FRANZ FERDINAND - Always Ascending

Domino Records/Goodtogo

Sehr vielfältiges und eigenständiges fünftes Album der Post-Punk Revivalisten.

 

Die schottische Band mit dem immer noch gewöhnungsbedürftigen Namen war schlicht und ergreifend DIE Band des Post-Punk-Revivals der frühen 2000er. Da traten plötzlich ein Ende der 70er kultivierter Musikstil und für viele vor allem Junge längst vergessene Bands wie ORANGE JUICE, WIRE, TALKING HEADS, GANG OF FOUR, THE FALL oder PUBLIC IMAGE LTD. wieder in den Fokus. Flirrender Funk, pumpende Disco-Beats und -Basslines gesellten sich zur alten Tante Indie-Rock. Der unglaubliche Erfolg der Band war für die gesamte Indie-Szene fast eine kleine Zesur: Sie waren so megaerfolgreich, dass die - wie für die größeren Indie-Bands üblich - großen Hallen der Underground-geerdeten Läden nicht mehr reichten sondern plötzlich Stadthallen und dergleichen ranmußten.

Und die übliche Verachtung der Checker und Underground-Puristen gegenüber Bands ab einem gewissen Bekanntheitsgrad blieb weitgehend auch aus, FRANZ FERDINAND fanden die meisten zumindest „schon ganz cool“. Das hatte für die Älteren natürlich mit diesem unerwarteten Rückgriff auf einen doch sehr coolen Musikstil einer geilen Ära zu tun. Und die mit dem Erfolg von FRANZ FERDINAND sogleich der Öffentlichkeit zugeführten Bands ähnlichen Stils standen in ihrem Erfolg den Auslösern des Hypes bald um nur wenig nach: MAXIMO PARK, BLOC PARTY, KAISER CHIEFS, THE FUTUREHEADS, ART BRUT usw. Für die Größte dieser Bands war der Abstieg nach der doch auch wieder schnellen Normalisierung des Hypes vermutlich am härtesten. Nach Kriterien die vor der Eroberung der Stadthallen gegolten haben, sind FRANZ FERDINAND noch immer eine große Band. Aber die Verschiebung der Verhältnisse ist halt wesentlich für die Wahrnehmung. So verwundert es wenig, dass sie 2017 nach längerer Live-Absenz und Line-Up-Wechsel nach einem Konzert beinahe aggressiv-triumphierend verkündeten, dass es sie eben noch immer gebe und es sich verdammt gut anfühle und alle, die sie für tot erklärt hätten... eh schon wissen. Der bayrisch-britische Gitarrist Nick McCarthy ist nun also erstmalig nicht mehr dabei sondern musiziert mit seiner (österreichischen) Frau Manuela Gernedel bei der nach ihr benannten Band MANUELA und beim LUNSENTRIO.

Alle Infos zum Album und Statements der Band legen nahe, dass es sich bei „Always Ascending“ um eine quasi-Neuformation und von jeglichen Erwartungshaltungen befreite Neuerfindung der Band handelt. Ganz versteh ich das nicht, gleich der erste Titeltrack des Albums beinhaltet die Trademarks megatypisch: Post-Punk, hackig-zwingende Beats, Funk, tolle Melodien. Weiters waren FRANZ FERDINAND auch schon auf den letzten Arbeiten experimentierfreudig, manchmal halt eher verwirrt auf der Suche nach neuen Ufern, oft aber eh auch schon mehr als interessant, zB. auf ihrer Kollaboration mit den US-Rocklegenden SPARKS als FFS (2015). Mit dem ganzen Ausmaß der Platte wird natürlich schon ihre mit neuer Stärke gefundene Vielfalt, Experimentierfreudigkeit, Größe und Kraft greifbar. Also, es ist noch immer FRANZ FERDINAND, diese Band bleibt und bastelt ihr ganz eigenes, vielfältiges Sounduniversum zwischen Post-Punk, experimenteller Psychedelic, Sphärischem, Elektronik, Indie-Rock und großem Pop, eine Band die sich endgültig von jeglichen einengenden Hype-Zwängen gelöst hat.

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