GOV'T MULE Heavy Load Blues

Fantasy Records / Concord / Universal Music

Was können diese Herren eigentlich nicht?

Auch wenn der Blues seit jeher ein essentieller Bestandteil des vielschichtigen, facettenreichen Klanges der Formation ist, war es den Herrschaften rund um Tausendsassa Warren Haynes ein ganz besonderes Anliegen eines Tages ein puristisches Blues-Album zu veröffentlichen.

Der Entstehung kam die aktuelle Weltlage natürlich sehr entgegen, denn nichts anderes passt besser in die Gegenwart als der Blues. Dass Warren im Laufe der Entstehung mehrfach daran zweifelte, ob es nicht doch besser wäre die Songs, die im Endeffekt auf "Heavy Load Blues" verewigt worden sind, als weiteres Solo-Album zu veröffentlichen, ist nachvollziehbar. Schließlich hätte ein Großteil der insgesamt 13 Tracks von der emotionalen Seite her, in der Tat besser auf einem seiner Solo-Alben wie etwa "Man In Motion" Platz gefunden als auf einer GOV'T MULE-Scheibe.

Doch ihre Intention hat die Band unaufhörlich vorangetrieben, weshalb sich das Vorhaben sehr wohl umsetzen hat lassen. Da im Laufe des Entstehungsprozesses aber dennoch auch immer wieder für die Band wesentlich typischere, sprich rockigere, Songs entstanden sind, hat man sich dazu entschieden gemeinsam mit dem Produzenten John Paterno im "The Power Station New England" parallel an zwei Alben zu arbeiten. Der Veröffentlichungszeitpukt für den nächsten Dreher ist zwar noch nicht offiziell bekanntgegeben, man darf aber wohl noch in der ersten Jahreshälfte 2022 damit rechnen.

"Heavy Load Blues" wurde auch klangtechnisch entsprechend auf "alte Schule" getrimmt, das bedeutet, man hat als Hörer mehrfach den Eindruck auf eine Zeitreise in jene Ära mitgenommen zu werden, als Protagonisten wie etwa Elmore James mit ihren berührenden, teils geradezu intimen Blues-Tunes ihr Publikum finden konnten.

Aus dessen Fundus ('Blues Before Sunrise') haben sich GOV'T MULE ebenso bedient, wie an Originalen, die von anderen Szene-Größen wie Howlin' Wolf ('I Asked Her For Water, She Gave Me Gasoline'), Junior Wells ('Snatch It Back and Hold It') oder Bobby "Blue" Bland ('Ain't No Love In The Heart Of The City') stammen. Selbstredend aber nicht ausschließlich, denn auch Meister Haynes versteht es ergreifende Blues-Songs zu komponieren.

Diese fügen sich ebenso fein in das Gesamtbild ein, wie die immer wieder lässig integrierten Improvisationen, in denen sich vor allem Tastenzauberer Danny Louis in Szene zu setzen vermag. Auch an nötigen musiklaischen Details wurde nicht gespart, so weiß etwa 'Hole In My Soul' mit einer mitreißenden Bläser-Sektion für Bewegung in der Zuhörerschaft zu sorgen, während man in den ausgedehnten Gitarrensoli im Titeltrack und 'Black Horizon' die einstige ALLMAN BROTHERS BAND -Zugehörigkeit von Warren durchaus erkennt.

Als Fazit lässt sich demnach festhalten, dass dieser Band auch eine puristische Blues-Seite gut steht. Verdammt gut sogar. Deshalb darf angesichts ihrer Vielzahl an stilistisch völlig unterschiedlich angelegten Veröffentlichungen die Frage gestellt werden, was diese Herren eigentlich nicht können?

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