„Promo # 039“ steht auf meinem Rezensionsexemplar zu lesen. Keine Zahl mit besonderer Bedeutung, nur eine bleibende Erinnerung daran dass dieses exquisite Album schon seit längerem auf dem Schreibtisch liegt und mit schöner Regelmäßigkeit den CD-Player in Beschlag nimmt.
Im Vergleich zu den KRAAN-Alben kamen die HATTLER-Releases bis dato ohne Bildmaterial dafür in äußert geschmackvollem Grafik-Layout. Hier ziert eine bereits bekannte Aufnahme das Back-Cover – Hellmut sichtlich gut gelaunt mit umgeschnalltem Rickenbacker. Ein durchaus aussagekräftiges Bild: Zum einen dass die knapp 70-jährige Bass-Legende gesundheitlich wieder voll hergestellt ist, zum anderen dass Hellmut „Sundae“ mit seinem Lieblingsinstrument eingespielt hat, das 40 Jahre als verschollen galt und zu Jahresbeginn unerwartet wieder den Weg zu ihm fand.
Möglicherweise bezieht sich der Titel des Openers „The Times We Never Had“ sogar auf letzteren Umstand. Abseits davon besticht der Song durch besonnene Eleganz, die Trademark-Bassline und Hellmuts gekonntes vokalistisches Wechselspiel mit seiner Langzeit-(Gesangs)Partnerin Fola Dada. Es regiert hier auch die gewohnte stilistische Diversität, die rockigen Bass-Riffs auf „Die blaue Frau“ sind mit dezenten E-Sitar Akzenten verwoben und der charmante Pop-Appeal von „Pride“ ist zu gleichen Teilen der genau stimmig reduzierten Instrumentierung und Frau Dadas zauberhafter Performance geschuldet. Die Neu-Inszenierung des TAB TWO / HATTLER-Juwels „Lieblingslied“, wo Streichquartett und Flügelhorn um die Gunst des Zuhörers buhlen, weckt mitten im November noch mal strahlende Altweibersommer-Gefühle. Als persönliche Favoriten würde ich den versonnenen, getragenen Titelsong benennen und darüber hinaus das Instrumental „Acid Blues No. 1“, dargeboten mit hinreißender old school-Schräglage und der unprätentiösen Solo-Bravour von Torsten de Winkel (g), Joo Kraus (horns), Martin Meixner (organ), Oli Rubow (dr) und Hellmut himself.
Ein wahrhaft kaleidoskopischer Klang-Trip, die Vielfalt der Facetten eröffnet sich wohl erst beim eingangs erwähnten regelmäßigen Genuß. Chapeau!