Als vor mittlerweile gut drei Jahren aus den bereits einige Zeit in der Szene grassierenden Gerüchten tatsächlich Realität wurde, war die Vorfreude bei den Fans wohl ebenso gigantisch wie die Skepsis bei so manchem Kritiker. Und selbst wenn so manch‘ notorischer Nörgler es nicht wahrhaben wollte, taten sich die Herren Andi Deris, Michael Weikath, Markus Grosskopf, Sascha Gerstner und Daniel Löble tatsächlich mit ihren früheren „Mitstreitern“ Michael Kiske und Kai Hansen zusammen um als Septett unter dem Banner HELLOWEEN gemeinsame Sache zu machen.
Sämtliche Animositäten aus der Vergangenheit schienen offenbar recht bald vom Tisch gewesen zu sein und erste Informationen darüber schürten die Hoffnung bei den Fans doch noch einmal den typischen Sound dieser Szene-Institution „so wie früher“ zu Gehör zu bekommen.
Mit der gegen Ende 2017 veröffentlichen Single 'Pumpkins United' lieferte die Formation nicht nur ein Exempel ihrer Kompositionskunst, sondern obendrein auch gleich ein Statement, wasdenn von der Band zu erwarten war. Diverse Hallen- und Festival-Shows folgten - allesamt ausnahmslos bejubelt und nahezu durchwegs ausverkauft. Kurz, es lief wie am Schnürchen!
Naheliegend also, dass HELLOWEEN ihre bald darauf gebuchte, über ein Jahr andauernde Tour auch für die Nachwelt festgehalten haben. Mehr als eine Million Zuseher in 32 Ländern bzw. auf drei Kontinenten besuchten die 69 Shows umfassende Tournee, die in einem umjubelten, für die Bandmitglieder wohl ergreifenden und emotionalen Auftritt in Hamburg, wo es in den frühen 80er Jahren für die Jungs losging, beendet wurde.
Für die Veröffentlichung von "United Alive" wurden die Mitschnitte aus Wacken, aus dem „Espaço das Américas“ in Sao Paolo sowie aus der „Arena“ in Madrid verwendet. In letztgenannter Location finden zwar an sich „nur“ 14.000 Fans Platz, doch wer die Begeisterungsfähigkeit iberischer Metal-Fans kennt, weiß was dort abgegangen ist.
Nicht zuletzt deshalb wird dieser Gig auch gesondert unter dem Titel "United Alive In Madrid" als Triple-CD aufgelegt. Das Package mit dem Titel "United Alive" dagegen umfasst wahlweise drei DVDs oder zwei Blu rays und ist in erweiterter Form auch als Doppel-Blu ray/Triple-CD-Set zu erhalten.
Ob eine solche Veröffentlichungsvielfalt nun wirklich notwendig gewesen ist, dürfte zwar ebenso heftig diskutiert werden, wie die Reunion selbst, keinerlei Diskussion gibt es jedoch über die Darbietung selbst. Schließlich muss selbst der größte Zweifler zugeben, dass sich die sieben Herren bei den aufgezeichneten Konzerten (und wohl auch auf der gesamten Tournee) von ihrer besten Seite zeigten.
Nein, daran besteht nicht der geringste Zweifel! Völlig egal, welches Format man wählt, um sich von diesen HELLOWEEN-Konzerten ein Bild zu machen, die Band legte eine Spielfreude an den Tag, die nur dann authentisch wirken kann, wenn auch wirklich alle involvierten Musiker dahinterstehen. Und genau das macht den Reiz von "United Alive" aus.
Wie sich beispielsweise die Herren Weikath und Gerstner mit Kai Hansen an den Gitarren ergänzen ist einfach nur sensationell. Und wenn man dann auch noch mitverfolgt wie sich Andi Deris und sein Vorgänger Michael Kiske in so manchen Passagen ergänzen, bleibt kein Fanherz unberührt und garantiert auch kein Fan-Auge trocken!
Dass für eine solche Tournee auch eine entsprechende Setlist einstudiert wird, darf als selbstverständlich angenommen werden. Keineswegs jedoch konnte man vorhersagen, wie intensiv Genre-Klassiker wie - man verzeihe mir den Ausdruck - arschgeil 'Dr. Stein', 'I Want Out‘ oder 'Eagle Fly Free' auch heute noch klingen können.
Doch auch neuere, weniger bekannte (und auch weniger erfolgreiche) Nummern wie 'If I Could Fly' oder 'Perfect Gentleman‘ wurden auf beeindruckende Manier dargeboten. Das gilt selbstverständlich ebenso für den "Oldie-Block", bestehend aus 'Starlight', 'Ride the Sky', 'Judas' und 'Heavy Metal Is the Law', die unter dem unmissverständlichen Titel 'Kai’s Medley' zusammengefasst wurden und eigentlich als fast 15-minütiger Exkurs für den Musikunterricht verwendet werden sollten. Hammer!
Zugegeben, die Erwartungshaltung war verdammt groß, doch die Band konnte dieser mehr als nur gerecht werden. Bleibt bloß noch zu hoffen, dass dieses Live-Dokument, das in mitreißenden Versionen von 'Future World' und 'I Want Out' ein von erdbebenartigen Publikumsreaktionen begleitetes Ende findet, nicht die letzte Veröffentlichung dieser Formation bleibt. Großes, ach was, gigantisches Metal-Kino!