HEAVY WATER Red Brick City

Silver Lining / Warner

Papa, spielst Du was mit mir?

 

Man stelle sich die folgende Situation vor: Ein angesehener Rockmusiker, der seit Jahrzehnten mit seiner Band mehrere Wochen, oftmals sogar mehrere Monate, im Jahr auf Tournee verbringt, ist durch eine plötzliche auftretende Situation, die jegliches öffentliches Leben zum Stillstand bringt, mehr oder weniger dazu verdonnert, plötzlich viel mehr Zeit als üblich in den heimischen vier Wänden zu verbringen. Der ohnehin als besorgter Familienvater bekannte Musiker, fällt dadurch aber weder in eine Depression, noch muss er sich ein neues Hobby suchen, um die Zeit totzuschlagen. Im Gegenteil, der gute Mann schenkt dem Nachwuchs, genauer gesagt dessen Bitte, doch etwas mit ihm zu spielen, nicht nur Gehör, sondern macht Nägel mit Köpfen.

So ähnlich könnte es sich wohl tatsächlich zugetragen haben im Hause BYFORD, als Vater Biff und Sohn Seb während des Lockdowns im hauseigenen Studio an Songs für ein gemeinsames Album zu arbeiten begonnen haben. Aus diesem "Spiel" wurde schnell Ernst, der unter dem Banner HEAVY WATER nun das dabei entstandene Album "Red Brick City" an den Start brachte. Biff und Seb haben sich dabei den Gesang geteilt, der Vater zudem auch noch den Viersaiter bedient, und der Filius die Leadaxt bearbeitet. Mit dem ebenso wie Seb bei NAKED SIX tätigen Schlagzeuger Tom Witts und WAYWARD SONS-Keyboarder Dave Kemp beteiligten sich darüber hinaus auch noch zwei befreundete Kollegen an der Fertigstellung des Albums. Dave konnte zudem mit seinem Saxophon für Flair sorgen, wusste er damit doch so manche Nummer zusätzlich zu akzentuieren.

Die Tracks an sich lassen sich grob zwischen hemdsärmelig komponiertem und intoniertem Rock der gediegenen Machart, Classic Rock typisch britischer Prägung und eher dezent vorgetragenem Hard Rock verorten. Dazu kredenzt man eine amtliche Portion Grunge und Alternative Rock sowie einen gehörigen Schuss Blues. Einzig, wer SAXON-artige Sound erwartet, wird enttäuscht sein, denn außer der Stimme wird diesbezüglich nichts geboten. "Red Brick City" erweckt in Summe eher den Eindruck, die Songs wären wahlweise für NAKED SIX (vor allem jene mit eher "moderner" Anlage, wie etwa 'Revolution'), oder für ein weiteres Biff-Soloalbum (allen voran der Titelsong, aber auch 'Tree In The Wind') geschrieben worden. Als überraschend stark erweist sich der Gesang des Sohnes, womit wir wieder einmal beim berühmten Zitat vom "Apfel und dem Stamm" angekommen wären, dass auf die Vorstellung von HEAVY WATER definitiv zutrifft.

Einen echten Hit hat das Familienunternehmen zwar leider nicht auf diesem Tonträger verewigt, ein kurzweiliges Gerät ist "Red Brick City" aber auf jeden Fall geworden. Und wohl auch eines, dass in die Kategorie "pädagogisch wertvoll" fällt, denn der Papa hat dem Junior in Sachen Albumaufnahmen mit Sicherheit so einiges mit auf den Weg geben können.

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