Man kann die Vielzahl der Hendrix-Experten förmlich nörgeln hören: Das gab’s ja über die Jahre mehrfach in unterschiedlicher Ausführung, essentielle Exzerpte davon fanden sich auf dem amtlichen “Lifelines”-Boxset und braucht man das denn überhaupt noch …? Um es kurz zu machen, dreimal ja!
In meinem CD-Regal finden sich drei Versionen dieser Konzertaufzeichnung, mit unterschiedlichstem Artwork, teils in voller Länge und mit variabler Tonqualität. Über die Qualität des an diesem Abend Dargebotenen ließe sich diskutieren – Fakt ist, dass die Chemie in der EXPERIENCE nicht mehr stimmte, Noel Redding eigentlich nur mehr geduldet war und Jimi und Mitch Mitchell sich genüsslich in ellenlange Jams ergingen anstatt das übliche, verhasste “Greatest Hits”-Programm in drei- bis maximal vierminütigen Versionen herunterzuspulen.
Es ist faszinieren zu verfolgen, wie sich die beiden hier nahezu schlafwandlerisch über musikalische Genres hinwegsetzten, wie die Grenzen zwischen Rock, Funk, Psychedelic und ja, auch Jazz verschwammen um ein besonderes, vielleicht einmaliges Klanguniversum zu kreieren. Natürlich reihten sich hier trotzdem Crowd-Pleaser wie “Foxey Lady”, “Purple Haze” und “Voodoo Chile” aneinander, die 12-minütige Version von “Spanish Castle Magic” vermag jedoch am besten die Magie dieser Darbietung zu verdeutlichen. Der Schwanengesang der EXPERIENCE, die achtWochen später Geschichte war.
Jimi’s langjähriger Weggefährte und Sound Engineer Eddie Kramer hat hier einmal mehr einen neuen, genialen Mix von den Mastertapes fabriziert, das vorliegende Tondokument auf Vinyl und CD hört sich im Vergleich zu den eingangs genannten Versionen hammermäßig an. Als Zeitzeuge bot sich keine Geringerer als Billy Gibbons an, der dereinst im Los Angeles Forum im Publikum stand und nun für das Booklet die sehr persönlichen Linernotes verfasste.
Die Fage, ob man “Los Angeles Forum – April 26, 1969” wirklich braucht sollte sich nun wohl erübrigt haben ....