DAVID BOWIE A New Career In A New Town 1977-1982

Warner

Bowie in Berlin und sonstige Nettigkeiten.

Prolog: Als David Bowie 1972 die Metamorphose vom gelockten Barden zur androgynen Kunstfigur Ziggy Stardust vollzog blieb im musikalischen Universum einer Generation kein Stein mehr auf dem anderen. Wie auch in meinem. Ziggy-Harschnitt, zwar nicht rot, aber immerhin. Ich war Fan! Und blieb’s, von “Aladdin Sane”, über “Pin Ups”, “Diamond Dogs”, “Young Americans” und “Station To Station”….

Und dann kam 1977 “Low”, der erste Teil der später titulierten Berlin-Trilogie. Bowie war, gemeinsam mit Intimus Iggy Pop dem drogengeschwängerten Szenario der It-Metropolen New York und Los Angeles nach Europa entflohen und schlußendlich in Berlin angelangt, wo sein bereits entfachtes Interesse für elektronische Musik durch die aufkeimende Szene mit Gruppen wie Kraftwerk, Cluster oder Neu! den idealen Nährboden fand. In dem Glam-turned-Ambient Zunftgenossen Brian Eno ward auch flugs ein kongenialer Mitstreiter gefunden und im Chateau d’Hérouville-Studio entstand unter der Regie von Tony Visconti ein für die gestandene Fanschar zwiespältiges Werk: Seite eins erfüllte mit u.a. den Songperlen “Sound And Vision” und “Breaking Glass” einen distinktiven, wenn auch ungewohnten kommerziellen Anspruch, bei den Ambient-Klängen auf Seite zwei herrschte, zugegebener Maßen  weiland auch bei mir, blankes Unverständnis.

Der Nachfolger “Heroes” erschien noch im selben Jahr und wurde diesmal tatsächlich in Berlin in den Hansa Studios eingespielt. Erneut mit Band unter der Leitung von Carlos Alomar sowie Meister Eno, zu dem sich mit King Crimson-Legende Robert Fripp ein weiterer Sound-Exzentriker gesellte. Obwohl in gesamt gefälliger als der Vorgänger war die Publikumsreaktionen vorerst verhalten und auch die Über-Hymne “Heroes” wurde mit Verspätung zum internationalen Hit, wie auch die instrumentale Kraftwerk-Hommage “V-2 Schneider” erst später in Elektronik-Kreisen laudiert wurde. Leider hat die remixte Version von “Heroes” in der Mitte des Songs einen merkbatren Lautstärkeabfall, der in diversen Foren schon heftigst kristisert wird.

 “Lodger” ist neben dem remasterten Original auch im angekündigten Remix von Tony Visconti in der Box enthalten – Bowie hatte es noch abgesegnet und Tony überarbeitete die ursprünglichen Multitrack-Bänder mit modernster Technologie. Jetzt klingt’s tatsächlich nach einer “Fantastic Voyage” und “The Boys Keep Swinging” in neue Klangdimensionen.

Darüber hinaus enthält die Box noch das Live-Album “Stage” von 1978, das neben der Darbietung aktellen Songmaterials auch formidable Versionen von “Fame”, “Ziggy Stardust” und “Stay” in petto hatte. Man verstand die Fans zu versöhnen, wie dann auch mit dem nachfolgenden Studioteil “Scary Monsters”, das mit “Ashes To Ashes” und “Fashion” zwei veritable Hits und einen unverhohlenen Stilwechsel in Richtung New Wave vorlegte.

Rares und Obskures wird schlussendlich auf “Re:Call 3” geboten: Verschiedenste Singele-Versionen, die geschätzten Kollaborationen mit Queen (“Under Pressure”) oder Georgio Moroder (“Cat People”) und die mittlerweile sehr gesuchte Interpretation von Berthold Brechts “Baal”. 

Als 11CD- oder 13 LP-Box mit 128- bzw. 84-seitgem Hardcover-Buch. 

http://www.davidbowie.com/anewcareerinanewtown

https://www.facebook.com/davidbowie/

Photo Credit: Duffy