Mit 75 gab sich James Osterberg bereits zum dritten Mal beim honorigen Montreux Jazz Festival die Ehre. Muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Der “Godfather of Punk” auf quasi heiligem Boden, der Mann an dessen Alter Ego Iggy Pop die Zeit scheinbar spurlos, oder nahezu spurlos, vorbeigegangen zu scheint. Ok, die Falten im Gesicht sind tiefer geworden, die Skoliose ist längst nicht mehr wegzuleugnen aber die Frisur sitzt wie gehabt (oder so), an Energie scheint es ihm angesichts seiner unvermindert dynamischen Bühnendarbietung keineswegs zu mangeln und gesanglich versteht er nach wie vor alle Register zu ziehen.
Iggy Pop hat im Lauf seiner Karriere mit den STOOGES und als Solo-Künstler rund 30 Studioalben veröffentlicht, die Anzahl der Live-Scheiben, die meisten davon semi legal, ist unüberschaubar. Die Setlist seines Auftritts in Montreux bietet einen wohl selektierten Karriere-Querschnitt von frühen Großtaten wie “I Wanna Be Your Dog”, “T.V. Eye” oder “Raw Power” über die Erfolgsphase unter den Fittichen seines Mentors David Bowie mit “The Passenger”, “Lust For Life”, “Nightclubbing”, “Mass Production” und “T.V. Eye” sowie die Exzerpte “Endless Sea” und “Five Foots One” des famosen Longplayers “New Values” bis hin zu brachialen neuen Machwerken wie “Modern Day Ripoff” und “Frenzy”.
Die junge, siebenköpfige Band mit oberamtlicher Bläser-Section versteht’s vortrefflich, den zum guten Teil in die Jahre gekommenen Titeln den nötigen Pep oder auch die gewichtige Kante zu geben, Iggy Pop nimmt hier definitiv keine Gefangenen und das Publikum weiß es mit begeisterten Singalongs und frenetischem Applaus zu würdigen.
Erscheint als Doppel-Vinyl und Blu-ray + DVD, ich persönlich würde den Erwerb beider Formate anraten.