DAVID GILMOUR Live at Pompeii

Sony

Erinnerungen und die Gegenwart: Ein neues Live-Album vom früheren PINK FLOYD Gitarristen David Gilmour an historischer Spielstätte.

1994 besuchten mehr als drei Millionen Amerikaner die 59 Konzerte von PINK FLOYD und für die Europatournee schloss das Unternehmen einen lukrativen Sponsoringvertrag mit VW ab, was seitens des VW-Konzerns als „interaktive Methode der Kommunikation mit den Kunden“ bejubelt wurde. PINK FLOYD gab es somit auch erstmals als Auto, nämlich in der Sonderauflage des Modells Golf als Limousine und Cabrio. 48 Sattelschlepper transportierten nicht nur VW-Transparente durch ganz Europa, sondern auch 700 Tonnen Stahl für die Bühnenkonstruktion plus 300 Lautsprecherboxen plus eine Unmenge an Licht- und Laser-Maschinerien. Auf der Bühne standen dann acht Musiker, die mit immensem High-Tech-Aufwand nette Harm- und Belanglosigkeiten von sich gaben. "Ein wenig verärgert", dass sie es schafften mit dieser Nummer durchzukommen war auch Roger Waters, wie er 2004 in einem Interview erklärte: "Ich war verwirrt und ein wenig enttäuscht, dass der große Haufen ungewaschener Typen nicht den verdammten Unterschied bemerkte. Nun, in Wirklichkeit tun sie's doch. Ich bin da vielleicht etwas ungerecht. Es gibt sehr viele Leute, die den Unterschied bemerken, aber es gab auch eine ganze Menge, die das nicht konnte.“ Und über "The Division Bell" motzte Waters: "Texte von der neuen Gemahlin. [Gemeint ist Gilmours Frau Polly Samson, eine englische Journalistin und Autorin; Anm.] Nicht zu fassen, aber wahr! [...] Und was für eine Chuzpe, das auch noch Pink Floyd zu nennen. Das war eine grauenvolle Platte." Dieser Aussage kann man leider nicht widersprechen, denn tatsächlich ist es nur ein aufgeblasenes Stück Musik ohne Inhalt.

Aber okay, das ist spätestens seit dem finalen "The Endless River" (2014) von PINK FLOYD (bzw. was halt von dieser Band noch übrig blieb) mittlerweile zum Glück Geschichte. Dass David Gilmour es auch unter seinem Namen schaffen kann, bewies der meisterliche Gitarrist 2006 mit der Veröffentlichung von "On an Island" und 2015 mit "Rattle That Lock", seinem bis dato erst vierten Solo-Album. Und jetzt, gegen Ende des Jahres 2017 folgt mit "Live at Pompeii" doch wieder ein (Live) Album, das bereits im Album-Titel an seine PINK FLOYD Zeit erinnern soll. Darauf angesprochen erklärte David Gilmour im Interview, dass Pompeii nur eines von vielen Plätzen von der Tour war. Und: "You can't worry about the media - they're going to find something to obsess about. And the story of will we, won't we, comes up time and time again and will never go away, I suspect, however convincing I try to make the argument."

Letzten Endes spielte Pompeii auch dahingehend eine Überlegung, da es zum vorliegenden Album auch eine DVD gibt. Gilmour: "At some point we thought, well we did okay with it back in ‘71 when it was without an audience, so maybe it would be fun to do the DVD there. We recorded a number of shows all over the world and filmed quite a few, but we thought this one would be something extra special, which indeed it was. The two shows went really well." Zu hören gibt es jede Menge PINK FLOYD Material aus so gut wie allen Schaffensphasen, sowie einige Häppchen aus den bereits erwähnten Solo-Alben von David Gilmour. Der einzige Song, der 1971 zur Aufführung kam UND auf dem vorliegenden Album vertreten ist, ist übrigens "One of These Days" (aus: Meddle, 1971). Einige wenige Live-Darbietungen sind erschreckend schwach (z.B. "Money"), bzw. die Lieder als solches ("High Hopes"), der Großteil geht aber richtig gut ab.

Schwelgen in PF Zeiten dominiert das Album, alleine weil sich Klassiker wie "Shine On You Crazy Diamond (Pts. 1-5)", "Wish You Were Here" und "Comfortably Numb" bis hin zu "Fat Old Sun" und "Time / Breathe (In The Air)" die Hand geben. Aber das ist nur natürlich, weil es eben zur musikalischen Entwicklung und Geschichte von David Gilmour gehört, oder, wie er es im Interview formulierte: "You want the whole thing to start and finish and have kind of a narrative of moods that run you from the start to the finish. You want a climactic moment at the beginning of the first half and then start the second half with another big moment. A lot of time is spent putting all that together and working on it until you think it's really going to work, you have to keep adjusting till you’re certain."

Zugleich ist diese mehrfach historisch belastete Spielstätte Pompeii der perfekte Ort für eine Verbeugung vor seinen früheren musikalischen Freunden. Gilmour: "Well you know there are songs that Rick Wright wrote; 'The Great Gig In The Sky', and there's a song for which I wrote the music and Polly (Samson) wrote the words, which is about Rick, called 'A Boat Lies Waiting' which we put into a sequence. 'Wish You Were Here' always reminds me of Syd (Barrett) when we play it. And in a place like Pompeii, those things are heightened because of the time we spent there all those years ago and because of the special occasion. These things all come on to you while you're performing and hopefully heighten the emotion of the occasion for the audience as well." Das vorliegende Live-Dokument gibt es in verschiedenen Formaten, von CD über Vinyl und DVD. Letztere ist das wohl empfehlenswerteste Format.

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