GRAVOGL In Da Finstan

Eiffelbaum Records / Rebeat / Audiam

Debütalbum des sich selbst als „Mostviertler Mundart Folk“ beschreibendes Quartetts aus Lilienfeld

Gravögl ist ein Mostviertler Mundartausdruck für Singvögel. Behauptet diese Band zumindest. Womit die Richtung vorgegeben ist: Unverfälschte, lokale, persönliche Sprache ist ihnen wichtig. Ähnlich einem Voodoo Jürgens geht es ihnen durchaus um den Aspekt Sprachbewahrung. Da sie dies auch musikalisch auffällig gut machen, sollte dieses zu Unrecht etwas untergegangene Album trotz seiner Veröffentlichung vor schon einiger Zeit noch eine Erwähnung wert sein. Musikalisch ist nicht viel mit Lokalkolorit und die Traditionspflege bewegt sich eher auf nordamerikanischem Terrain. Was eigentlich das besonders Besondere dieser Band ausmacht. (Wobei wir hier keinesfalls um ähnliche Verschmelzungen verdiente Acts wie 5/8ERL IN E’HRN, VOODOO JÜRGENS und Alex Miksch ignorieren wollen.) Sanfter Folk, Blues, Americana, Soul sind die Stichworte. Immer wieder mal leicht angezerrte Rock-Gitarren, manchmal sogar Lounge-Jazz-Athmo. Dabei bewegen sie sich so gut wie immer in sehr düsteren, schwermütigen Gefilden, hier und dort ein wenig Hoffnungsschimmer und ein Ausreißer in Uptempo Bluegrass-Gaudi.

Als lokale Referenz fällt am ehesten die megagechillte Wienerlied-Soul Formation 5/8ERL IN E’HRN ein, ein vermutlich hochgradig von siaßn Zigaretten geprägter Couchversinksound. Deren höchst eigenwilliges Soundfeeling entsteht auch bei einigen GRAVÖGL-Songs.

Ansonsten kommen mir amerikanische Acts wie BEIRUT oder 16 HORSEPOWER in ihren ruhigeren Momenten in den Sinn. Für das alternative Reichsachtel wird es sich aufgrund der bodenständigen und ruralen Themen der Texte wohl trotzdem nicht ausgehen. Aber so ist das wohl wenn man auf Authentizität wert legt und aus Lilienfeld kommt. Und das macht die Band nicht nur sehr stimmig sondern auch sympathisch weil unberechnend. Lilienfeld liegt in der Nähe von St. Pölten und ist in der Musikszene kein Begriff, kein Wunder bei nicht mal 3000 Einwohnern. Die Band könnte aufgrund ihrer Qualität und auch stilistisch hierzulande aber in etwa alles erreichen und diesen Zustand ändern.

Aufgenommen wurde im HOUSE OF RIDDIM, die Niederösterreicher sind auch für ihre formidable Roots Reggae Band international bekannt und die mit diesem Stil verbundene Siaße Zigaretten-Gechilltheit erscheint auch mehr als stimmig für die GRAVÖGL.

Auf alle Fälle mehr als eine Empfehlung für alle, die an Dialektmusik interessiert sind, dabei aber weder Schunkel-Gaudi-Zeug ertragen wollen noch auf jugendliche FM4-Schräglage stehen. Mit Musikern wie Ernst Molden, STUBNBLUES oder eben 5/8ERL IN E’HRN hat sich hier die letzten Jahre auch durchaus viel Gutes im „Erwachsenensegment“ entwickelt. Dort sind auch GRAVÖGL zu Hause.

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