Natürlich weiß man, dass R.D. Liapakis ein vielbeschäftigter Mann ist. Da das letzte DEVIL’S TRAIN-Album jedoch mittlerweile ganze sieben Jahre auf den Rillen hat, musste man befürchten, der Tausendsassa hätte nicht mehr ausreichend Zeit, um auch dieses Unternehmen entsprechend weiterzuführen.
Doch keine Bange, der gute Mann hat mit DEVIL’S TRAIN keineswegs den Weg in die Remise angetreten, sondern lädt uns dieser Tage sogar wieder zu einer gepflegten Ausfahrt ein. Das Bordpersonal besteht neben "Lia" am Mikro erneut aus Haudegen Jörg Michael hinter dem Drumkit, dem neu hinzugekommenen, nicht minder gedienten Recken Jens Becker am Bass sowie dem ebenso neu zugestiegenen, vergleichsweise unerfahrenen Dan Baune an der Sechssaitigen.
Der Gitarrist, der sich mit MONUMENT und LOST SANCTUARY jedoch sehr wohl bereits einen ganz guten Namen in der Szene machen hat können, steht seinem Vorgänger Laki Ragazas jedoch in nichts nach, und gibt den kompetenten wie ambitionierten Riffmeister.
Sein Spiel ist, wie der Stil des Quartetts nach wie vor, vom Blues ebenso inspiriert wie vom Heavy Rock der "alten Schule". Sein Arbeitsgerät wurde entsprechend fett und druckvoll in Szene gesetzt, und stellt deshalb logischerweise zusammen mit Lias markanter Stimme eines der wesentlichsten Bestandteile von "Ashes & Bones" dar. Das soll die Leistung der Rhythmus-Fraktion keineswegs schmälern, im klassischen Heavy Rock sind (und waren) aber nun einmal Gitarre und Gesang maßgebend.
Wie schon auf den beiden Vorgängerscheiben schaffen es DEVIL'S TRAIN erneut bei aller Hingabe und unmissverständlicher Orientierung an der "alten Garde" keineswegs nach einer "Retro-Band" zu klingen. Keineswegs, viel eher lässt sich festhalten, dass der Vierer sämtliche Einflüsse aus den letzten Dekaden gebündelt in die Gegenwart transferieren konnte, und dazu auch noch jede Menge zeitgemäßer Einflussquellen (von BLACK LABEL SOCIETY bis TREMONTI) offenbart.
Von dieser Vielfalt leben amtliche Popotreter wie der Eröffnungskracher 'The Devil & The Blues' oder das mitreißende 'Rock & Roll Voodoo Child' ebenso, wie das wohl mit autobiographischen Textpassagen ausgestattete 'Rising On Fire'. Doch auch wenn das Quartett sich seinen Weg quer durch den Wilden Westen bahnt, bleibt die Angelegenheit bei aller Authentizität unmissverständlich im Heavy Rock verwurzelt. Entsprechend arrangierte Tracks wie 'Ashes & Bones‘ oder 'Man With A Gun' lassen dadurch ein gewisses "Cowboy-Flair" aufkommen, und sorgen für weitere Abwechslung.
Dazu trägt auch die überraschend gewählte Coverversion bei. 'Word Up' kann zwar von der Intensität nicht mit der DEVIL'S TRAIN-Umsetzung von 'American Woman' mithalten, lässt aber alle anderen Künstler, die sich dieser Nummer schon einmal angenommen haben, vergleichsweise alt aussehen. Schließlich haben Lia und Co. den alten CAMEO-Hit mit einer amtlichen Dosis Druck und Dampf ausgestattet, und setzen damit einen gelungenen Schlussstrich unter dieses Album. Wär‘ super, wenn der DEVIL'S TRAIN in Bälde quer durch Europa tingeln würde……