“Gil Scott-Heron was an American soul and jazz poet, musician and author, known primarily for his work as a spoken word performer in the 1970s and 1980s.” (Wikipedia) Die Kurz-Zusammenfassung ist zwar inhaltlich richtig, magelt jedoch an Chronologie und, klarerweise, an Details.
Sein Debut “(A New Black Poet) Small Talk At 125Th And Lennox” von 1970 war noch ein ausgeprägt kritisches spoken word-Oeuvre, minimalistisch instrumentiert mit Fokus auf die dargebotenen Thematik. Auf dem Nachfolger “Pieces Of Man” (1971) bahnte sich die in weiterer Folge langjährige Zusammenarbeit mit dem Multi-Instrumentalisten Brian Jackson an, der Gil’s oft harschen Lyrics und eindringlichem Gesangsvortrag mit einer gelungenen Fusion aus Soul und Jazz den nötigen Rahmen verpasste. Dafür war u.a. mit Hubert Laws (flute), Ron Carter (bs) und Bernard Purdie (dr) die Studio-Elite am Start, der stand out-Track “The Revolution Will Not Be Televised” sorgte schon mal für Lob und Anerkennung.
Die zunehmend wichtige musikalische Komponente wurde dann auf “Winter In America” (1974) gewürdigt, das unter der Firmierung Gil Scott-Heron/Brian Jackson auf den Markt kam und mit “The Bottle” einen veritablen Floorfiller in der aufkeimenden Disco-Szene aufzuweisen hatte.
Ich war damals selbst als DJ zugange und jedes weitere Album der beiden Herrschaften beinhaltete zumindest einen Song, dem sofortiges Hit-Potential attestiert werden konnte – großen Zeiten mit Traum-Songs wie “Johannesburg” (von “From South Africa To Carolina”), “Hello Sunday, Hello Road” (von “Bridges”), “Angel Dust” (von “Secrets”), “Shut ‘Em Down” (von “1980”) oder “B-Movie” (von “Reflections”)… Es war irgendwie bemerkenswert, dass die Leute voll darauf abfuhren ohne die zum Teil wirklich ernsten Songtexte zu begreifen!
Nach Auflösung der musikalischen Partnerschaft spielte Gil Scott-Heron weiterhin mit schöner Regelmäßigkeit Alben ein, die trotz unverminderten Qualitätsanspruchs vom dem Radar der einst vielschichtigen Fanbase verschwanden.
Anfang 2010 veröffentlichte der mittlerweile 61-Jährige seinen dreizehnten und letzten Studio-Longplayer. “I’m New Here” bestach mit Gil’s vitaler, eindringlicher Vocal-Performance und 15 superben Songs, modern und brilliant inszeniert – der Opener “From A Broken Home” kann sich mühelos zu seinen allerbesten Werken zählen. Unfassbar traurig, dass der Mann kaum ein Jahr später von uns gegangen war!
“Im New Here” kommt nun in der “10th Anniversary Expanded Edition” mit 10 Bonus-Tracks, darunter “Home is Where The Hatred Is” und “Winter In America” in prächtig reduzierten Piano-Versionen.
Zeitgleich erscheint auch “We’re New Again – A Reimagining By Makaya McCraven”. Der junge Drummer und Produzent hat sich in den vergangenen Jahren mit der kontinuierlichen Überarbeitung seiner eigenen Werke mit Samples und Improvisationen einen hervorragenden Ruf erarbeitet und war somit der geignete Mann, um die Vision von Gil’s Label-Boss und Produzenten Richard Russell, das Album quasi neu zu interpretieren, umzusetzen. Nicht nur dass beide aus Chicago stamm(t)en, McCraven’s Vater saß zudem bei Gil’s Zeitgenossen “The Last Poets” am Schlagzeug und Makaya verarbeitete Samples seines alten Herren in seiner Neuinterpretation von “New York Is Killing Me”. Zum Teil sehr jazzig angelegt, hauchte Makaya McCraven den Songs neues Leben ein, die Jazz-Größen Jeff Parker (guit) und Junius Paul (bs), beide ebenfalls aus Chicago, verbrämten die Arragements mit oft eigenwilligen Improvisationen.
Beide Werke seien affinen Geschmacksmenschen wärmstens empfohlen, könnten auch für Neueinsteiger durchaus spannend sein!