Anlässlich der neuen EP „Desire“, die aus einer Zusammenarbeit von DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND mit der US-Band WHITE HILLS entstand, bombardierten wir Mastermind Albin Julius mit ein paar Fragen, die uns am Herzen lagen.
Ich bin mir nicht sicher, ob viele unserer MUSIKATLAS Leser die Band DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND kennen. Sei bitte so nett und beschreibe mal kurz den Werdegang der Band. Versteht ihr euch überhaupt als Band im herkömmlichen Sinn oder ist es eher ein Projekt, welches mit vielen anderen Bands / Musikern kooperiert? Wieviele Alben bzw. EP's gibt es von euch schon?
Uns gibt’s jetzt schon 22 Jahre ... angefangen habe ich als „One Man“ Show, die aus der Asche meiner vorherigen Band THE MOON LAY HIDDEN BENEATH A CLOUD entstanden ist. Mit der Zeit ist dann eine richtige Band daraus geworden. Wir haben auch schon einige Veröffentlichungen herausgebracht und sind durchaus sehr eigenständig, aber mir ist es immer schon wichtig gewesen, sich selbst keine Grenzen zu setzen (only rule – NO rule!) und daher liebe ich es mit anderen Musikern / Bands, die ich schätze und bewundere, zusammen zu arbeiten. Es macht einfach Spaß, man kann viel lernen und es erweitert den eigenen Horizont.
Euer neues Album „Desire“ hat mich ziemlich begeistert, ich mag psychedelischen Rock, der mich die ganze hektische Welt rund um mich kurzzeitig vergessen lässt. Dieses Mal habt ihr mit der amerikanischen Band WHITE HILLS zusammen gearbeitet, da gab es ja auch schon in der Vergangenheit eine gemeinsame Scheibe. Kam die Musik von euch oder habt ihr mit WHITE HILLS gemeinsam geschrieben? Wo habt ihr aufgenommen? Hier in Europa oder in den Staaten?
Wir haben tatsächlich vor 7 Jahren schon einmal zusammengearbeitet und eine EP mit dem Titel „Today I Want To Catch Clouds“ veröffentlicht. Seitdem haben wir gelegentlich was zusammen gemacht, ich habe eine Nummer von ihnen remixt und Dave hat auch manchmal auf unseren Alben zur Gitarre gegriffen. Die Musik haben wir – wie bei allen Kollaborationen - zusammen geschrieben und das ist auch der Sinn (für mich) an solchen Zusammenschlüssen. Aufgenommen wurde das Album teilweise im White Hills Studio in NYC und teilweise in unserem Studio „Tempel 451“ im Wienerwald.
Kannst du kurz auf die Texte eingehen? Ich könnte mir vorstellen, dass man zu dieser Musik nicht einfach banale Texte über Herrn X und Frau Y schreibt, sondern sich auch lyrisch irgendwie mit einer anderen abdriftenden Dimension befasst.
Oh, da müsstest Du Marthynna fragen, da sie die Texte schreibt. Allerdings sind ihre Lyrics sehr persönlich und daher möchte sie nicht darüber sprechen. Sie überlässt die Interpretation lieber den Hörern.
Das Cover von „Desire“ passt perfekt zur Musik und wurde von IRRWISCH (https://www.facebook.com/Irrwisch.Artdesign/) gestaltet. Kennt ihr euch schon länger oder war diese Zusammenarbeit eher zufällig?
Nein, wir kennen uns schon einige Zeit und sind mittlerweile recht enge Freunde geworden. IRRWISCH hat mich vor einigen Jahren „out of the blue“ kontaktiert und mir zum Einstand gleich das „Serpenta“ Logo geschenkt, seither arbeiten wir zusammen.
Ich muss gestehen, ich war jetzt ein wenig zu faul, um zu googeln. Seit wann arbeitet ihr mit Sven und Ván Records zusammen? WOLVENNEST sind ja auch bei Ván Records unter Vertrag, da gab es ebenfalls eine ausgesprochen geniale Kooperation mit euch in Form einer EP. Wurde das über Ván Records abgewickelt oder kanntet ihr euch als Musiker schon zuvor?
Michel von WOLVENNEST kennen wir schon sehr lange – sicher über 15 Jahre - er hat schon seit Jahren Konzerte von uns in Belgien veranstaltet und wir sind enge Freunde geworden. Musikalisch mochten wir auch seine anderen Projekte ARCHANGEL und LENTH OF TIME. Eines Tages hat er uns angerufen, von WOLVENNEST erzählt und gefragt, ob wir mitmachen wollen. Na klar wollten wir das!
Ván Records haben wir einfach so kontaktiert und nachgefragt, ob sie Lust hätten „Desire“ heraus zu bringen, da wir selbst gerade unser neues Album auf dem eigenen Label veröffentlicht hatten und keine Zeit bzw. Energie hatten, uns um „Desire“ zu kümmern. Sven war sofort begeistert, was uns natürlich gefreut hat. Er ist ein cooler Typ und wir haben von befreundeten Bands, die mit ihm und Ván Records zusammen arbeiten, nur Gutes über ihn gehört – Voila!
