Dieses Interview mit der Berliner Band wurde 2014 aus Anlass ihres Albums „Das Ist Alkomerz“ (2013, Staatsakt) für das „planet.tt“ Magazin geführt und aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen niemals veröffentlicht. Aber vielleicht eh weil das Interview etwas seltsam geführt wurde. Anyway. Die Band hat sich nie offiziell aufgelöst, seither ihre Aktivitäten aber auch mehr oder weniger eingestellt. Tja… hier ein Zuckerl für alte Fans! Und wer weiß was die Zukunft bringt…
Eure Musik spielt einerseits stark mit der Partykultur und andererseits immer wieder mit Themen der sozialen Bewegungen, also Präkariat, Kapitalismuskritik, Nihilismus, Identitäten oder so. Sehr berlinerisch und jugendlich. Wie alt seid ihr 2 jetzt undfalls ihr 30+ seid: wie könnt ihr das noch immer ertragen? Oder schätze ich euch falsch ein und die Antwort ist die ironische Brechstange die ihr ja schon immer mit im Gepäck hattet?
Reimo: Ja weißt Du, man ist immer so alt wie man sich fühlt. Manche Menschen, die wir früher kannten, waren damals schon fertig mit ihrem Leben. Rentnern gleich. Da war alles schon vorgegeben, gesagt oder getan. Wir sehen zu, daß wir uns immer wieder neu erfinden. Und das vor allen Dingen mit Humor. Und da wir mit der Band unterwegs sind, finden wir unsere Inspirationen eben eher in der Nacht, unter Vögeln. Da gibt es dann oft genug und viel zu besprechen. Eben über Dieses und Jenes, wie Du schon sagst. Und wenn Du mich fragst hält das Jung.
Franz: Reimo ist älter als ich! Ha!
Seid ihr humorvolle Menschen?
Franz: Wir denken schon. Sonst hält man so ein Leben nicht aus. Da darf man sich selbst nicht zu ernst nehmen.
Die Ironie ist ein wichtiger Imperativ bei euch und ähnlichen Bands wie Mediengruppe Telekommander, zuletzt von Fraktus auf die konsequente Spitze getrieben. Trotzdem strahlt eure Band Haltung aus. Mehr als so manche die mit der Illusion der Authentizität kokettieren. Habt ihr wirklich Haltung?
Franz: Ironie und Authentizität schalten sich gegenseitig ja nicht aus. Hinter einem ironischen Satz kann ja eine ganz klare und nachvollziehbare Haltung stecken. So wie jeder gute Witz auch immer eine ernste Seite hat. Natürlich gibt es bei uns oft einen ironischen Unterton. Aber wir meinen das auch alles ganz ernst. Da verstecken wir uns nicht hinter. Und Zynisch sind wir schonmal gar nicht. Wir denken, dass uns mit dieser Platte etwas sehr ehrliches gelungen ist. Vielleicht für manche Leute sogar zu ehrlich.
Ist Eure Band Kanalisationen für irgendwas? Falls ja, wofür?
Franz: Na klar. Die Band ist eine Möglichkeit seinen Senf abzugeben.
Alkomerz ist unser Gegenkanal zum grossen Kommerzstrom. Da geht es um Apportation von Bullshit. Das ist unsere persönliche Spiegelung der Lage.
Was macht ihr neben Jeans Team und privat?
Reimo: Nichts. Auf dem Land arbeiten. Wir reisen ja auch viel mit Jeans Team und das ist ja auch privat.
Hat sich Jeans Team als Berliner Weggeh- und Kreativitätsbeitrag eurerseits einfach entwickelt oder hattet ihr von Anfang an ernsthaft einen Blick über die Stadtgrenze hinaus im Auge?
Reimo: Berlin schießt einen immer weg. Das ist ja allen klar. Man weiß nur nicht wie weit oder wohin.
Franz: Jeans Team war immer als internationales Projekt gedacht!
Betrachtet ihr euch als ernsthafte Band mit Soundforscheraspekten oder eher als künstlerisch-sozialwissenschaftliche Beschäftigung mit Pop-, Jugend- & Partykultur?
Franz: Also wissenschaftlich sind wir auf keinen Fall. Aber Klang und Text sind uns beiden sehr wichtig. Der Witz steckt irgendwo dazwischen. Das ist wie mit dem Humor generell. Ein Witz ist nur dann wirklich komisch, wenn er einen ernsten Hintergrund hat. Unsere Texte, die nun wirklich ganz einfach sind, würden ohne die ausgefeilte Produktion einen Teil ihrer Behauptung verlieren.
Am neuen Album sind ja viele Elemente von Stücken anderer vertreten. Eigentlich eine logische Konsequenz im Jeans Team-Konzept (sorry für allfällige eigenmächtige Einschätzung, könnte sich durchvorhergehende Antworten eh schon erledigt haben). Aber schade um Tantiemen, oder?
Reimo: Wees ick nich!
Franz: Na wir haben da ne Coverversion von E Viva Espana drauf. Aber der Rest ist neu. Es gibt natürlich Parallelen zu z.B. Stephan Remmler. Aber das liegt daran, dass wir im Grunde die ganze Zeit an Ihn gedacht haben, als wir Menschen gemacht haben. Seine Solosachen sind ja vollkommen unterschätzt. Das ist ganz tolle Musik. Eigentlich haben wir das Lied für Ihn geschrieben. So ein Umgang mit Einflüssen finde ich normal. Haben wir auch immer so gemacht.
Reimo: Und den Häschen Witz haben wir selber erfunden!
Ich hab euch vor paar Jahren mal auf unsere Bühne am „1. Mai-Fest im Prater“ eingeladen. Bzw. wars glaub ich am Vortrag 30. April wo wir immer das „Open-Air gegen Rassismus“ ausgetragen haben. Erinnerung daran? Kürzlich wart ihr ja auch wieder mal am Fm4-Fest. Überhaupt werdet ihr in meiner Wahrnehmung oft nach Wien eingeladen und seid recht beliebt hier. Wieder was geplant in Zukunft?
Reimo: Wir lieben Wien! Eine super interesannte europäische Hauptstadt. Wir sind sehr froh, daß wir diese Stadt so besuchen können. Im Grunde müssten wir auch in Wien eine Record Release Party machen... . Mit buntem Alkomerz- Programm.
Franz: Ja und natürlich erinnern wir uns ans „1. Mai-Fest im Prater“. Ein grosser Spass!!! Wir mit Euch immer wieder gerne gegen Rassismus!!!