Peter Hein ist Legende der frühen deutschen Punkszene Ende der Siebziger, hat mit den FEHLFARBEN und FAMILY 5 Musikgeschichte geschrieben. Mit Jürgen Teipel’s Punk-Aufarbeitungsroman „Verschwende Deine Jugend“ aus dem Jahr 2001 war die Legendenbildung komplett weil von allen als wichtig beschrieben und kommerziell wie persönlich komplett ungreifbar. Das scheint er aber doch zum Anlass genommen zu haben, um mit beiden Bands nach dem Erfolg des Buches wieder in Erscheinung zu treten.
Seit 2002 bzw. 2004 gibt’s von beiden Bands wieder neue Alben. Peter Hein und seine Kollegen sind richtiggehend hyperaktiv, eine gewisse Entspannung im Alter und Resonanz eines Publikums sind sicherlich nicht hinderlich. Und erfreulicherweise sind die Alben spannend und klingen genauso relevant wie die Jugendwerke zu ihrer Zeit des Um- und Aufbruchs. Muss man auch mal schaffen. Nicht selten sind Altersaufgüsse arm und lasch. Vielleicht liegt es gerade daran, dass diese Leute nie Rockstars wurden und wache Punks geblieben sind. Musikalisch stehen FAMILY 5 für Soul, Psychedelic-Rock und großen Pop mit ganz viel Punk-Attitüde (und auch bisschen Sound) & Blasinstrumenten. Eine ganz spezielle Form von Post-Punk wie sie der damaligen deutschen Szene entwachsen ist. Peter Hein ist seit einigen Jahren in Wien ansässig und das scheint ihm nicht zu schaden. Er stellt hier die gleichen Fragen, formuliert die gleichen Vorwürfe, grantelt, spinnt, ärgert und freut sich. In den von ihn gewohnten, stilbildenden Textbausteinen aus freier Assoziation mit Sinn.
Der Albumtitel provoziert gleich mal die intellektuelle Linke wonach es laut Frankfurter Schule kein richtiges Leben im Falschen geben kann und die Studentenbewegung daraus die notwendige Revolution abgeleitet hat. Peter Hein ist trotzdem nicht altersmilde oder gar zufrieden geworden. Zukunft ist jetzt. Im Alter und mit Kindern oder weißderkuckuck einerseits anders aber trotzdem auch gleich. Klingt jetzt komisch, macht aber Sinn, legt euch die neue FAMILY 5 zu!