Der Titel darf wohl durchaus als Programm betrachtet werden, schließlich haben wir es in der Tat mit der "Top Of The (Prog)World"-Band der Gegenwart zu tun. Das darf als Ergebnis harter Arbeit betrachtet werden, und deshalb braucht das Quintett nach über 35 Jahren im Geschäft auch niemandem mehr etwas zu beweisen.
Zuletzt lag der Fokus zwar kurzfristig auf organisatorischen Angelegenheiten, wie der Fertigstellung des Studios von John Petrucci, dem "DTHQ", in dem dieneue Scheibe auch entstanden ist, dennoch hat es die Formation geschafft, seit dem letzten Studioalbum "Distance Over Time" nur knapp mehr als zwei Jahre ins Land ziehen zu lassen. Da diese beiden Jahren zudem durch die Pandemie beeinträchtigt waren, und Sänger James LaBrie einen Großteil der Aufnahmen via Zoom von seinem kanadischen Homestudio aus erledigen musste, erscheint es umso erstaunlicher, wie homogen und kompakt "A View From The Top Of The World" trotz seiner - einmal mehr unglaublichen - Komplexität ausgefallen ist.
Die Frage, wie DREAM THEATER das machen, dürfte simpel wie unmissverständlich zu beantworten sein. Es scheint inzwischen auszureichen, den eigenen Ansprüchen zu genügen. Das dürfte zwar immer noch Aufgabe genug für die Herren sein, passt jedoch perfekt zur inzwischen ungeniert ausgelebten, künstlerischen Freiheit des Fünfers.
Der hat für sein jüngstes "Baby" die feine Melodik des Frühwerks ebenso berücksichtigt wie die zuletzt erfolgreiche, wieder etwas einprägsamere Gangart, um daraus insgesamt sechs Nummern zu konstruieren, die bei allem Anspruch und einem durchwegs hohen Härtegrad (Ballade gibt es diese mal überhaupt keine, balladesk wird es lediglich im Mittelteil des Titelsongs) recht flott ins Ohr gehen. Einfach unfassbar, wie leicht und locker es DREAM THEATER geschafft haben, komplex arrangiertes Material wie den 20-minütigen Titeltrack ebenso zu einem Ohrwurm werden zu lassen, wie den furiosen Opener 'The Alien', oder das Riff-Monster 'Sleeping Giant'. Kurz: Einfach geil!
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