(DOLCH)

Eine Ausnahmeband im Interview

Könnt Ihr zur Vorstellung vielleicht kurz über die Entstehung von (DOLCH) berichten? Seit wann gibt es die Band und was ist der Grund dafür, dass Ihr Euch entschieden habt, ein Duo zu bleiben?

Entstanden ist dieses Projekt ganz schlicht aus dem gemeinsamen Antrieb heraus Musik zu schreiben…das ist eines der Mittel mit dem wir uns ausdrücken wollen. Als Duo ist es einfacher und schwerer zugleich in der Auseinandersetzung…womöglich liegt darin unsere, zugegeben, leicht selbstzerstörerische Kraft.

Als Ihr Eure Demos „I & II“ aufgenommen habt, konntet Ihr Euch da auch nur ansatzweise vorstellen, welche immens positiven Reaktionen Ihr dafür erhalten würdet? Wie kam es zum Vertrag mit „Ván Records“?

Dass wir so viele positive Rückmeldungen bekommen oder dass uns Ván Records in die Familie aufnehmen würden, daran haben wir vorher nicht gedacht. Die Musik und der erste Schritt waren, ein Tape in den Händen zu halten, das wäre schön! Dass daraus so viele Möglichkeiten und mehr Zustimmung werden würden, war natürlich nicht geplant. Es ehrt uns sehr.

Wolltet Ihr die Songs von Anfang an live präsentieren oder sollte (DOLCH) eher ein Studioprojekt bleiben? Nach welchen Auswahlkriterien habt Ihr dann Eure Livemusiker ausgesucht? War es von Anfang an klar, dass Ihr als Personen anonym bleiben wolltet oder hat sich diese Tatsache einfach mit der Zeit ergeben? Ich nehme an, der Hintergrund ist jener, dass sich der Fokus auf das  künstlerischen Schaffen und nicht auf Gesichter und Persönlichkeiten richten soll.

Es war zunächst nicht angedacht, live aufzutreten. Musste es vorerst auch nicht. Wir haben es dann doch probiert, weil wir ein Angebot hatten, das wir nicht ablehnen wollten: Auf dem ersten Acherontic Arts Festival zu spielen! Die Musiker, die uns live begleiten sind Weggefährten in der Hingabe zur Musik und in ihren Persönlichkeiten.

Mit deiner Vermutung zur Anonymität hast du einen Punkt getroffen… die Musik ist die Sprache, die uns und die Hörer bzw. das Publikum verbindet. Uns als einzelne Persönlichkeiten braucht niemand, um die Sprache zu verstehen. Wir sind allerdings persönlichen Gesprächen und Auseinandersetzungen niemals abgeneigt.

Ich habe Euch am „House of the Holy“ Festival in Abtenau live erleben dürfen. Wie habt Ihr die Atmosphäre da oben auf der Alm empfunden? Für mich ist dies ein ganz spezieller Platz, dem ich im Laufe der letzten Jahre sehr viel zu verdanken habe.

Wir waren zum ersten Mal da, es gab also viel wahrzunehmen. Es ist durch alles, was den Ort ausmacht - die Umgebung, die Art der Umsetzung und vor allem durch die Menschen, die den Ort zum Leben bringen - eine sehr besondere Erfahrung für uns geworden.

Ihr wart kürzlich mit KING DUDE und THE RUINS OF BEVERAST auf Tour. Wie war die Resonanz des Publikums auf die neuen Songs? Wie war Euer Gesamteindruck von den Konzerten? Seid Ihr gerne auf Tour oder fühlt Ihr Euch im Studio wohler? Leider wart Ihr nicht auf der kompletten Reise mit dabei. Warum, wenn ich fragen darf?

Die Zeit mit KING DUDE und RUINS OF BEVERAST war für uns eine große Sache und es war eine Ehre, mit so grandiosen Künstlern spielen zu können …zwei so großartige Bands und wir reisen mit ihnen durch Europa. Wahnsinn! Die Shows waren oft ausverkauft oder zumindest sehr gut besucht und die Resonanz war im Großen und Ganzen sehr beeindruckend. Das Publikum war jeder Band zugewandt … das fanden wir sehr bemerkenswert.

Die Tour war bisher unsere Längste, wir waren zudem mit 18 Menschen in einem Bus unterwegs. Kaum vergleichbar. Im Studio mit (DOLCH) waren wir im Sommer zum ersten Mal für die Aufnahmen zu unserer  kommenden Debüt LP.  Alles Bisherige ist zu Hause oder im Proberaum entstanden. Beides einzigartig! Aber nicht vergleichbar. Wir konnten wegen unserer Jobs nicht die ganze Zeit auf der Tour dabei sein. Leider.

Menschen neigen dazu, Musik in Kategorien einzuteilen. Bei (DOLCH) ist das keine einfache Sache und ich habe Eindruck, Ihr wollt diese Schubladisierung auch gar nicht. Stimmt das?

Ja richtig… wir können und wollen auch nicht anders. Der Plan war nie: wir machen jetzt dies und jenes… 

Gibt es zu Euren Texten Geschichten oder entstehen die Lyrics aus Erlebnissen, Gedanken, Selbstreflexion? Passt Ihr die Lyrics den Songs an oder kommt es vor, dass zuerst die Worte entstehen und dann dazu passende Musik geschrieben wird?  Wollt Ihr mit Euren Texten Menschen zum Nachdenken anregen oder ist das einfach eine Art „von der Seele schreiben“?

