ISLEY BROTHERS Make Me Say It Again, Girl

The Orchard / Bertus

Man geht mit der Zeit ...

 

Vor einer Erfolgs-Karriere, die mehr als 60 Jahre überdauert hat, kann man nur den Hut ziehen. Vom Gospel-Gesangstrio der späten Fünfziger über die ersten Erfolge mit gediegenen Soul-Hadern bis hin zu den gitarrenlastigen, Dancefloor-Funk-Exkursionen der späten Siebziger heimsten die ISLEY’s Awards und Top Chartsplatzieungen nach Belieben ein. Ab Mitte der Achtziger gingen’s die Herrschaften dann zusehends mainstreamiger an und ich zog interessensmäßig weiter.

Jetzt haben die ISLEY BROTHERS ihren ersten neuen Longplayer seit 2006 am Start. Beziehungweise das, was von der Legenden-Bruderschaft noch über ist – Vernon, Marvin und O’Kelly haben das Zeitliche gesegnet, somit sind die beiden Herren in grünen Glitzeranzügen Urgestein und Sänger Ronald Isley sowie sein Bruder Ernest/Ernie, der dareinst die grenzgenialen Gitarrenriffs aus dem Ärmel schüttelte. Die man übrigens hier vergeblich sucht, wie auch die gepflegte Funk-Attitüde. Spätestens anhand von Gästen wie Beyoncé, 2 Chainz, Trey Songz (?) und Snoop Dogg weiß man was hier geboten wird, da reihen sich ultra-smoothe, glattgebürstete R&B-Klebrigkeiten aneinander, die eventuell in den aktuellen Billboard-Genre Charts eine Daseinsberechtigung haben, jedoch meinem ganz persönlichen ISLEY BROTHERS-Universum in keinster Weise mehr gerecht werden.

Aber halt, dann kommt “There’ll Never Be”, feat. EARTH, WIND & FIRE” und El DeBarge, eine überaus charmante Old School-Midtempo Preziose um die Ecke, komplett mit den archetypischen E,W&F-Harmonien, Bläsersätzen und sogar einem, wenn auch sehr zahmen Gitarren-Solo. Und, Überraschung, auch “Friends And Family” versteht mit einem gewissen Marvin Gaye-Touch zu gefallen und Meister Snoop Dogg liefert hier durchwegs überzeugend ab.

Also, es gibt durchaus Lichtblicke für Soul-Senioren, sonstige Genre-Afficionados mögen sich bitte selbst ein Bild machen.

officialisleybrothers.com