EVANESCENCE The Bitter Truth

Sony Music

Ein überaus emotionales Album

Vor fast 20 Jahren traten EVANESCENCE mit ihrem Debutalbum “Fallen” auf den Plan. Dieser Longplayer ging mittlerweile weltweit mehr als 17 Millionen mal über den Ladentisch, hatte mit “Bring Me To Life” und “Going Under” zwei definitive Überflieger im Talon und verhalf der Band verdientermaßen zu zwei Grammys.

Seit dem selbstbetitelten Longplayer von 2011 gab’s keinen Release mehr mit komplett neuen Songs, obwohl ”Synthesis” (2017) neben der orchestralen und elektronischen Neufassung älterer Titel – die nicht jedermanns Sachen waren – auch ein paar neue Tunes in petto hatte.

“The Bitter Truth” knüpft (glücklicherweise) nicht dort an sondern besinnt sich auf den Sound der frühen Jahre, wiewohl eine deutliche Weiterentwicklung hier hinlänglich dokumentiert ist. Vom Original-Lineup ist nur mehr Frontfrau Amy Lee übrig, die aktuellen Mitstreiter Tim McCord (bs), Will Hunt (dr), Troy McLawhorn (g) und Jen Majura (g) sind über jede Kritik erhaben, wobei die bestechend agierende Gitarren-Achse den Songs hier einen deutlichen Stempel aufdrückt. Besonders die geborene Deutsche Jen, die früher mit KNORKATOR und EQUILIBRIUM zugange war, versteht mit non-nonsense Riffing zu begeistern, obwohl sie bei den Aufnahmen aufgrund der COVID-19 Einreisebeschränkungen zum Teil nicht persönlich anwesend sein konnte.

Einige der Songs wurden noch vor der Pandemie fertiggestellt, der Rest musste dann sporadisch und teils mit nicht kompletter Manschaft eingespielt werden. ““The Bitter Truth” nimmt Bezug auf die Welt in der wir heute leben” meint Amy zum Albumtitel, “Wir müssen uns der Realität, egal wie mühsam, stellen um weiterzukommen. There can be no healing without facing the pain!”

Es ist ein überaus emotionales Album geworden, mit starken Rock-Songs aber auch ruhigen Momenten. Und obwohl es reichlich moderne Facetten zu entdecken gibt so ist’s doch im Grund genommen in der bewährten EVANESCENCE-Komfortzone angesiedelt. Potentielle Hits sind hier en masse vertreten: Von der ersten gefühlvollen und dann doch rockigen Single-Auskoppelung “Wasted On You” über “The Game Is Over” mit mächtigen Riffs und großen Hooks und das poppige “Yeah Right” bis hin zum epischen “Use My Voice” mit Unterstützung illustrer Kolleginnen wie Lzzy Hale (HALESTORM), Taylor Momsen (THE PRETTY RECKLESS) und Sharon den Adel (WITHIN TEMPTATION).

Amy’s Gesang ist stets im Fokus, vermag zu faszinieren und zu berühren und kommt mit Dyamik und geballter Emotion als eine der besten weiblichen Rockstimmen der Gegenwart rüber.

Ein ziemlich geniales, stimmiges Gesamtwerk das alten Fans durchaus munden dürfte und auch eine neue Generation von Rock-Afficionados begeistern könnte.

www.evanescence.com