHAMMER immerhin auf die Bühne. Auch wenn ich mit meinen Hauptbands immer Doom Metal machte, ist meine dunkle Leidenschaft Death Metal und die wird mit DAETH DAEMON weitergelebt. Die Initialen sollen helfen, dass der Hörer nicht von der Musik abgelenkt wird. Ich habe das in meinen Death Metal Bands immer so gehalten. Es braucht heutzutage eh nicht mehr als 5 Minuten Recherche um herauszufinden welche Musiker, wo beteiligt sind. Es ist also auch kein Staatsgeheimnis.

Habt ihr eigentlich zuerst drauf los gejammt und dann die Songs für die vorliegende EP „The Skeleton Spectral“ geschrieben oder hat einer von euch schon mehr oder minder ein Rohgerüst für diese Stücke bei der Hand gehabt?

Letztes Jahr haben wir in unserer Garage in der klassischen Gitarre/Schlagzeug Besetzung mit den Sessions angefangen. Nur ein simples Drumset und eine Marshall Valvestate 8280 Combo. Wir haben einfach drauflos gespielt. Weil wir uns im klaren Rahmen des Genres bewegen, sind die Ideen nur so raus gesprudelt. Wir waren völlig euphorisch, die Geschwindigkeit und der Groove haben uns förmlich weggeblasen. Wir sind ja von allen Spielarten des Death Metal begeistert. Natürlich sind die Klassiker MORBID ANGEL, DEATH oder ENTOMBED heilig, aber wir lieben auch die vergessenen Perlen wie FUCT oder CEREBRAL FIX oder neuere Sachen wir BEYOND CREATION und VEKTOR. Für uns hatte eine Verbindung der lebendigen „Unperfektheit“ der Klassiker mit der technischen Finesse neuer Produktionen große Priorität. Was jedoch am Allerwichtigsten war, ist echtes Songwriting zu betreiben. Die Songs müssen hooky und mitreißend sein und natürlich eine bösartige Aura tragen.

Würdest du bitte die Tracks in musikalischer Hinsicht kurz beschreiben? Gibt es zu den Lyrics einen ernsten Hintergrund oder regiert hier doch das typisch diabolisch blutrünstige Death Metal Klischee?

Refused Obedience“ ist ein pfeilschneller Opener, im Finale eskaliert der Song in einem furiosen „Hanneman/King“ Soloduell und nach 2:54 Minuten ist alles abgerissen. „Well of Torment“ hat einen fiesen „Leprosy/Persecution Mania“ Vibe. „Blood-Soaked Altar“ ist ein galoppierendes Groove Monster, hier packen wir den „James Murphy“ aus. Bei „Grotesque Morbidity“ ziehen wir alle Register, der Refrain ist unwiderstehlich und die Dungeon Synthies dämonisch. Die Lyrics unterstreichen die Stimmung in den jeweiligen Songs und obwohl die Vocals brachial sind, versteht man jedes Wort. Die Text Sprache bewegt sich 100%ig innerhalb der Genre Regeln. Das war mir wichtig, das Böse und verborgene Dämonische bestimmt unser Denken und Handeln und es ist notwendig auch die eigene dunkle Seite zu kennen.

Wie kam es dazu, dass von der Bandgründung bis zur Veröffentlichung der EP scheinbar alles relativ flott passiert ist? Bei vielen anderen Musikern dauert das ja um einiges länger …

Ja, das ist tatsächlich bemerkenswert. C.K. hat ja überhaupt noch nie etwas aufgenommen, aber im Studio die Drums live eingenagelt als hätte er nie etwas anderes gemacht. Wir haben auch die Pilotgitarre genauso auf der Aufnahme gelassen, am linken Speaker hörst du 1:1 die Gitarre wie sie live eingespielt wurde. A.P. hat seine Soloparts in einer einzigen Session rein geshreddert. Die gesamte Musik war an drei Samstagen im Kasten. S.M. ist eine der besten Stimmen im Extrem Metal. Ich musste ihm nichts erklären, wir teilen die konsequente Hingabe für unsere Projekte. Die Aufnahmen im KK Studio waren extrem entspannt. Studiochef Krys Koenig ist ein Profi und er hat uns noch einmal angetrieben an unsere Grenzen zu gehen. Die Overdubs haben wir im Studio von Hajot Gmeilbauer eingespielt, was uns beiden mächtig Spaß gemacht hat. Wir machen immerhin seit Jahrzehnten gemeinsam Musik. Zum Schluss hat uns V. Santura noch einen großartigen Sound gezimmert, er hat ja schon mit der Restaurierung von CELTIC FROST bewiesen, dass er ein Sound-Gourmet mit dem nötigen historischen Verständnis ist.

Warum bietet ihr die EP als Demo in Eigenregie an und geht nicht den Weg über ein Label? Ich schätze, ihr hättet durchaus die Möglichkeit zu Zweiterem gehabt.

