FAAL

Ein Austausch über Düsternis, das Tourleben und einiges mehr ...

Nachdem FAAL mit „Desolate Grief“ ein wunderbares Werk der dunklen Kunst veröffentlicht haben, nahm ich prompt die angebotene Gelegenheit für ein Interview per E-Mail wahr.

Hallo Pascal, sei bitte so freundlich und stelle FAAL den Lesern, die die Band noch nicht kennen, vor.

FAAL ist eine Doom Metal Band aus den Niederlanden und wir sind seit 2005 aktiv. Unser drittes Album „Desolate Grief“ wurde gerade via Ván Records veröffentlicht und wir haben bislang Konzerte in ganz Europa gespielt. Zur Zeit besteht die Band aus sechs Musikern und zwar aus mir, Gerben (Gitarre), William (Gesang), Vic (Bass), Remco (Schlagzeug) und Cátia (Keyboard).

Wie vorhin erwähnt, habt ihr soeben euer neues Album mit dem Titel „Desolate Grief“ auf den Markt gebracht. Meiner Ansicht nach ist es ein absolutes Meisterwerk geworden. Welche Bezeichnung verwendet ihr selbst für euren Musikstil?

Danke erstmals für dein Kompliment! Es ist nicht einfach, unseren Stil genau zu beschrieben, vor allem, da es heute üblich ist, für nahezu jede Band einen eigenen Musikbegriff zu erfinden. Der Großteil unserer Songs bewegt sich im klassischen Funeral Doom Bereich, aber wir scheuen uns nicht, einige Death- und Black Metal Einflüsse in unsere Musik zu verpacken. Wir wollen uns nicht auf die genannten Genres limitieren, wenn ein Song, den wir geschrieben haben, ein wenig anders klingt und uns trotzdem gefällt, dann ist das auch gut.

Die Musik von FAAL ist sehr dunkel und schwermütig. Womit beschäftigen sich eure Texte? Bezieht ihr die Inspiration dafür aus eurem Leben oder schreibt ihr fiktive Geschichten?

Der Großteil unserer Texte handelt vom Leben, von Depressionen und den inneren Kämpfen, die wir wohl alle Tag für Tag ausfechten müssen. Einiges davon entstammt unserer Fantasie, aber natürlich inspiriert uns auch das, was wir im realen Leben erfahren.

Gibt es einen Hauptsongwriter bei FAAL?

Das kann man gar nicht so detailliert sagen, da es in den letzten Jahren einige Besetzungswechsel gab. Ich selbst habe jedoch von Beginn an immer Material für FAAL geschrieben, manchesmal kamen dabei ganze Songs heraus, zum Teil nur Fragmente, die dann von den anderen Musikern vollendet wurden. Gegenwärtig schreiben wir unsere Stücke eher gemeinschaftlich, wir bauen auf einer simplen Idee auf und jeder Musiker gibt seinen Input dazu. Manches mal funktioniert das, an anderen Tagen kommt nichts dabei raus. Aber wir lieben es, neue Tracks zu schreiben und investieren viel Zeit, Mühe und Energie in diese Arbeit.

Gibt es nennenswerte Haupteinflüsse beim Songwriting? Was waren denn die ersten Bands, die ihr so gehört habt?

Als wir FAAL gegründet haben, gehörten extreme Doom Metal Bands wie ESOTERIC und EVOKEN zu unseren Favoriten. Besonders gefiel uns das Chaos und der regelrechte Hass, der in einige ihrer Songs verpackt war. Ich kann mich noch erinnern als EVOKEN ihr Album „Antithesis Of Light“ veröffentlichten, ich war komplett davon überwältigt davon. Wir hörten auch viel Post-Rock (obwohl diesen Begriff zu der Zeit wohl noch kaum jemand kannte) wie zum Beispiel EXPLOSIONS IN THE SKY. Das Besondere an dieser Musik ist, dass sich eine extreme Spannung aufbaut, die nach einem kurzen Höhepunkt unvermutet wieder in sich zusammenfällt. Und genau das möchte man wieder und wieder hören, weil man kaum genug davon bekommt! Kurz gesprochen: Wir haben also eine Menge verschiedener Einflüsse …

Wie seid ihr zu dem Deal mit Ván Records gekommen?

