IVORY TOWER Stronger

Massacre Records / Soulfood

Der Titel ist Programm!

 

Auch wenn die Formation an der Live-Front durchaus aktiv gewesen ist, dürften zahlreiche Fans außerhalb ihres Wirkungskreises (den ich mal grob mit Norddeutschland bezeichnen möchte) IVORY TOWER als nicht mehr existent betrachtet haben. Ein Glück, dass dem nicht so ist, sondern die Truppe nun endlich wieder einmal mit einem Album auf sich aufmerksam macht.

"Stronger" stellt die erste Veröffentlichung seit stolzen acht Jahren dar und wurde in einem im Vergleich zum Vorgänger "IV" veränderten Line-Up eingespielt. Neben dem einzigen verbliebenen Gründungsmitglied Sven Böge an der Gitarre und dem seit bald fünfzehn Jahren zu IVORY TOWER zählenden Bassisten Björn Bombach, zählt aktuell auch der frühere Drummer Thorsten Thrunke wieder dazu, der 2016 wieder ins Boot zurückgeholt werden konnte.

Neu dabei sind Frank Fasold, der die Band seit knapp zwei Jahren an den Keyboards verstärkt und Dirk Meyer, der vor knapp zwei Jahren das Mikro bei RAPID ANGEL niedergelegt hat um sich fortan ausschließlich um IVORY TOWER zu kümmern. Durchaus denkbar, dass diese Umbesetzungen einen gehörigen Teil der vergangenen Jahre verschlungen haben, doch auch die überaus detailreiche Ausarbeitung der aktuellen Songs dürfte wahrlich nicht von heute auf morgen zu absolvieren gewesen sein. "Stronger" kommt nämlich überaus facettenreich, dabei aber ebenso kompakt und trotz vieler Details wie aus einem Guss aus den Boxen. Zwar lässt sich die Chose immer noch dem Progressive Metal zuordnen, dermaßen abwechslungsreich und zugleich knallhart klangen IVORY TOWER in der Vergangenheit aber nicht. Anzunehmen, dass die Nordlichter nun auch in Power Metal-Kreisen Freunde finden werden.

Völlig zu recht, denn schon der von akustischen Gitarren eingeleitete Opener 'The Offer' entpuppt sich als wahres Kraftpaket und hat neben Gesangsmelodien, die an frühe BLIND GUARDIAN erinnern auch Hooks im Stile neuer BRAINSTORM zu bieten. Aufs Tempo wird auch in der ersten Single-Auskopplung 'Loser' gedrückt, allerdings konterkarieren eine fast schon poppig anmutende, mitreißende Bridge und ein ebensolcher Refrain diese Nummer, die mit ziemlicher Sicherheit zu einem Live-Kracher avancieren wird.

Mit modernen Power Metal-Riffs und entsprechendem Unterbau ist IVORY TOWER auch in 'End Transmission' und dem Knaller 'Life Will Fade' zugange, auffällig ist auch in beiden Nummern das harmonische Zusammenwirken des Gesangs und der Gitarren. Das ist den Jungs auch in 'Money' gelungen, das von der Grundstimmung her ein wenig düsterer ausfällt und entfernt an jüngere EVERGREY erinnert. Sofort ins Gedächtnis geht auch das Finale 'One Day', das auf Grund der verschachtelten Strukturen bei gleichzeitigem Einsatz von präziser Härte die letzten Werke von SYMPHORCE in Erinnerung ruft.

Diese Reminiszenz mag durchaus auch an Sänger Dirk liegen, der zwar stimmlich deutlich von Andy B. Franck zu unterscheiden ist, in den langgezogenen Passagen aber über einen ähnlichen Ausdruck verfügt. Der Kerl erweist sich in jeder Hinsicht als Gewinn für IVORY TOWER, da er eine Klasseleistung liefert und dabei selbst in den auf ihn zugeschnittenen Momenten, wie etwa bei 'In Me', dem man einen gehörigen Einfluss von späteren SAVATAGE anhört, keineswegs aufdringlich klingt. Es scheint, als ob sich das Warten auf diesen Mann für IVORY TOWER ebenso gelohnt hätte, wie das Warten der Fans auf diese Scheibe, auf der sich die Band in verdammt starker Form präsentiert!

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