Ganz allgemein glauben wir, dass zu jedem Gedanken etc. eine Geschichte oder Assoziation gehört. Da die musikalische und textliche Ebene zusammen zu einem Lied werden, gehören sie zueinander. Können aber getrennt entstehen. Beides geschieht, manchmal ist der Text vor der Musik da, manchmal ist es umgekehrt. Wie Menschen mit den Texten umgehen wollen, bleibt ihnen überlassen.

Wie entsteht Eure Songs an sich? Trefft Ihr Euch bewusst zum Komponieren oder arbeitet jeder für sich und im Anschluss daran entsteht das Ganze? Auf mich wirken Eure Stücke als immens kompakte Einheit, aber trotzdem aus dem Bauch heraus … also nicht wie „geplantes“ Songwriting, eher intuitiv ..

Wir komponieren eigentlich immer und überall, im Kopf, mit einer entstandenen Idee, sei es eben einer Melodie oder einem Textfragment. Auf diesem Gerüst bauen wir dann in mehreren Sitzungen ein Lied, manchmal geht das sehr schnell, manchmal ist es auch ein längerer Prozess. Es ist also tatsächlich beides, geplant, aber auch intuitiv.

Welche musikalischen Vorlieben habt Ihr, wenn Ihr privat Musik hört? Hat das einen Einfluss auf Eurer Schaffen oder könnt Ihr das abkoppeln? Wolltet Ihr bewusst Musik machen, die extrem eigenständig ist oder war das einfach eine Folge Eures Zusammenarbeitens und Eurer Persönlichkeiten?

Privat ist ja nicht so unser Thema…die Liste wäre lang und überaus abwechslungsreich. Wir koppeln es ab, soweit als möglich. Aber viele Künstler, die wir verehren, sind so einzigartig in dem was sie tun… wie sollten wir das bewerkstelligen, uns nicht doch irgendwie beeinflussen zu lassen ? Man hat es wohl in sich aufgesogen, was man liebt oder noch kennenlernt. Etwas schwingt bestimmt immer mit. Wir versuchen, dass unser Ausdruck stimmt. Sich in der eigenen Musik wohlzufühlen, sich herauszufordern und wahrhaftig zu sein.

Zu „III – Songs of Happiness, Words of Praise“ … gehe ich richtig in der Annahme, dass bei der „Opening Speech“ und „Track Six“ eine Prise Humor mitschwingt? Ich konnte diversen anderen Reviews entnehmen, dass die Hörer etwas irritiert waren …

Irritation hilft immer…Humor auch. Vor allem bei diesen ernsten Themen, die wir auf den neuen Songs aufgreifen. Aber eigentlich ist das doch schön: Wir sagen zu Beginn „Hallo“ und „Track Six“ ist eine kleine, interaktive Geschichte, zumindest auf Vinyl. Aber klar, dass nicht jeder diesen Humor teilt bzw. manche Hörer irritiert sind. Das ist auch gut so. Wir wollen es nicht jedem Recht machen. Diese Tracks gehören aber genau da hin. Sie sind sogar sehr authentisch, da sie den Zustand wiederspiegeln, in dem wir uns während der Entstehungszeit gefühlt haben. Wir waren, da wir auch gleichzeitig an unserem Album arbeiteten, kurz vor dem Wahnsinn!

Würdet Ihr Eurer neues Album noch kurz für alle Jene beschreiben, für die die Musik von (DOLCH) Neuland ist? Was ist Euer Lieblingssong oder haben alle Stücke den gleichen Stellenwert? Sind Studioaufnahmen für Euch stressig oder macht es Freude?

Wichtig ist: Es handelt sich strikt genommen um eine EP, ein Minialbum, kein ganzes Album! Und es ist eher experimentell geworden. Ein Lo-Fi Experiment, sozusagen. Wenn ihr Zeit habt, hört es euch an… ein Lieblingssong habe ich nicht. Sie sind so unterschiedlich und doch verbunden. Wir haben die EP nicht im Studio aufgenommen, sondern im Wohnzimmer. Aufnahmen bleiben für uns ein Wechselspiel. Anspruch und Ergebnis. Hingabe und Wirksamkeit.

Wie schauen Eure nächsten Pläne aus? Gibt es weitere Tourdaten bzw. bereits Pläne für Festivals?

Livepläne gibt es ein paar, aber leider zu viele, die wir nicht wahrnehmen können, da wir alle unsere Jobs haben, Der größte Plan ist unser erstes Album. Daran arbeiten wir schon eine ganze Weile … und es ist auch noch eine Menge zu tun.

Liegt Euch noch etwas am Herzen, dass ich nicht angesprochen habe? Es freut mich sehr, dass ich die Möglichkeit hatte, Euch meine Fragen zu stellen, denn Eure Musik ist für mich ein treuer Begleiter in vielen Lebenslagen.

Wir sagen Danke für deine Fragen, die Aufmerksamkeit und dass unsere Musik dich begleiten kann.