Unser erster Sänger Jan kannte Sven von Ván Records und stellte ihm die Band vor. Das war der Anfang unserer Zusammenarbeit.

Wie schaut es mit Live-Auftritten aus? Wart ihr schon einmal auf Tour bzw. gibt es Pläne für zukünftige Konzerte, um das neue Album zu promoten?

Wir waren vor geraumer Zeit auf einer zweiwöchigen Tour mit WORSHIP, um unsere damalige Scheibe „The Clouds Are Burning“ vorzustellen. Es gab auch einige kleine Tourneen mit Bands wie EYE OF SOLITUDE und THE DROWNING. In unserem Genre ist es jedoch sehr schwierig, eine größere Tour auf die Beine zu stellen, daher gehen wir meist übers Wochenende auf Reise und geben ein paar Konzerte.

Ich gehe davon aus, dass ihr FAAL nur „nebenberuflich“ betreibt. Ist es denn nicht sehr schwierig, nach einem Tour-Wochenende wieder zurück in den Alltag zu finden?

Allerdings! Wenn du „on the road“ bist, dann unterscheidet sich das Leben immens von dem zu Hause. Ich bin hauptberuflich Software-Entwickler und brauche in meinem regulären Berufsalltag so viele Ruhe wie möglich, um mich konzentrieren zu können. Während einer Tour ist immer etwas los, es gibt ständig Dinge, um die man sich kümmern muss. Das ist teilweise schwierig, aber es macht immensen Spass!

Sind manche von euch in anderen Bands oder Projekten aktiv? Wenn ja, kannst du uns diese kurz beschreiben?

Oh ja, viele von uns sind noch in anderen Bands am Werken. Remco spielt Schlagzeug bei EYE OF SOLITUDE und INHUME. Gerben ist bei GIGATRON 2000 dabei, William ist Mitglied bei SPINA BIFIDA und 666 SHADES OF SHIT, Keyboarderin Cátia agiert bei FENADORN und ich selbst bastle mit Remco an neuem Material für die Band AKELEI.

Ich möchte nochmal auf die Intensität und Düsternis eurer Musik zu sprechen kommen. Manche Leute glauben, dass jemand, der solche Musik kreiert, selbst schwer depressiv sein muss. Stimmt das?

Ich denke, man braucht schon eine gewisse Grundeinstellung zum Leben, um überhaupt in der Lage zu sein, düstere Musik zu komponieren. Ich zumindest benutze das Songwriting als Ventil, um meine Gedanken und Emotionen konstruktiv zu verarbeiten. Natürlich könnten wir auch einen fröhlicheren Sound komponieren, wenn das von uns verlangt werden würde. Ich denke jedoch, das würde sehr gekünstelt klingen, da es nicht dem entspricht, was wir normalerweise schreiben.

Mit welchen Augen seht ihr die Welt, in der wir heutzutage leben? Haben die ganzen negativen Schlagzeilen, mit denen wir täglich bombardiert werden, einen Einfluss auf eure Musik?

Da dies eine sehr persönliche Frage ist, kann ich sie nur für mich beantworten, denn die anderen Bandmitglieder werden eventuell eine unterschiedliche Ansicht zu diesem Thema haben. Ich hatte schon immer eher einen eher negativen Eindruck von dieser Welt. Ich bin glücklich mit dem, was ich habe und konzentriere mich auch genau darauf. Natürlich beeinflusst meine Weltanschauung auch die Musik, die ich schreibe, da diese ja wie schon erwähnt ein Ventil für meine Emotionen ist. Würde also unsere Welt ein Platz voller Glück und Zufriedenheit sein, gäbe es wahrscheinlich keinen Grund für mich, düstere Songs zu komponieren.

Vielen Dank für deine ausführlichen Antworten auf meine Fragen. Möchtest du euren österreichischen Fans noch eine Botschaft zukommen lassen?

Wir würden uns freuen, euch zu sehen, wenn wir einmal in Österreich auftreten dürfen!