Nach dem doch eher polarisierenden "The Astonishing" hat die US-amerikanische Prog-Ikone mit "Distance Over Time" knapp drei Jahre später wieder ein neues Studioalbum am Start. Da dieser Veröffentlichungsrhythmus inzwischen offenbar zur Routine geworden ist und sich die Fans in der letzten Dekade nicht immer ausreichend bedient gefühlt hatten, durfte man durchaus neugierig sein, was die Herrschaften auf ihrem aktuellen Dreher denn zu bieten haben würden.
Jede Menge, denn schon ein erster Check sollte selbst alteingesessene und misstrauische, zuletzt womöglich sogar eher unzufriedene „Traumtheater-Abonnementen“ wieder zufrieden stimmen. Wenn man die Muse aufbringt in das musikalische Geschehen so richtig einzutauchen, dürfte sich sogar eine gewisse Euphorie breitmachen, schließlich wissen sich die Nummern - trotz der einmal mehr unglaublichen, musikalischen „Vorführungen“ innerhalb einzelner Passagen – nach und nach im Gedächtnis einzuprägen.
Nicht zuletzt daher ist anzunehmen, daß DREAM THEATER mit ihrem neuesten Epos selbst jene Zeitgenossen wieder auf ihre Seite ziehen werden, die ihr Oeuvre zuletzt eher kritisch betrachtet hatten. Zu Recht, denn "Distance Over Time" ist einer für die Herren Petrucci, Myung, LaBrie, Rudess und Mangini nun wahrlich nicht unbedingt Standard-mäßigen Kompaktheit geprägt. Und außerdem ist die Dichte an sich sofort ins Gedächtnis einfräsenden Hooks von unglaublicher Intensität. Nicht zuletzt dadurch kann es die neue Scheibe auch locker mit jeder „internen“ Konkurrenz - sprich den dreizehn Studioalben davor - aufnehmen.
Es mag zwar unglaublich klingen, doch mitunter wird man sich tatsächlich an jene Dekade erinnert fühlen, in der DREAM THEATER mit ihren Single-Auskopplungen und den entsprechenden Videos die Charts und MTV eroberten. Da selbst an sich dem Prog Metal nicht zwingend nahestehende Zeitgenossen damals ganz plötzlich auf DREAM THEATER aufmerksam wurden und die Band einen kometenhaften Aufstieg erleben durfte, wunderten sich viele Fans noch heute, warum die Band in weiterer Folge nicht diesen „Weg“ beibehalten haben. Der Wunsch nach künstlerischer Freiheit dürfte bei den Musikern damals überwogen haben, nachvollziehbar an den Berg- und Tagfahrten, die wir in den letzten Dekaden von DREAM THEATER dargeboten bekommen haben.
Doch man kann es drehen und wenden wie man will, in solch' blendender Form wie auf "Distance Over Time" hat man das Quintett wirklich lange nicht mehr auf Tonträger erleben dürfen! Allein der Opener "Untethered Angel" kann schlichtweg alles und führt einem sofort in Erinnerung, was man „damals“ an dieser Band so sehr geschätzt hat. Dennoch sei dieser Track hier lediglich exemplarisch erwähnt, denn in Summe stellt er „nur“ den Einstieg in ein zwingendes, sich für DREAM THEATER-Verhältnisse rasch einprägendes und auch für Nicht-Musiker faszinierendes Album dar. Pflicht!
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