Als Dan McCafferty nach 45 Jahren als Mainman der schottischen Rocklegende NAZARETH 2013 aus gesundheitlichen Gründen seinen Abschied bekannt gab war triste Stimmung unter den Fans angesagt. Mit Basser Pete Agnew war jetzt nur mehr ein einziges Gründungsmitglied an Bord und obwohl mit Carl Sentence (ex-PERSIAN RISK, KROKUS) – nach einem kurzen Intermezzo mit dem wenig überzeugenden Linton Osborne – ein durchaus adäquater Shouter verpflichtet wurde war’s einfach nicht mehr so wie man’s über die Jahre gewohnt war: Man hatte die persönlichen Lieblingssongs (und das waren eine ganze Menge) mit Dan’s unverwechselbarer Reibeisen-Intonation im Ohr und, ganz ehrlich, da lag die Latte schon verdammt hoch.
Zum allgemeinen Entzücken meldet sich der 73-Jährige nun mit seinem dritten Solo-Langeisen zurück, rund 30 Jahre nach “Into the Ring” (1987). Es ist ein überraschend ruhiges, oft nachdenkliches Album geworden, voll bittersüßer Reminszenzen (“Looking Back”) und mit deutlicher Besinnung auf die Folklore seiner schottischen Wurzeln (“Home Is Where The Heart Is”). Natürlich hat Dan mit “My Baby” und “Bring it On Back” ein paar g’standene Rocker im Talon, sonst zeigt er sich vermehrt besinnlich, auf der Ballade “Sunshine” fand sich übrigens Kumpel Pete Agnew zum Duett ein. Die einstige Power-Röhre hat zwar etwas an Kraft eingebüßt, klingt stellenweise angestrengt – der Rock’n’Roll-Livestyle hat seine Spuren hinterlassen, die ungeschminkt zur Schau gestellte Zerbrechlichkeit vermag jedoch durchwegs zu berühren.
Für die stimmige musikalische Untermalung seiner Lyrics hatte sich Dan McCafferty mit dem tschechischen Multiinstrumentalisten Karel Marik zusammengetan, der für die Aufnahmen auch gleich eine kompetente Band an der Hand hatte.
Ein formidables Alterswerk, hoffentlich nicht tatsächlich das “Last Testament”!