EDGE OF FOREVER Ritual

Frontiers Music s.r.l. / Soulfood

Zweischneidige Angelegenheit, mit positiver Erkenntnis

 

Beim mittlerweile sechsten Album ist das von Alessandro Del Vecchio geführte Unternehmen inzwischen angelangt. Dem dritten seit der Wiederaufnahme des Bandbetriebs nach der Reunion 2019, wobei es einmal mehr der von seinem Label Frontiers Music als „Haus- und Hof-Produzent” bekannte (und mittlerweile ob seiner Omnipräsenz eher berüchtigte) Alessandro gewesen ist, der „Ritual“ seinen Stempel aufgedrückt hat. Seine Art zu komponieren ist nun mal nicht jedermanns Sache, seine Art und Weise, wie er bei Produktionen vorgeht, auch nicht.

Doch es wäre unfair, deswegen seine Kompetenz anzuzweifeln. Der Mann weiß nämlich sehr genau, was er kann, und auch wie welches Instrument in Szene gesetzt werden muss, um entsprechend zur Geltung zu kommen. Dennoch muss man die Art zu produzieren auch mögen, um sich an den Elaboraten des aus Neapel stammenden Musikers auch erfreuen zu können. Und da er nach wie vor gefühlt an 85% aller Scheiben des Labels seine Finger im Spiel hat, dürfte die Zahl seiner Kritiker auch stetig anwachsen. Daher wird es wohl auch zum Sound von "Ritual" unterschiedlichen Meinungen geben, doch damit wird Alessandro ebenso gut leben können wie das Label selbst. Doch das nur nebenbei.

Auch bei EDGE OF FOREVER hat er auf den ersten Eindruck hin, nichts weiter gemacht als den eingeschlagenen Weg beizubehalten. Das ist der Formation im ersten Teil ihres neuen Albums auch fraglos gelungenen. Mit dem episch angelegten `Water Be My Path und dem lässig rockenden Freeing My Will zeigt man uns einmal mehr, dass es durchaus auch mit Schmackes zur Sache gehen kann, die Melodien jedoch immer noch höher im Kurs stehen. Allerdings dominiert, sobald es balladesk wird, „weichgespülter Plüsch“ das Geschehen. Und das liegt weniger an den Tracks selbst als am Sound, der - vor allem was den Klang der Gitarren betrifft - leider erneut zu sauber ausgeführt wurde, und dadurch ein wenig saftlos wirkt. So weit, so bekannt.

Doch es gibt sehr wohl auch Erfreuliches zu vermelden! Schließlich hat sich die Band (zu der neben dem erwähnten Mastermind aktuell SECRET SPHERE-Gitarrist Aldo Lonobile, Bassist Nik Mazzucconi (LABYRINTH, SUNSTORM) und HARDLINE-Drummer Marco Di Salvia zählen) wie schon auf dem Vorgänger "Seminole" an ein mehrteiliges Epos herangewagt. Im direkten Vergleich zum vierteiligen Titeltrack des Vorgängers geht man dieses Mal sogar noch einen Schritt weiter, und kredenzt mit "Ritual" eine in Summe siebenteilige Bombast-Komposition, die man offenbar von Anfang an klangtechnisch mit Alessandros Handschrift und Produktionsweise in Gleichklang gebracht hat.

Keine Ahnung, ob es den Plan gibt, dieses, obendrein als durchdachte und detailreich ausgearbeitete Konzeptgeschichte angelegte Monumentalwerk, auch auf die Bühne zu bringen. Tatsache ist jedenfalls, dass die Band damit definitiv ihr bislang reifstes Stück Musik präsentiert und sich obendrein als eigenständiger denn je präsentiert. Dass sich die Italiener damit auch noch von einem Großteil ihrer (Label-internen....) "Wettbewerber" abheben können, war eben sowenig zu erwarten, wie der Umstand, dass Meister Del Vecchio vor allem in den mittleren Teilen einen überraschend starken Prog-Barden abgibt. Respekt, meine Herren, auch wenn es wahrscheinlich zielführender gewesen wäre, den Titelsong gesondert zu veröffentlichen. Aber das ist eine andere Geschichte…..


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