Wie schaut das eigentlich grundsätzlich mit eurem Bekanntheitsgrad hier in Österreich aus? Ich kann mir fast vorstellen, dass DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND z.B. in Deutschland bekannter sind als hier bei uns. Ist jetzt so eine intuitiver Gedanke, denn in Österreich ist ja irgendwie doch der konventionelle althergebrachte Metal (egal, welches Sub-Genre) gefragter und viele Fans schauen nicht ganz so gerne über den Tellerrand.
Ich kann das nicht einschätzen und ganz ehrlich gesagt, ist es uns auch ziemlich egal. Wir machen Musik, weil wir Musik machen wollen und nicht um bekannt zu werden oder – wie man es so gemeinhin nennt – um Erfolg zu haben. Unser eigentlicher Erfolg ist der, dass es DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND schon 22 Jahre lang gibt und es uns immer noch Spaß macht. Das ist eigentlich das, um was es geht. Wir würden auch Musik machen, wenn niemand unsere Alben kaufen würde. Weiters definiere ich Erfolg auch damit, dass wir mit anderen Bands und Musikern, die mir am Herzen liegen, Musik machen können - sei es nun mit meiner „Gang“ oder auch im Rahmen von Kollaborationen mit anderen Bands.
Wie beurteilst du denn die österreichische Metalszene so im Allgemeinen? Meiner Meinung nach hat sich in den letzten Jahren viel getan, BELPHEGOR haben mehr oder minder internationale Karriere gemacht, Martin Schirenc hat THE CURCH OF PUNGENT STENCH wieder zum Leben erweckt, OUR SURVIVAL DEPENDS ON US machen unbeschreiblich intensive Musik. Dann wären da noch ANOMALIE und HARAKIRI FOR THE SKY … beschäftigst du dich privat mit Metal oder liegen deine musikalischen Interessen ganz woanders?
Über SCHIRENC PLAYS PUNGENT STENCH bzw. BELPHEGOR müssen wir ja jetzt keine großen Worte verlieren. Ansonsten – natürlich OUR SURVIVAL DEPENDS ON US – ganz klar! Super Mucke und super Typen. Auch das Festival (HOUSE OF THE HOLY), welches Bartl auf seiner Alm veranstaltet, ist jedes Jahr ein Fixpunkt für uns. So etwas muss man erst einmal auf die Beine stellen – ganz großes Lob nach Abtenau!
Musikalisch sind natürlich die wirklich wichtigen Bands mit „A“, nämlich ABIGOR und AMESTIGON nicht zu vergessen! Black Metal at it's Best und super Leute – good friends!
Ich habe gelesen, du bist vor geraumer Zeit aufs Land in den Wald gezogen und bist sehr viel in der Natur draußen. Hat das einen Einfluss auf die Musik, die du schreibst oder hättest du die genau gleichen Stücke auch in der Großstadt geschrieben? Ich bin ja auch ein Landei sondergleichen und würde nur mit maximaler Anstrengung in der Stadt überleben. :-)
Doch, schon. Ich glaube, der Wegzug aus Wien hat meine Sicht auf viele Dinge schon sehr verändert. Sachen, die mir früher wichtig erschienen sind, haben an Bedeutung verloren.
Aber ich wohne im Wald und doch nicht weit weg von Wien, dass heißt, ich kann in 20 Minuten die „Vorteile“ der Großstadt genießen (Konzerte, Ausstellungen und Parties) und bin doch schnell wieder dort, wo ich mich wohl fühle.
Werdet ihr „Desire“ live einem breiteren Publikum vorstellen oder gibt es nur ein paar ausgewählte Club-Gigs bzw. ist überhaupt schon eine Live-Aktivität abgesehen vom Auftritt am HOUSE OF THE HOLY in Abtenau geplant?
Die Songs von „Desire“ werden wir wohl eher nicht live spielen, denn das war ein reines Studioprojekt. Ansonsten liegt unser Fokus live momentan auf dem Abtenau Gig. Für das restliche Jahr 2018 sind noch ein oder zwei Konzerte in Planung. 2019 ist wieder eine kleine Tour vorgesehen, mal schauen was sich noch so ergibt.
Eine persönlichere Frage abseits der Musik … wie negativ oder positiv siehst du denn die Welt, in der wir momentan leben? Religiös motivierte Konflikte, Donald Trump, BREXIT, etc … macht dir das ein bisschen einen schweren Kopf oder kannst du das aus deinen Emotionen gut ausblenden? Macht es überhaupt noch großartig Sinn, den Medien zu folgen und sich Tag für Tag mit neuen Negativ-Schlagzeilen eindecken zu lassen und dadurch schlimmstenfalls gar in Existenzängste zu verfallen?
So what!
So, nachdem wir uns kurz dem Ernst des Lebens gewidmet haben, bitte ich dich zum Abschluss noch um eine Anekdote aus der Bandgeschichte. Gibt es ein Erlebnis oder ein Konzert, das noch heute quasi für Schenkelklopfer sorgt?
Hm, da gibt es schon ziemlich viele lustige Anekdoten, aber ich glaube, wenn man sie nicht selbst erlebt hat, dann sind sie nur halb so lustig. Aber ich kann mit Recht behaupten: langweilig wird es eigentlich nie!
Eine letzte Message für unsere Leser, die nun hoffentlich ein wenig neugierig auf DER BLUTHARSCH AND THE CHURCH OF THE LEADING HAND geworden sind?
Misbehave and nJoy!