S.M. und ich haben ja sehr aktive Bands mit Plattenvertrag, Vertrieb, Booking Agentur, etc. Deshalb war von Anfang an klar, dass wir mit DAETH DAEMON nur solche Verpflichtungen eingehen, die wir auch erfüllen können. Darum haben wir bei BLOOD BLAST DISTRIBUTION unterzeichnet, die uns ein sehr gutes Angebot gemacht haben, die Musik digital zu verwerten. Alles andere, von physischen Tonträgern bis Merch machen wir selber. Wir sind also zuerst Digital über alle Streaming Dienste gestartet und haben dann eine Tape Edition aufgelegt, die aber nach drei Tagen Sold Out war. Deshalb gibt es die EP jetzt auf Vinyl für die Sammler und audiophilen Feinschmecker.

Hättet ihr vor dieser nun eingetretenen und für uns alle nicht ganz packbaren Situation (das Wort Krise kommt mir aus sehr persönlichen Gründen nur schwer über die Lippen) schon Live-Dates fixiert gehabt?

Mit unseren anderen Bands hatten wir natürlich einen vollen Terminplan, von DarkTroll, Ragnarök über WGT bis Graspop waren wir super gebucht. Das können wir uns natürlich einwecken. Die nächsten 10 Top Shows und Festivals sind zum heutigen Stand mal fix weg. Aber das Leben bietet keine Vollkasko Versicherung, es kann immer ein Unglück oder einen Unfall geben. Darum macht es keinen Sinn, lange zu lamentieren. Es ist wie es ist. Als Individuum, mit sozialer Intelligenz ausgestattet, hat man Vorkehrungen für den Ernstfall getroffen. Dazu gehört eben auch sein Leben nicht ausschließlich auf eine Karte zu setzen. Wirtschaftliche Abhängigkeit, Schuldenpraxis und Risikomanagement ist für eine Privatperson genauso wichtig wie für eine Band. Leben heißt kämpfen, auch wenn wir das manchmal zu vergessen scheinen.

Apropos Konzerte: Denkst Du, dass diese in diversen Fachkreisen publizierten Mutmaßungen darüber, dass Live-Events frühestens im Herbst 2021 wieder stattfinden könnten, einen berechtigten Hintergrund haben?

Medizinisch gesehen ja. Aber würden wir alle Entscheidungen aus rein medizinischer Risikobewertung treffen, würde es weder fettige Speisen, noch Zucker, Nikotin oder Alkohol geben. Das besondere an der Krise ist die wahnsinnige Politik, die in einem lange nicht dagewesenen Machtrausch in das Leben der Menschen eingreift. Die Verfassung und die Grundsätze der Freiheit werden komplett ignoriert, das ist langfristig gefährlicher als das Virus.

Natürlich fallen jetzt auch zumindest in Österreich Bandproben flach. Gibt es für euch Musiker die Möglichkeit, einen virtuellen Proberaum zu erschaffen, in dem man sich trifft und gemeinsam musiziert?

Wir proben zurzeit gar nicht. Es gibt genug Möglichkeiten sich kreativ zu betätigen. Songideen ausarbeiten, Texte schreiben oder einfach mal alles bleiben lassen und sich Inspiration und Kraft für die Zukunft zu holen. Genau das habe ich vorhin gemeint. Es wäre verrückt, das eigene Seelenheil oder sogar das Einkommen nur von der Arbeit als Musiker abhängig zu machen. Und Streaming Konzerte sind lächerlich.

Arbeitet ihr schon an neuen Songs oder ruht die Kreativität vorerst? Wollt ihr der brachialen Death Metal Schiene treu bleiben oder lasst ihr euch die Möglichkeit offen, eines Tages einen anderen Weg einzuschlagen?

Wir haben massig neue Songideen, aber DAETH DAEMON ist und bleibt klassischer Death Metal. Es ist irrsinnig befreiend sich einem Genre hinzugeben. Gerade in der Limitierung besteht die Herausforderung geile Songs mit interessanten Hooks und fetten Grooves zu schaffen. Genau deswegen funktioniert zum Beispiel auch Blues so großartig und zeitlos. Death Metal ist Musik, die dir als Komponist alles erlaubt. Wo sonst kommst du mit chromatischen Tonfolgen, Dive-Bombs und Polyrhythmen davon, ohne verkopfte Musiktheorie zu produzieren? Wunderbar!

Möchtest du am Ende dieses Interviews vielleicht noch einige Worte der Hoffnung an unsere möglicherweise bereits ein wenig frustrierten Leser (ich sage nur Festivalabsagen, geschlossene Clubs, etc.) richten?

Wir haben uns an eine Freiheit gewöhnt, die uns nur geliehen ist. Freiheiten, die es in den meisten Regionen dieses Planeten nie gegeben hat. Deshalb werden wir jedes kleine Stück davon umso mehr zu schätzen wissen.

Worte, die mir aus der Seele sprechen. Vielen Dank für die ausführlichen Antworten und wir sehen uns hoffentlich bald wieder auf einen realen Plausch in gemütlicher Atmosphäre!

Photo Credits: DAETH DAEMON