Gary HUGHES

Der britische Barde kredenzt nach 14 Jahren wieder ein Solo-Album. Wir haben nachgefragt.

Da Gary Hughes in den letzten anderthalb Dekaden seinen Fokus vorwiegend auf TEN gelegt hat, gab es zuletzt 2007 mit "Veritas«" ein Solo-Album des Briten zu beklatschen. Dieses erhält demnächst endlich einen amtlichen Nachfolger in Form von "Waterside". Der auch als Produzent überaus gefragte Musiker stellt an diesem Tag mit "Decades" zudem auch eine zwei CDs umfassende Retrospektive auf sein Schaffen in die Läden. Grund genug also, den aus Manchester stammenden Tausendsassa zu den aktuellen Neuigkeiten zu befragen:

Lass uns bei "Decades" beginnen. Die Idee, den Fans dein früheres Schaffen als Solo-Künstler erneut in komprimierter Form aufzulegen, ist gut. Wie schwer ist es Dir gefallen die Songs dafür auszuwählen?

Das war gar nicht so schlimm. Da meine Vorstellungen und die meines Labels sehr ähnlich waren, gab es kein langwierigen Diskussionen. Im Gegenteil, es ging alles recht flott und wir hatten recht bald zwei Stunden Musik beisammen. An sich handelt es dabei aber trotzdem um einen Kompromiss, denn mein ursprünglicher Plan war, meine Solo-Alben als Box-Set neu aufzulegen.

Davon sind wir aber recht bald wieder abgekommen, da mich Serafino davon überzeugen hat können, dass ich den Fans doch etwas anderes bieten sollte und sie die ursprünglichen Alben bereits besitzen würden.

Habt ihr die Songs deshalb neu abgemischt, oder gab es für Dich noch andere Gründe?

Ehrlich gesagt gab es für die früheren Aufnahmen gar keine andere Möglichkeit. Da die alten Multi-Track-Tapes allesamt unbrauchbar geworden sind, mussten wir mit dem seinerzeitigen Mix vorlieb nehmen und eben diesen neu abmischen. In Anbetracht dieser schwierigen Voraussetzungen, haben wir das Optimum herausgeholt.

Von Neuaufnahmen wollte ich mich von Beginn an distanzieren. Ich bin der Meinung, dass die Songs allesamt nach dem Stand der Technik ihrer Zeit aufgenommen wurden und die jeweilige Produktion immer noch ihre Berechtigung hat. Eine Neueinspielung würde definitiv zu viel von der ursprünglichen Atmosphäre verändern.

Meiner Meinung nach hätte eine DVD mit Bonus-Material den Kaufanreiz noch ein wenig erhöht. Wäre das keine Option gewesen?

Die Idee an sich ist super. Aber leider hat es in diesem Jahr nicht damit geklappt. Den Grund kannst Du Dir wahrscheinlich denken. Wir waren hier im UK nahezu ein halbes Jahr im Lockdown und von daher wäre es nicht gestattet gewesen, irgendwo eine DVD aufzunehmen.

So wirklich optimal empfinde ich es auch nicht, dass "Decades" und dein brandneuer Dreher "Waterside" am selben Tag erscheinen. Warum eigentlich?

Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Aber ich bin schon so lange bei Frontiers unter Vertrag, dass ich Serafino und sein Team inzwischen als eine Art Familie betrachte. Sie haben mein vollstes Vertrauen und werden wohl ihre Gründe und Argumente haben, warum das so ist. Wobei: ein Doppelpack für Fans ist an sich ja nichts Übles, oder?

"Waterside" klingt für mich eindeutig nach deinen frühen Solo-Scheiben. War das Absicht?

Nicht unbedingt, aber Du hast damit durchaus recht. Ich wollte auf jeden Fall vermeiden, dass man die Nummern der Einfachheit halber als seichtere TEN-Tracks bezeichnet und nicht weiter beachtet. Ich bin insofern mit Dir einer Meinung, da die Essenz von "Precious Ones" und meinem selbstbetitelten 92er Solo-Album auf jeden Fall mitschwingt. Aber auch jene von "Veritas", wodurch im Endeffekt ein Album entstanden ist, das ich in dieser Form nie unter dem Banner TEN veröffentlichen könnte. Schließlich enthält es dafür viel zu viel jener AOR-Klänge, mit denen ich aufgewachsen bin.

Wann hast Du die neuen Songs denn geschrieben?

Der Großteil stammt aus meinem Archiv, das sich in den letzten fünf Jahren mit immer mehr Fragmenten und Ideen füllte, die ich nicht bei TEN unterbringen konnte. Von daher lag es nahe ein weiteres Solo-Album anzugehen. Schlecht, oder gar unbrauchbar empfand ich das Material nämlich auch nicht. Und da ich für Ten inzwischen ohnehin für mindestens zwei weitere Alben Material auf Vorrat habe, gab es noch nicht einmal die Überlegung die Songs von "Waterside" in den Band-Kontext zu transferieren.

Da Dir einige deiner Ten-Kollegen aber auch auf "Waterside" zur Seite stehen, wäre es aber ganz einfach gewesen, oder?

Wie schon gesagt, kam das auf Grund der unterschiedlichen Gegebenheiten der Tracks gar nicht in Frage. Außerdem sind ja lediglich Keyboarder Darrel Treece Birch und Dan Rosingana, der sich um die Gitarren-Soli gekümmert hat, mit dabei. Mit allen anderen Musikern habe ich zum ersten mal zusammengearbeitet, auch wenn ich einige davon schon seit vielen Jahren kenne. Aber keine Sorge, an neuem TEN-Material arbeiten wir bereits. Es soll sogar noch in diesem Jahr veröffentlicht werden!

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